Ist der Papst ein Grüner?

… aus der wöchentlichen Kolumne von Dr. Franz Alt.

Von der Rede des Papstes im Bundestag war zuvor nicht viel Gutes erwartet worden, aber dafür gab es viele heftige Befürchtungen. Etwa 100 Abgeordnete waren deshalb gleich weg geblieben.

Und dann die Überraschung: Der 84-Jährige preist die Demokratie wie einst Günter Grass, lobt den Rechtsstaat wie es Liberale nicht besser können und schwärmt geradezu von der deutschen Umweltbewegung als wolle er Bundespräsidentenkandidat der Grünen werden.

Benedikt XVI. betont die Bedeutung eines „Schöpfergottes“ für die Freiheit des Menschen, aber auch für den freiheitlichen Rechtsstaat. Er unterstützt „die ökologische Bewegung in der deutschen Politik seit den 70-iger Jahren“. Diese Bewegung sei wie „ein Schrei nach frischer Luft“ gewesen.

Und: „Der Wille des Menschen ist dann recht, wenn er auf die Natur hört und sie achtet.“ Jungen Menschen sei bewusst geworden, dass „irgendetwas in unserem Umgang mit der Natur nicht stimmt.“

„Achtung vor allem Leben“ hat der Protestant und Säulenheilige der Umweltbewegung Albert Schweitzer dieselben Überlegungen schon in der Mitte des letzten Jahrhunderts genannt. Der Papst jetzt im Bundestag: „Von der Überlegung eines Schöpfergottes her ist die Idee der Menschenrechte, die Idee der Gleicheit aller Menschen vor dem Recht, die Erkenntnis der Unantastbarkeit der Menschenwürde in jedem Menschen und das Wissen um die Verantwortung der Menschen für ihr Handeln entwickelt worden“.

Er ergänzte: „Wir müssen die Sprache der Natur hören und entsprechend antworten.“ Das ist eine neue, erfrischende ökologische Theologie aus dem Munde eines konservativen Kirchenoberhaupts. Wir geben uns „Klima und Licht“ nicht selber, sondern beziehen beides „aus der weiten Welt Gottes.“

Ob dieser Erkenntnis nennt der Leitartikler der Süddeutschen Zeitung, Heribert Prantl, Benedikt XVI einen „grünen, aufgeklärten Papst“. Dieser sprach von der Erde, die „ihre Würde in sich trägt“.

Wer als Papst so grün spricht, bleibt sicherlich ein Schwarzer, aber hat sich damit als grüner Schwarzer geoutet. Der grün-schwarze Benedikt hat nicht nur Grünen und Schwarzen, sondern auch Liberalen und Sozialisten Denkanstöße gegeben.

Quelle: © Franz Alt 2011

 

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