Stellenbesetzungen dauern im Osten erstmals länger als im Westen

2012 waren in den alten Bundesländern Stellen nach spätestens 75 Tagen besetzt. Im Vergleich dazu mussten Arbeitgeber in den neuen Bundesländern 86 Tage auf ihre neue Fachkraft warten. Damit dauerten Stellenbesetzungen im Osten erstmals länger als im Westen. Das geht aus einer repräsentativen Arbeitgeberbefragung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hervor.

Zu geringe Bewerberzahl als größte Herausforderung

Auch der Anteil der Stellenbesetzungen, die nach Angabe der Betriebe mit Schwierigkeiten verbunden sind, ist in Ostdeutschland gestiegen und liegt inzwischen höher als im Westen. Wichtigster Grund hierfür ist den Betrieben zufolge eine zu geringe Bewerberzahl. Als zweitgrößtes Problem wird die mangelnde Qualifikation der Bewerber genannt. Zudem spielten Uneinigkeit zwischen Arbeitgeber und Bewerber bezüglich Lohn oder Arbeitsbedingungen eine Rolle. Insgesamt gab es bei 35 Prozent der Neueinstellungen im Osten und 32 Prozent im Westen Schwierigkeiten bei der Stellenbesetzung.

Bei Stellenbesetzungen inzwischen deutlich kompromissbereiter

„In Ostdeutschland müssen sich Betriebe vor allem auf strukturelle Probleme einstellen. Dort macht sich die ungünstige demografische Entwicklung deutlich bemerkbar. Dagegen wird der Personalbedarf in westdeutschen Betrieben aufgrund der höheren Exportabhängigkeit derzeit eher von weltwirtschaftlichen Schwankungen beeinflusst“, stellen die IAB-Forscher fest. Sie schreiben in ihrer Studie: „Bei der zunehmenden Konkurrenz um Fachkräfte zeigen die Betriebe Kompromissbereitschaft“. Im Jahr 2012 machten die Arbeitgeber bei jeder fünften Neueinstellung Kompromisse hinsichtlich Qualifikation, Berufserfahrung oder Lohn.

Zahl der Neueinstellungen weiterhin auf hohem Niveau

Mit insgesamt 4,4 Millionen Neueinstellungen in Westdeutschland und 900.000 in Ostdeutschland verbleibt die Zahl der Neueinstellungen auch 2012 auf hohem Niveau, erklären die Nürnberger Arbeitsmarktforscher. Die meisten Neueinstellungen gab es im Bereich der sogenannten „Sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen“ (1,3 Millionen). Dazu gehören neben den Zeitarbeitsfirmen unter anderem Sicherheits-, Hausmeister- und Reinigungsdienste, Reiseveranstalter sowie der Garten- und Landschaftsbau. Vergleichsweise viele Einstellungen erfolgten darüber hinaus im Gesundheits- und Sozialwesen (631.000), im Bereich Handel und Reparatur (588.000) sowie im Gastgewerbe (369.000). Diese vier Wirtschaftsbereiche machten zusammen mehr als die Hälfte aller Neueinstellungen aus.

(cs mit Informationsmaterial des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung)

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Hintergrundinformationen:

Die Studie beruht auf der „IAB-Erhebung des Gesamtwirtschaftlichen Stellenangebots (EGS)“. Mit der repräsentativen Arbeitgeberbefragung werden regelmäßig die Stellenbesetzungsprozesse in Deutschland untersucht – auch bei jenen Stellen, die nicht den Arbeitsagenturen gemeldet werden. Im vierten Quartal 2012 lagen Antworten von 14.000 Arbeitgebern aller Wirtschaftsbereiche vor. Von diesen hatten 9.000 Betriebe mindestens eine Neueinstellung im Jahr 2012.

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