Lachen als Medizin!

Die wöchentliche Business-Kolumne von Ulrich B Wagner mit dem Titel „Me, myself and I – eine Reise in sich hinein und über sich hinaus„.

Heute: Lachen als Medizin! Ein Versuch über das Komische …

“Humor ist der Knopf, der verhindert, dass uns der Kragen platzt.“
(Joachim Ringelnatz)

Haben Sie schon einmal etwas von Gelotologie gehört? Nein? Na dann mal los. Ihre Gesundheit wird es Ihnen danken.

Die Gelotologie (von griech. γέλως gélōs, Gen. γέλωτος gelōtos „das Lachen“) ist die Wissenschaft der Auswirkungen des Lachens. Sie beschäftigt sich mit den körperlichen und psychischen Aspekten des Lachens (vgl. hierzu Wikipedia).

Lachen ist die beste Medizin! Jetzt haben wir es endlich auch durch die Wissenschaft nachgewiesen bekommen. Sigmund Freud hat sich bereits 1905 in seiner psychologischen Schrift „Der Witz und seine Beziehung zum Unbewussten“ eingehend mit der Wirkung des Komischen auf unser Seelenleben beschäftigt.

Als Begründer der Gelotologie gilt jedoch der amerikanische Psychiater William F. Fry, der 1964 an der Stanford-University erstmals über die Auswirkungen des Lachens auf die körperlichen Vorgänge zu forschen begann und auch den Begriff Gelotologie geprägt hat.

Mittlerweile erforscht weltweit ein ganzes Heer von Psychologen und Neurowissenschaftlern die Wirkmechanismen von Witz und Lachen auf unseren Körper und unsere Psyche. Humor ist eine universelle Sprache, die über Sprach- und Landesgrenzen verstanden wird, und deren Bedeutung weit über Unterhaltung und reinen Zeitvertreib hinausgeht. Einen ganzen Kontinent des Humors gebe es zu entdecken und zu erforschen, wie der Persönlichkeitspsychologe Willibald Ruch von der Universität Zürich im Februar 2009 gegenüber der Zeitschrift DER SPIEGEL äußerte. „Heitere Gelassenheit“, nennt er den freudvollen Zustand, der stressige Situationen und Schicksalsschläge erträglicher macht.

In den letzten Jahren wurden zahlreiche Effekte des Humors von der Wissenschaft nachgewiesen, die so manchen Pharma-Forscher vor Neid erblassen lassen.

So wurde unter anderem nachgewiesen, dass Humor und Lachen:
• die Ausschüttung von Stresshormonen reduzieren (Berk 1996)
• die körperliche Regeneration fördern (gegen den „Burn-out“, Koestler 1990)
• die Muskulatur entspannen (gegen die typischen Zivilisationsverspannungen, Titze 1996)
• die Ausschüttung von Endorphinen fördern (Fry, 1989)
• den Blutdruck senken (Titze, 1996)
• die Bronchien erweitern (Rubinstein,1985)
• Cholesterin abbauen (Rubinstein, 1985)
• gesunde Abwehrzellen aktivieren (gegen Krankheitserreger und geschädigte Zellen, Berk 1994)
• Immunglobuline und Zytokinine gegen Infektanfälligkeit vermehren (Berk 1996, Dillon 1985)
• die Selbstheilungskräfte aktivieren (Cousins, 1996)
• und sogar lernbar und trainierbar sind (McGhee 1979)

Die Nebenwirkungen des Lachens sind überschaubar und ungefährlich. Meistens handelt es sich lediglich um leichte und harmlose Irritationen in der Umgebung von lachenden Menschen. Nicht anzuwenden ist Lachen bei Patienten, die frisch operiert sind oder einen Rippenbruch haben: die muskulären Erschütterungen könnten hier verdammt weh tun.

Die Risiken des Humors sind allerdings nur schwer einzuschätzen. Zu befürchten sind hier:
• ein schneller Abbau emotionaler Spannungen
• ein unerwarteter Perspektivenwechsel
• ein Loslassen von alten Wertvorstellungen
• die Aktivierung von Entscheidungsprozessen
• ein Aufgeben von rigiden Verhaltensmustern
• eine Entwicklung von gleichwertigen und konstruktiven Beziehungen.

Wem die Stabilität seines eingefahrenen Denksystems (mit all seinen Nachteilen) das wichtigste Ziel ist, dem ist daher von Humor eindeutig abzuraten.

Die Möglichkeiten der Angst- und Spannungsreduktion, die beim Humor durch den spielerischen Umgang mit schwierigen Beziehungsinhalten, Gefühlen und Stresssituationen möglich sind, wurden darüber hinaus auch in den Bereichen Arbeit und Betrieb nachgewiesen (Neuberger, 1988; Schödlbauer, 1996).

Das mag ja im Normalfall alles schön und gut sein, mögen Sie jetzt anmerken. Was ist aber in Konflikten? Konflikte sind ja immerhin eine ernste Angelegenheit.

Das Unangehme an Konflikten ist der „Tunneleffekt“. Wir fahren rein, sehen nichts mehr und kommen mit Glück wieder heraus.

Der weise Hermann Hesse sagte einmal: Aller Humor fängt damit an, dass man die eigene Person nicht mehr so ernst nimmt.

Vielleicht denken Sie in der nächsten Konfliktsituation einmal über das Befreiende des Lachens nach und biegen so erst gar nicht in den Tunnel ab.

Wie gesagt: Ihre Gesundheit wird es Ihnen danken.

Ihr Ulrich B Wagner

Zum Autor:

Ulrich B. Wagner, Jahrgang 1967, studierte Psychologie, Soziologie und Rechtswissenschaften an der Johann Wolfgang von Goethe Universität in Frankfurt am Main.

Er ist geschäftsführender Gesellschafter des Instituts für Kommunikation, Coaching und Managementberatung (ikcm) mit Sitz in Bad Homburg und Frankfurt am Main und gleichzeitig Dozent an der european school of design für Kommunikationstheorie sowie Werbe- und Konsumentenpsychologie.

Ulrich Wagner arbeitet als Managementberater und systemischer Coach mit den Schwerpunkten Business- und Personal Coaching, Kommunikations- und Rhetoriktrainings, Personalentwicklung, Begleitung von Veränderungsprozessen und hält regelmäßig Vorträge und Seminare.

Zu erreichen: via Website www.ikcm.de, via Mail uwagner@ikcm.de, via Xing und Facebook (Ulrich B Wagner).

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