Götterdämmerung – Goldman Sachs schließt Hochfrequenz-Hedgefonds

Die US-Großbank Goldman Sachs hat ihren bekanntesten Computerhandel-Hedgefonds, den Fonds Global Alpha, geschlossen. Der auf automatischem Handel basierende Fonds hatte zu seinen Spitzenzeiten ein Volumen von rund 12 Milliarden Dollar, war aber nach massiven Verlusten von 20% zu Beginn der Finanzkrise vor vier Jahren und mit 13% Verlusten im September – deutlich mehr als vergleichbare Fonds – zuletzt nur noch 1,6 Milliarden Dollar wert.

Der Computerhandel, oder auch Hochfrequenzhandel (High Frequency Trading), steht massiv in der Kritik. Mittlerweile werden bis zu 70% der Börsengeschäfte in den USA und 40% der Aktiengeschäfte in Europa und Deutschland nur noch von Computern gesteuert, die mit speziellen Algorithmen in Bruchteilen von Sekunden minimalste Differenzen auf den Märkten ausnützen wollen. Im Unterschied zu langfristigen Investitionen, die der Realwirtschaft zugute kommen, basiert dieses Geschäftsmodell allein auf der äußerst kurzfristigen Ausnutzung von winzigen Kursunterschieden von Wertpapieren, Derivaten und Rohstoffen an verschiedenen Börsenplätzen. Dabei kommt es jedoch regelmäßig zu kaskadenartigen Kettenreaktionen, die beispielsweise am 6. Mai 2010 einen drastischen Kurssturz an der New Yorker Börse auslösten, bei dem der Dow Jones-Index innerhalb von wenigen Minuten rund neun Prozent seines Wertes einbüsste („Flash Crash“). Das war der größte Kursrutsch der Geschichte innerhalb so kurzer Zeit – ausgelöst durch eine falsche Order, bei der aus Versehen statt Millionen durch ein Verrutschen des Kommas Milliarden wurden. Daraufhin zogen aufgrund der verwendeten Algorithmen Tausende Computer („Händler“) mit und verstärkten dadurch den Trend noch weiter, so dass immer mehr Computer sich der Fehlentwicklung anschlossen. Durch diesen Herdeneffekt wird die gefährliche Volatilität an den Märkten massiv weiter gesteigert.

Aus dem Bundesfinanzministerium hieß es zu dem Hochfrequenzhandel kürzlich: Die potenziellen Risiken des Hochfrequenzhandels gäben Anlass, das Marktgeschehen in diesem Bereich auf „möglicherweise bestehende Regulierungslücken“ zu prüfen. Ähnlich auch Bundespräsident Christian Wulff im April auf dem Deutschen Bankentag: An den Börsen sei zu überlegen, ob nicht eine „Entschleunigung“ besser wäre. Im Februar hatte bereits der Vorstand der Bundesbank eine Regulierung des Computerhandels gefordert. Auch die EU-Kommission hat im Rahmen der laufenden Überarbeitung der Finanzdienstleistungsrichtlinie Mifid eine stärkere Regulierung angemahnt. Und sogar Deutsche Bank Chef Ackermann hatte jüngst eine Regulierung dieses Geschäftsbereichs gefordert, allerdings lediglich über eine Selbstverpflichtung.

Die US-Regulierungsbehörde Finra und die der Finra übergeordnete Börsenaufsicht SEC haben bereits mit Ermittlungen zu dem Flash Crash vom Mai 2010 und zum Hochfrequenzhandel allgemein begonnen und von Handelsfirmen Informationen über Algorithmen angefordert. Es soll untersucht werden, ob Händler Preise manipulierten, Kursausschläge begünstigten oder Betrug begingen, in dem sie den Markt mit Aufträgen fluteten, die sie gleich darauf wieder stornierten.

Nach dem Schritt von Goldman Sachs rechnen nun einige Insider bereits mit einem Total-Aus der Sparte, oder zumindest mit einem Ausstieg der Bank aus diesem Geschäftsbereich. Die US-Bank lehnte jedoch eine Stellungnahme vorerst ab.
 

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