Kultur und langfristige Unternehmenssicherung

… aus der neuen AGITANO-Themenserie „Culture Eats Strategy For Breakfast – Aktive Steuerung der Unternehmenskultur im Zentrum moderner Unternehmensführung“ mit dem Executive Coach und Begleiter von ganzheitlicher Unternehmensentwicklung, Franz Neumeyer: Erfahren Sie zum Start der Reihe, welche Bedeutung die (Unternehmens-) Kultur für die langfristige Unternehmenssicherung besitzt.

Wozu soll sich der Inhaber, Geschäftsführer oder ein Mitglied des Führungsteams eines mittelständischen Unternehmens mit der Unternehmenskultur beschäftigen? Obwohl Peter Drucker, ehemaliger Consultant Guru, bereits in den 90er Jahren ein Verfechter des Zitats „Culture eats strategy for breakfast“ war, erhält die damalige Aussage erst in den letzten Jahren mehr Bedeutung  in der Unternehmensführung. In einer Studie der Wirtschaftswoche (2013)* sprachen sich 75 Prozent  der befragten Teilnehmer dafür aus, dass die „Unternehmenskultur eklatant wichtig ist für den Erfolg eines Unternehmens“. 93 Prozent sind sich sicher, dass sie in der Zukunft einen noch höheren Stellenwert einnehmen wird.

Warum ändert sich das gerade?

Immer mehr Führungskräfte kommen zu der Erkenntnis, dass das rein materielle, betriebswirtschaftliche Modell des „Unternehmens als Maschine“ nicht mehr zeitgemäß ist, da es den Menschen ausblendet. Es reicht daher heute immer weniger, sich nur um handfeste und greifbare Dinge wie Strategien, Strukturen oder Prozesse zu kümmern. Auch die weniger konkreten und unsichtbaren Aspekte wie die gemeinsamen Werte, intrinsische Motivationen oder ungeschriebene Gesetzte, die das Verhalten und das Miteinander der Menschen definieren und als Kultur bezeichnet werden, sind mindestens genauso mächtig.

Beschreibt zum Beispiel die Strategie oder der Prozess eine Aufgabe, also das „Was zu tun ist“, definiert die Kultur das „Wie“ diese Aufgabe ausgeführt wird. Jeder kann leicht erkennen, dass es einen entscheidenden Unterschied macht, ob in einem Projekt die Informationen zwischen den Bereichen offen ausgetauscht werden oder ob das Zurückhalten von Informationen, etwa aus Machtgründen, die Regel ist. Viele dieser kulturgeprägten, oftmals subtilen Verhaltensunterschiede machen auf Dauer den Unterschied zwischen einem mehr oder weniger erfolgreichen Unternehmen aus.

Kultur: Basis für nachhaltigen Erfolg

Das wird besonders deutlich in großen Veränderungsprozessen, bei denen die Erfolgsquote bei maximal 30 Prozent liegt, wie McKinsey in einer Studie von 2008 festgestellt hatte. Nachhaltiger Erfolg ist nur dort möglich, wo die neue Strategie, die neuen Prozesse und Strukturen zur bestehenden Kultur passen. Wenn dies nicht in ausreichendem Maße der Fall ist, befindet sich das Unternehmen nach zirka drei Jahren häufig wieder am Ausganspunkt. Dabei wird die Veränderungskompetenz für Unternehmen immer wichtiger. Das Umfeld ändert sich schneller als je zuvor, die Komplexität nimmt zu und alte Lösungen verlieren zunehmend ihre Wirkungen. Neue Mitarbeiter fordern mehr Sinnhaftigkeit und Beteiligung und Kunden sowie Investoren verlangen nach  mehr Werteorientierung und Nachhaltigkeit.

Kultur, Unternehmenskultur, Unternehmenssicherung
Beziehung zwischen Kultur, – Leistungs -und Ergebnis Indikatoren. (Bild: © Franz Neumeyer / Datenquelle: R. Barrett**)

Wenn also die Tatsache, „Wie“ etwas gemacht wird für das Ergebnis mindestens so wichtig ist wie die Tatsache „Was“ gemacht wird, dann wäre es sinnvoll der Unternehmenskultur mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Dies kann durch die Einführung von Kultur-Kennzahlen erreicht werden, die gleichberechtigt neben den konventionellen Zielgrößen zur Steuerung eines Unternehmens verwendet werden. Ein Beispiel zeigt das folgende Bild (s. links), in dem die Entwicklung eines Unternehmens über den Zeitraum von sechs Jahren zu sehen ist. Den konventionellen Steuergrößen Mitarbeiterzufriedenheit und Nettogewinn, wird die Kultur-Kennzahl „Entropie“ hinzugefügt, die den Anteil der negativen Werte (z.B. das Zurückhalten von Informationen) die in einem Unternehmen gelebt werden aufzeigt.

Hand in Hand mit der ökonomischen Entwicklung

Was Harvard-Ökonom Kotter bereits in den 1990er Jahren zeigen konnte ist auch hier erkenntlich, dass eine positive Veränderung in der Unternehmenskultur Hand in Hand geht mit einer nachhaltigen ökonomischen Verbesserung des Unternehmens.
Diese Serie widmet sich deshalb der zielgerichteten Entwicklung und Steuerung von zukunftsfähigen Unternehmenskulturen als wesentliche Führungsaufgabe. Als einen ersten Schritt werde ich im nächsten Beitrag aufzeigen, was sich genau hinter dem Begriff der Unternehmenskultur verbirgt, wie sie entsteht und welche Rolle die frühere und heutige Führung dabei spielt.

Über Franz Neumeyer:

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Experte für Unternehmenskulturen. (Foto: © Franz Neumayer)

Franz Neumeyer ist ein ganzheitlicher Executive Coach und internationaler Experte für Unternehmenskulturen. Seit mehr als zwölf Jahren ist er als Executive Coach, Teamcoach und integraler Prozessbegleiter von werteorientierter Unternehmenstransformation international tätig. Bevor er sich 2002 selbständig machte, war der studierte Diplom-Ingenieur mehr als 15 Jahre in leitender Position in der mittelständischen Wirtschaft tätig, sieben Jahre davon als Geschäftsführer in Nordamerika. Neumeyer ist  zudem „Professional Certified Coach (PCC)“ der International Coaching Federation.

*In Kooperation mit der Unternehmensberatung Siers & Collegen und der Universität Jena mit 1.600 Unternehmen > 100 Mio Umsatz

**Barrett, R.: „Building a Values-Driven Organization“, New York, 2006.

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