Interview mit Dr. Josef G. Böck zu Veränderungsbereitschaft und Mitarbeitermotivation

Im Vorfeld des am 04.08.2011 bei der IHK Oberbayern stattfindenden 54. Roundtable des MUK-IT zum Thema „Führung und Motivation“ mit dem Keynote-Vortrag von Erfolgsautor und Querdenker Dr. Peter Kreuz wurden ausgewählte Unternehmer über Ihre Veränderungsbereitschaft und Mitarbeitermotivation interviewt. Damit wird Interessierten ein Einblick in den MUK-IT gewährt. Unternehmer, die nicht aus der IT-Branche kommen, können kostenfrei am Roundtable teilnehmen.

Das erste Interview wurde mit Dr. Josef G. Böck, Vorstand der Singhammer IT Consulting AG, durchgeführt.

1. Bitte stellen Sie sich kurz vor.

Mein Name ist Josef Böck. Ich bin seit 1997 Vorstand bei Singhammer IT Consulting und war davor Geschäftsführer bei Singhammer Datentechnik GmbH, aus der mein jetziges Unternehmen im Rahmen eine MBO hervorgegangen ist. Zu Singhammer kam ich nach Studium und Promotion an der Universität Augsburg. Meine Hauptaufgabe bei Singhammer ist das Coaching der Kollegen und die Repräsentation unseres Unternehmens nach außen.

2. Unternehmen unterliegen permanent einem Wandel und müssen sich regelmäßig auf neue Veränderungen einstellen. Wie stellen Sie sich als Unternehmen darauf ein und wie gehen Sie in Ihrem Unternehmen mit Veränderungen um?

Wir gehen mit wachen Augen durch die Welt und sind sensibel für alles, was wir bei Kunden, Interessenten oder Herstellern sehen. Wir bewerten in regelmäßigen Runden die Befunde und entscheiden, ob und wie wir darauf reagieren. Intern sind wir grundsätzlich nie mit dem aktuellen Zustand der Organisation zufrieden, sondern setzen immer wieder Projekte auf, um uns weiterzuentwickeln. Wenn man wach durchs Unternehmen geht, findet man immer Dinge, die man besser machen kann.

3. Gelebte Veränderung erfolgt sehr stark über die interne und externe Kommunikation. Wie wird Kommunikation bei Ihnen im Unternehmen gelebt?

Wir haben aktive und passive Kommunikationsmittel. Zu den aktiven gehören quartalsweise Treffen aller Kollegen mit Berichten aus allen Teams zur aktuellen Situation und zu den anstehenden Herausforderungen. Aktiv ist auch unsere regelmäßige 360-Grad-Beurteilung, an der sich jeder Kollege beteiligt. Aus dieser ergeben sich immer Initiativen fürs Tagesgeschäft, über deren Ergebnisse wir regelmäßig in Teamsitzungen berichten. Zur passiven Kommunikation gehört unser internes Portal, in dem immer aktuelle Informationen zu Strategie, Status aktueller Projekte und Details zur Organisation von Prozessen veröffentlicht sind.

4. In vielen Managementbüchern wird eine partizipative Unternehmensführung empfohlen. Welche Form der Unternehmensführung pflegen Sie in Ihrem Unternehmen und welche Erfahrungen haben Sie damit gemacht?

Ich würde unser System nicht partizipativ, sondern dezentral nennen. Kollegen übernehmen komplett eigene Verantwortung im Rahmen einer vorher grob abgesteckten Aufgabe. Jeder muss theoretisch immer in der Lage sein, über seine Schritte und Entscheidungen zu berichten und Rechenschaft über den Erfolg abzulegen, ist aber in der Wahl der Wege völlig frei – so lange sie zur Kultur unseres Hauses passen. Diese Kultur hat jeder internalisiert. Wenn man sich mal nicht sicher ist, berät man sich mit Kollegen. Alle hier im Haus sagen, dass sie diese Art für einen unserer wichtigsten Pluspunkte halten.

 

5. Mitarbeiter sind ein zentraler Wertschöpfungsfaktor und -treiber in Unternehmen? Wie schaffen Sie es, Ihre Mitarbeiter zu motivieren und zu Höchstleistungen zu führen“?

Wir sind überzeugt, dass wir Kollegen nur dann anstellen dürfen, wenn sie von sich aus motiviert sind. Wir geben jedem neuen Kollegen immer diesen Vertrauensvorschuss. Als Teamleiter und Coaches müssen wir alles tun, um diese Eigenmotivation nicht zu stören und zu Produktivität werden zu lassen. Höchstleistungen erzielen wir, indem Junge sich vom Vorbild der Erfahrenen was abschauen können; indem wir in schwierigen neuen Situationen Kollegen coachen und ihnen die Sicherheit geben, dass Fehler zum Alltag gehören und wir mit Fehlern richtig umgehen können. Wir freuen uns gemeinsam und feiern Gelegenheiten, wenn Einzelpersonen oder Teams etwas besonders gut gelungen ist.

6. Wie sieht bei Ihnen konkret die Wertschätzung von Mitarbeitern aus

Jeder soll das Gefühl haben, einen ganz besonderen, nicht mit anderen vergleichbaren Beitrag zum Unternehmenserfolg leisten zu können. Niemand im Unternehmen hat exakt dieselbe Rolle, da auch die Persönlichkeiten sehr unterschiedlich sind. Ab dem Moment der Entscheidung für einen neuen Kollegen entwickeln wir ganz individuelle Einarbeitungs- und Entwicklungspfade. Wir berücksichtigen persönliche Wertordnungen, die z.B. zu einer Vielzahl von Arbeitszeitmodellen geführt haben.

7. Wie investieren Sie in Ihre Mitarbeiter und was hat sich für Sie als positiv herausgestellt?

Wir behandeln jeden als Einzelpersönlichkeit – mit allen Konsequenzen. Wir statten alle geduldig mit dem erlernbaren Handwerkszeug aus, das für die Erfüllung einer Aufgabe notwendig ist. Das Ergebnis ist hohe Kollegenzufriedenheit und praktisch null Fluktuation.

 

Dr. Josef G. Böck, Vorstand der Singhammer IT Consulting AG

Zur Person:

Josef G. Böck, Jahrgang 1957. Studium der Anglistik/Amerikanistik und Geschichte an den Universitäten Augsburg, Swansea/Wales und Forschungsstipendium für Berkeley/USA. Promotion in Amerikanistik in Augsburg 1987. Von 1987 bis 1997 bei Singhammer Datentechnik GmbH, Geschäftsführer seit 1994 für Dienstleistungen und Finanzen. Seit Ende 1997 Vorstand der Singhammer IT Consulting AG. Mitglied im Board of Directors von Graphisoft/Ungarn. Ehrenamt als Handelsrichter am Landgericht München I. Mitglied des Microsoft Partner Satisfaction Council und des Microsoft Partner Advisory Council ISVs Europe.

 

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