Industrielle Forschung im Aufwind

Die industrielle Forschung in Deutschland expandiert. Sowohl die Zahl der forschenden Unternehmen als auch die Aufwendungen für Forschung und Entwicklung und die Beschäftigung in diesem Bereich haben im vergangenen Jahrzehnt deutlich zugenommen. Forschende Unternehmen sind auch deutlich produktiver als nicht forschende. Dies ergibt eine aktuelle Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin). „Die Industrieforschung ist heute breiter aufgestellt als vor einem Jahrzehnt“, sagt Studienautor Alexander Eickelpasch. „Die forschungsschwächeren Branchen sowie kleine und mittlere Unternehmen holen auf. Dazu dürfte auch die staatliche Förderung beigetragen haben.“

Die Aufwendungen für Forschung und Entwicklung (FuE) sind zwischen 2000 und 2010 pro Jahr durchschnittlich um 3,8 Prozent gewachsen, wenn auch nicht kontinuierlich. So ging der FuE-Aufwand im Zuge der Finanz- und Wirtschaftskrise im Jahr 2009 stark zurück und nahm danach aber wieder zu. Die Aufstockung der staatlichen Förderung im Rahmen des Konjunkturpakets dürfte dazu beigetragen haben. Im Jahr 2010 wurden 3,7 Prozent der FuE-Aufwendungen vom Staat finanziert. Gut 90 Prozent des gesamten FuE-Aufwands entfallen auf die vier forschungsintensivsten Branchen, wobei die Kfz-Industrie mit 18 Milliarden Euro oder knapp 39 Prozent den höchsten Aufwand betreibt. Auch der Maschinenbau, die chemische Industrie und die Elektrotechnik gehören zu den traditionell forschungsstarken Wirtschaftszweigen. Allerdings hat sich deren FuE-Aufwand seit 1999 wenig geändert, während forschungsschwächere Branchen wie die Kunststoffindustrie oder die Metallerzeugung sowie die kleinen und mittleren Unternehmen ihren Forschungsaufwand deutlich erhöht haben. Forschende Unternehmen leisten einen hohen und zunehmenden Beitrag zur Produktion und zur Beschäftigung in der Industrie. Sie erwirtschaften insgesamt rund zwei Drittel der industriellen Produktion und beschäftigen 59 Prozent der Industriebeschäftigten. Forschende Unternehmen in forschungsschwachen Branchen und kleinere forschende Unternehmen haben prozentual mehr zugelegt als solche in forschungsstarken Branchen und mehr als die Großunternehmen.

Forschende Unternehmen sind in der Regel deutlich produktiver als nicht forschende. Im Jahr 2010 betrug der Produktivitätsvorsprung – gemessen an der Pro-Kopf-Wertschöpfung – 57 Prozent. „Die Schere zwischen forschenden und nicht forschenden Unternehmen öffnet sich weiter“, so DIW-Experte Eickelpasch. Dabei fällt auf, dass der Vorsprung der forschenden Unternehmen wenig von Branche und Unternehmensgröße abhängt. Auch Unternehmen in forschungsschwächeren Branchen sowie kleine und mittlere forschende Unternehmen sind wesentlich leistungsstärker als nicht forschende Unternehmen und konnten ihre Produktivität in den letzten Jahren mit Ausnahme der Krisenzeit steigern.

Weiterführende Informationen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin):

– Im DIW-Wochenbericht 35/2012 | PDF, 307.73 KB

– Interview mit Alexander Eickelpasch | MP3, 2.49 MB

 

Kennen Sie schon die Leinwände von Inspiring Art?