Krisengewinnler: Kartellamt will gegen Benzinoligopol vorgehen

Ölindustrie und Finanzjongleure nutzen Libyenkrise zur Abzocke:
Libyen produzierte bis vor kurzem noch 1,6 Mio. Barrel Öl pro Tag. Aufgrund der bürgerkriegsähnlichen Unruhen sind die Exporte jedoch nahezu auf null zurückgegangen. Sowohl Saudi-Arabien als Einzelstaat als auch die Organisation Erdölexportierender Länder (OPEC) haben angekündigt, etwaige Lieferausfälle durch eine erhöhte Produktion zu ersetzen – Kapazitäten sind genügend vorhanden. Dies war auch der Tenor eines Aufrufs der Internationalen Energieagentur (IEA) an die OPEC vom Donnerstag. Die IEA verfügt ihrerseits über Reservevorräte von insgesamt 1,6 Mrd. Barrel Öl. Aus der Pressemitteilung heißt es: „Sowohl die Konsumenten als auch die Produzenten verfügen über Mechanismen, die adäquate Öllieferungen auf den Markt ermöglichen.“ Als Krisengewinner gerieren sich wieder einmal die großen Ölmultis und vor allem die Spekulanten und Zwischenhändler an den Spotmärkten: Allen voran verkündet diesmal die Investmentfirma Nomura Holdings, der Ölpreis könnte von real 80 Dollar pro Barrel, über derzeit krisenbedingte 113,98 Dollar (Montagmorgen) auf über 220 Dollar ansteigen – die Förderkosten erhöhen sich dabei um keinen Cent, die Gewinne verbleiben zu 100% bei den die Situation ausnützenden Förderern und Groß- wie Zwischenhändlern. Der Vorsitzende des Verbandes der russischen Erdöl- und Erdgasproduzenten, Gennadi Schmal: „Nach meiner Ansicht haben die wichtigsten Marktakteure die Möglichkeit, die Preise zu halten. Die OPEC hat große Reserven (beispielsweise Saudi-Arabien). Niemand außer den Spekulanten ist interessiert an hohen Preisen. Falls der Ölpreis jedoch auf über 200 US-Dollar steigt, wird er nicht lange auf diesem Niveau bleiben – höchstens anderthalb Monate. Koordinierte Schritte der OPEC- und anderer Länder werden helfen, den Preis auf dem notwendigen Niveau zu halten.“ Jedoch sollten diese Aussagen und Vorgänge zum Nachdenken der Politik und der Verbraucher über den Missbrauch der Marktmacht der hierfür verantwortlich Zeichnenden anregen. Staatliche Preiskontrollen ähnlich einer Preisgrenze wie bei unserem marktwirtschaftlichen Musternachbarn Luxemburg (gegen jegliche Vorwürfe des „Sozialismus“ erhaben), sowie eine jüngst auch auf dem G8-Gipfel von Sarkozy und Merkel geforderte Eingrenzung der Spekulation ist dringend erforderlich.

 

Kartellamt will gegen Benzinoligopol vorgehen:
Aufgrund hartnäckiger Zweifel an der Effizienz des Preiswettbewerbs an den Tankstellen ermittelt nun das Bundeskartellamt. Kartellamtspräsident Mundt gab einen ersten Zwischen bericht: Demnach vermutet das Kartellamt, dass im deutschen Benzinmarkt wenige Anbieter das Preisgeschehen zum Schaden der Verbraucher diktieren. „Wir gehen davon aus, dass die Sektoruntersuchung am Ende unsere Schlussfolgerungen zu einem marktbeherrschenden Oligopol für die Branche untermauert.“ Die Untersuchungen laufen bereits seit zwei Jahren und wurden in den letzten Monaten intensiviert. Mundt ist „guter Hoffnung“, im Sinne der Verbraucher etwas gegen den Machtmissbrauch zu unternehmen. „Wir sind noch nie so in die Tiefe gegangen wie diesmal.“ Zum Vergleich: Der Spritpreis liegt auf dem Niveau von 2008, als der Ölpreis spekulationsgetrieben auf 150 Dollar hochschnellte, obwohl der Ölpreis derzeit jedoch "lediglich" bei 110-115 Dollar liegt.

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