„Innovationen fangen immer mit einer Entscheidung an“ – Christoph Burkhardt im Interview

Innovationen sind keine Frage des Könnens, sondern eine Frage des Wollens: Nur wer neugierig ist und neugierig bleibt, nach kreativen Lösungen für Probleme sucht und dabei über den eigenen Tellerrand hinausblickt, wird Innovatives entwickeln. Aber die Fähigkeit, Innovationen auf den Weg zu bringen, ist auch eine Frage der Einstellung, weiß der Innovationspsychologe Christoph Burkhardt. Mindestens eine ebenso große Rolle spielt aber das organisationale und strukturelle Umfeld.

Auf der GSA Convention 2015 hält Christoph Burkhardt am Freitag, 11. September ab 16.30 Uhr einen Workshop zum Thema „Schneller, mutiger und 3 Schritte voraus“.

 

„Für Innovationen braucht man Mut“

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Auch Speaker müssen sich an neue Rahmenbedingungen infolge der Digitalisierung anpassen. (Bild: © Christoph Burkhardt)

Hallo Herr Burkhardt, die Digitalisierung verändert alle Branchen und Märkte. Welchen Einfluss hat sie auf die Speaker?

Speaker sind Experten. Sie handeln also mit Informationen. Die tatsächliche Revolution, die sich durch Informationstechnologie ergibt, betrifft mehr die „Information“ als die „Technologie“. Der Job eines Speakers, Trainers oder Beraters ist, aus Informationen Wissen zu machen und auszuwählen, was wann wie relevant ist. Unser Publikum wird in Zukunft mit immer mehr Informationen vor uns sitzen, weil sich der Zugang durch die Digitalisierung exponentiell vereinfacht. Da stehen wir übrigens noch ganz am Anfang, auch wenn sich das anders anfühlt. Aber mit mehr Informationen wächst der Druck auf Speaker zu erklären, warum beispielsweise Unternehmen in bestimmten Märkten ihre Strategien ändern müssen. Wer in Zukunft nur erklärt, was und wie zu tun ist, wird entweder ignoriert oder angegriffen. Gleichzeitig bekommen Content Experten – und das sollten alle Speaker sein – die Chance, auf sehr vielen digitalen Kanälen Wissen zu verbreiten. Wenn heute noch häufig das Wissen den Speaker verkauft (Content Marketing) wird in Zukunft der Speaker Wissen verkaufen.

Wie kann man sich schon heute auf die Herausforderungen der Zukunft vorbereiten?

Nicht nur globale Großkonzerne brauchen Strategien, wir alle brauchen Strategien. Ganz besonders vernachlässigen viele ihre Innovationsstrategie. Die beginnt mit der Entscheidung Weiterentwicklung, Fortschritt und das Generieren von Ideen und Innovationen zum Tagesgeschäft zu machen. Es war noch nie so einfach, sich selbst und sein Portfolio weiter zu entwickeln. Um uns effektiv auf die Zukunft vorzubereiten, müssen wir verstehen, dass Lernen viel wichtiger ist als Planen. Gleichzeitig brauchen wir Fähigkeiten, die uns anpassungsfähiger machen, also dafür sorgen, dass wir schnell Lösungen finden, ganz egal welche Probleme da auf uns zukommen.

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Christoph Burkhardt ist Innovationspsychologe: „Innovationen sind eine Frage des Mindsets.“ (Bild: © Christoph Burkhardt)

Sie sind Innovationspsychologe. Ist es eine Frage der Psyche, ob man sich auf Innovationen und die Zukunft offen einlässt?

Das ist tatsächlich zum großen Teil eine Frage des Mindsets. Und es hat nur sehr wenig mit Talent zu tun. Innovation fängt immer mit einer Entscheidung an. Habe ich den Mut, außerhalb meiner Komfortzone zu denken und zu arbeiten oder nicht? Menschen, die eine Entscheidung für Innovation treffen, sind kreativer im Problemlösen, weil sie es wollen. Das hat mit Können nichts zu tun. Menschen sind von Natur aus sehr kreativ, wir sind Genies, wenn wir auf die Welt kommen. Und dann trainieren wir uns das kreative Denken ab. Und das ziemlich effektiv. Schuld daran sind aus der Zeit der Industrialisierung stammende Bildungskonzepte und mittelalterliche Organisationsstrukturen, die immer noch viele Unternehmen für sinnvoll halten. Und da wird es kompliziert. Denn neben meinem Mindset sind die anderen großen Faktoren für Innovationskraft: erstens die Innovationskultur, in der ich mich bewege, regional und organisational, zweitens die Strategie, also die Frage nach dem Zweck von Innovation (Profit ist kein nachhaltiger Zweck), drittens das Leadership, mit Weitsicht statt Kontrolle und schließlich die Dynamik des Marktes, in dem ich mich bewege.

Die sich schnell wandelnden Märkte fordern einerseits Innovationen, andererseits beinhalten Innovationen auch immer ein Risiko. Planungssicherheit und höhere kurzfristige Gewinne versprechen kontinuierliche Verbesserungen. Ein Dilemma – wie lässt es sich lösen?

Stellen Sie sich vor, Sie besitzen eine Hotelkette und Sie optimieren Ihre Hotels kontinuierlich, Ihre Umsätze steigen. Jedes zusätzliche Feature und jeder Service, den Sie vor Ihrer Konkurrenz hinzufügen, macht Sie profitabler. Bis irgendwann der zusätzliche Nutzen, den Sie Ihren Kunden bieten, die Kosten nicht mehr rechtfertigt. Dann wachen Sie eines morgens auf und Sie sind zahlungsunfähig. Der Grund? Die größte Hotelkette der Welt hat sich rasant an Ihren Standorten ausgebreitet und schlägt Sie in Preis und Geschwindigkeit. Das Interessante: diese Hotelkette heißt Airbnb und besitzt kein einziges Hotel. Eine App, die es Privatleuten ermöglicht, Zimmer und Wohnungen an andere Privatleute zu vermieten, hat den Markt übernommen. Das gleiche passiert Taxifahrern mit Uber, Filmproduzenten mit Netflix und Autovermietungen mit autonomen Fahrzeugen. Deutsche Unternehmen sind ganz besonders gefährdet, sich zu sehr an der eigenen Branche zu orientieren. In Zukunft werden nur die überleben, die in einer klaren Innovationsstrategie die Balance schaffen zwischen „Exploration“ (völlig neue Wege gehen) und „Exploitation“ (durch Verbesserung alles herausholen).

Was können die Teilnehmer Ihres Workshops auf der GSA Convention 2015 lernen?

Wir werden uns im ersten Schritt ansehen, was gerade in der Welt passiert. Der Bigger Picture Ansatz sorgt dafür, dass Sie Verbindungen sehen, die vorher noch keiner gesehen hat. Dann werden Sie Strategien kennenlernen, mit denen Sie Ihre eigenen Ideen zukunftsfähig machen. Und schließlich werden Sie Ihre persönliche Innovationsstrategie im Alltag integrieren. Alles in allem ein Kick Off Workshop für Ihre Innovationsstrategie mit Inspiration und hohem Tempo, so dass Sie mit dem richtigen Mindset auch in Zukunft einen Schritt vorausbleiben.

Lieber Herr Burkhardt, herzlichen Dank für das Gespräch. Ich wünsche Ihnen viel innovative Ideen und Einblicke auf der GSA Convention.

Das Interview führte Katja Heumader, Redakteurin AGITANO.

Hinweis der Redaktion

Die GSA Convention 2015 findet von 10. bis 12. September in München statt.

Wenn Sie an der GSA Convention 2015 (10. bis 12. September in München) teilnehmen möchten, können Sie sich unter http://www.germanspeakers.org/convention-anmeldung.html anmelden.

Sie wollen als Aussteller auf der GSA Convention 2015 dabei sein? Weitere Informationen dazu finden Sie unter http://www.germanspeakers.org/convention-aussteller-2015.html.

 

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Bild: © Christoph Burkhardt

Über Christoph Burkhardt

Christoph Burkhardt ist Innovationspsychologe und Managing Director (Innovation) der New Yorker Columbia Leadership Group. Er lebt in San Francisco, Kalifornien und berät Unternehmen weltweit zu Innovationsstrategien, kreativer Führung und Innovationskultur. Als inspirierenden Redner hat ihn die German Speakers Association 2014 mit dem Newcomer Award ausgezeichnet. Sein Buch „Durchbruch“ erklärt, warum gute Ideen kein Zufall sind.
Kontakt: mail@christoph-burkhardt.com oder via Twitter @chburkhardt

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