Jeder sieht mal rot – richtig kritisieren

Wenn Mitarbeiter Fehler machen, dann wird man als Chef schon mal wütend. Aber Ausflippen hilft niemandem – Ihre Mitarbeiter werden demotiviert und gedemütigt, Sie selbst machen sich womöglich lächerlich und gefährden die vertrauensvolle Zusammenarbeit in Zukunft. Kritik ist manchmal notwendig – aber man sollte einige Regeln beachten, damit sie nicht das Arbeitsverhältnis kaputt macht.

In ihrem heutigen Beitrag zur zweiwöchig erscheinenden Kolumne “Anders denken” gibt Nicola Fritze Tipps, wie Sie richtig kritisieren.

Fehler kritisieren – aber sachlich

Der wichtigste Kunde abgesprungen, weil die entscheidende E-Mail einen Tag zu spät vom Angestellten abgeschickt wurde? Schlechte Presse bekommen, weil Interna durch die Gerüchteküche nach außen gedrungen sind? Hat das Sekretariat aus Versehen zwei wichtige Meetings auf denselben Termin gebucht?

Wenn Mitarbeiter etwas richtig vergeigen, eine Aufgabe komplett in den Sand setzen, kann es schwer fallen, sich in der Wut zu zügeln. Das sind Momente, in denen es nicht reicht, etwas in der nächsten Feedbackrunde anzusprechen oder ein motivierend-freundliches Gespräch mit Verbesserungsvorschlägen zu führen. Am liebsten würden Sie schnurstracks Ihrem Ärger Luft machen. Atmen Sie jetzt durch. Kritik ist wichtig, aber noch wichtiger ist richtige und gute Kritik. Die Fähigkeit zum Kritisieren gehört zu den zentralen Skills einer Führungspersönlichkeit.

Trotz angestauter Emotionen sollten Sie stets wissen, was ein Wutausbruch vor Angestellten zur Folge hat – sowohl psychologisch als auch für die zukünftige Effizienz bei der Arbeit.

Achtung: Kritik demütigt

Niemand wird gern kritisiert, erst recht nicht auf emotionsgeladene Weise. Das hat Gründe: Kritik, die nicht gut genug vorbereitet ist, kann sehr demütigend wirken und langfristige Auswirkungen auf die Motivation haben. Sie kann Angst auslösen und soziale Beziehungen negativ beeinflussen. Denken Sie immer daran, dass Sie Menschen vor sich haben – die Menschen sollten Sie niemals kritisieren, nur Ihre Handlungen. Denn sobald Sie auf die persönliche Ebene abrutschen, ist Ihre Kritik nicht nur ungerechtfertigt, sie nagt auch besonders am Selbstwertgefühl Ihres Gegenübers. Und das wirkt sich unmittelbar negativ auf Arbeitsergebnisse aus.

Darum sollten Sie sich immer die Zeit nehmen, zu überlegen, was genau Sie kritisieren möchten. Und ebenso: was nicht. Sie werden es sich selbst später danken.

Wie kritisieren Sie richtig? 4 Tipps

  1. In hitzigen Momenten neigen Menschen dazu, zu verallgemeinern. „Das machen Sie jedes Mal falsch!“ oder „Immer sind Sie so zerstreut!“ kann einem schon einmal herausrutschen. Das löst eine Abblock-Reaktion aus, führt beim Gegenüber zu Trotz und kann verletzend sein. Beziehen Sie sich immer nur auf eine gezielte Angelegenheit. Trotzdem: Es ist normal und in Ordnung, dass der/die Kritisierte sich verteidigt – akzeptieren Sie das und sehen Sie es als menschlichen Reflex.
  2. Oft greift man Menschen verbal an, dabei geht die Essenz der Kritik verloren. Beziehen Sie sich lieber auf sich selbst, auf Ihre eigenen Erwartungen, Gefühle und Eindrücke von der Situation. Sprich: Lieber „Ich bin enttäuscht, dass diese Situation in dieser Art stattgefunden hat“ als „Das haben Sie falsch gemacht“.
  3. Es sollte zu einer Maßregelung immer ein Vorschlag zur Verbesserung gehören, damit die Kritik konstruktiv wird. Wenn wirklich ein Fehler unterlaufen ist und Ihr Mitarbeiter am Ende wie ein begossener Pudel dasteht, haben Sie Ihr Ziel nicht erreicht.
  4. Notfalls: hinterher entschuldigen. Jeder flippt mal aus. Es kann passieren, dass Sie hinterher bestimmte Dinge bereuen, die Sie in Ihrer Wut gesagt haben. In dem Fall sollten Sie auch gerade aufgrund Ihrer Führungsverantwortung eine Entschuldigung in Erwägung ziehen. Das ist nicht leicht, aber zwischenmenschlich sehr wichtig. Sie werden Respekt unter Ihren Angestellten genießen, wenn Sie für Ausrutscher geradestehen können.
Nicola Fritze / Motivation / Stress / Alltag, Egoismus, Aufschieberitis
Deutschlands Motivationsfrau und SHEnote-Speaker (© Bild: Nicola Fritze).

Über Nicola Fritze

Seit 2001 ist Nicola Fritze vielgefragte Rednerin und Trainerin zu den Themen Persönlichkeitsentwicklung und Motivation. Ihre erfolgreichen Audio-Podcasts „Abenteuer Motivation“ und „Fritze-Blitz“ inspirieren seit 2006 regelmäßig über 30.000 Abonnenten. Sie gehören zu den erfolgreichsten deutschsprachigen Hörsendungen zum Thema Persönlichkeitsentwicklung. Im Februar 2013 erschien ihr neues Buch „Motivier Dich selbst – sonst macht’s ja keiner!“ (SüdWest, 16,99 €) Darin zeigt Nicola Fritze 50 praxisnahe und effektive Methoden auf, wie Lebensfreude und Motivation langfristig zu steigern sind. Weitere Informationen sowie ihre beiden erfolgreichen Hörsendungen finden Sie auf www.nicolafritze.de.

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