„Lampenfieber ist etwas ganz Natürliches“ – Michael Rossié im Interview

Lampenfieber, Michael Rossié, Bühne, Frei Reden, Nervosität
Auf dem Presentation Bootcamp 2015 leitet Michael Rossié den Workshop: „Freies Sprechen – Präsentieren ist wie flirten mit ganz vielen.“ (Bild: © Michael Rossié)

Jeder der schon einmal auf einer Bühne stehen musste und sich vor einem Publikum präsentieren sollte, kennt es: Lampenfieber. Dieses unangenehme Gefühl, das uns das Blut in den Kopf schießen lässt, die Wangen rötet und im schlimmsten Fall sogar unsere Stimme versagen lässt. Dabei ist Lampenfieber etwas vollkommen Normales, weiß Michael Rossié. Der Sprechtrainer, der auch Radio- und Fernsehmoderatoren coacht, verrät im Interview, wie Sie mit genügend Selbstvertrauen die Angst vor dem Publikum in Zaum halten.

Beim Presentation Bootcamp 2015 am 26. November in Frankfurt leitet er den Workshop: „Freies Sprechen – Präsentieren ist wie Flirten mit ganz vielen“

 

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„Lampenfieber ist im Grunde etwas Wunderbares“

Hallo Herr Rossié. Warum bricht vielen vor lauter Lampenfieber der Schweiß aus, wenn sie vor Publikum sprechen müssen?

Die einzige Situation, in der ein einzelnes Lebewesen einer Gruppe von anderen Lebewesen gegenüber steht und von dieser Gruppe interessiert betrachtet wird, ist, wenn die Gruppe das Lebewesen fressen will. Und das ist in uns allen tief verankert. Wir wollen am Leben bleiben.

Was unterscheidet die Situation, vor vielen zu sprechen von einer Situation, in der wir uns mit nur einer oder wenigen (bekannten) Personen unterhalten?

Die Unterschiede in Bezug auf die Gruppengröße spielen sich nur im Kopf ab. Manche Menschen sagen mir, dass sie ab 20 Menschen nervös werden, manche ab 100 Menschen. Die Anzahl ist völlig willkürlich. Angst ist etwas sehr Subjektives und nur schwer zu kontrollieren. Wenn die Frau in der ersten Reihe meiner ersten Freundin ähnelt, bin ich nervöser. Das ist rational nicht zu erklären.

Solange mein Ton genügend verstärkt wird und ich von überall zu sehen bin, ist die Größe der Gruppe oder des Raumes für das Lampenfieber eigentlich nicht entscheidend. Wenn ich aber vor so einer großen Gruppe noch nie gesprochen habe, kann die Tatsache, dass ich keinerlei Vergleich habe, meine Spannung deutlich erhöhen. Alles, was wir nicht kennen, macht uns Angst, auch wenn die Unterschiede theoretisch minimal sind.

Sie sagen, man muss auch vor vielen Menschen authentisch bleiben und sollte sich nicht verstellen. Warum fällt uns das oft so schwer?

Wir denken, dass Schauspielerei einfach ist. Wenn sie einfach wäre, ist es doch sehr verführerisch, so zu tun, als sei man sicher und souverän. Wenn das wirklich klappen würde, dann könnte ich mit wenigen Tricks total selbstsicher wirken. Und das probiere ich doch mal aus. Erst wenn ich gemerkt habe, wie schwer es ist, sich glaubhaft zu verstellen, suche ich nach einem anderen Weg.

Außerdem wurde uns in der Schule immer erzählt, dass wir nur ja nichts falsch machen dürfen. Schwäche ist etwas für Verlierer, wir müssen immer perfekt sein. Und wenn wir uns zeigen, wie wir sind, sind wir Menschen mit jeder Menge Fehlern. Und es gehört ganz viel Mut dazu, die auch zu zeigen. Eine ganze Coaching-Industrie lebt von dem Angebot, uns von unseren Fehlern und Schwächen zu befreien.

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„Auch Thomas Gottschalk merkt man Lampenfieber an.“ (Bild: © Michael Rossié)

Welche Tipps haben Sie gegen Lampenfieber?

Wenn Sie auf die Bühne vor die Gruppe gehen, werden Sie immer Lampenfieber haben. Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass einem der Vorname der eigenen Mutter nicht mehr einfällt. Lampenfieber ist etwas Natürliches. Und niemand nimmt Ihnen übel, wenn Sie nervös sind.

Die Nervosität verschwindet nach kurzer Zeit. Aber sie wird da sein. Rechnen Sie damit. Dann bleibt Ihnen viel Gezänk mit sich selbst erspart.

Stellen Sie sich vor, Sie beginnen Ihre Rede mit „Meine Damen und Herren, zunächst möchte ich mich für meine Nase entschuldigen“ oder „Es tut mir wahnsinnig leid, dass ich heute nervös bin“. Ich weiß jetzt nicht, ob Sie verwundert oder genervt wären. So etwas sagt niemand, weil sich keiner für etwas entschuldigt, für das er nichts kann. Wenn Sie mir auf die Füße treten, dürfen Sie sich entschuldigen. Wenn Sie zu spät kommen, dürfen Sie sich entschuldigen. Aber für Nervosität entschuldigen? Warum das denn? Es ist allen klar, dass es Ihnen lieber wäre, wenn Sie nicht nervös wären. Aber Sie sind es. Möglicherweise sogar sehr. Und daran lässt sich nichts ändern.

Machen Sie das Lampenfieber zu einer ihrer Stärken. Wenn Sie sich trauen, obwohl Sie so nervös sind, bekommen Sie die ersten Lorbeeren für Ihren Mut. Vergeuden Sie vorher keine unnötigen Energien mit irgendeinem überflüssigen Perfektionismus. Ob Sie Angst wegen eines Pickels haben oder ständig überlegen, was Ihr Lebenspartner wohl zu Ihrer Bluse sagt – all das lenkt ab. Und Sie sind nicht mehr zu hundert Prozent konzentriert. Es wird nie perfekt. Sie machen das jetzt vielleicht in der zweitbesten Version, die möglich ist.

Lampenfieber hat auch eine Menge Vorteile. Erstens werden Sie deutlich besser vorbereitet sein, wenn Sie ahnen, dass Sie sehr nervös sind. Und das kommt allen zugute. Zweitens wirkt der große Redner ganz persönlich und menschlich, wenn er ein bisschen nervös ist. Das ist ein Blick in Ihre Seele, der durch nichts zu ersetzen ist. Sollten Sie jetzt einwenden, dass Sie diesen Blick niemandem gestatten wollen, dann dürfen Sie auf keine Bühne gehen. Lampenfieber sieht man auch bei Thomas Gottschalk. Und der dritte Grund ist der wichtigste: Sie sind doch nur nervös, weil genau diese Zuschauer da sitzen. Deswegen haben Sie möglicherweise ein paar Nächte nicht geschlafen. Ist das nicht eine tolle Botschaft an Ihr Publikum: Ich bin so nervös, weil SIE hier sitzen. Lampenfieber ist im Grunde etwas ganz Wunderbares.

Was wollen Sie den Teilnehmern beim Presentation Bootcamp 2015 mit auf den Weg geben?

Das Besondere am Bootcamp ist, dass wir noch nicht wissen, wem wir was mit auf den Weg geben. Live-Coaching heißt, sich auch ein bisschen tragen zu lassen von der Situation. Jemand macht etwas und jetzt entdeckt eine Gruppe von Trainern oder Coaches Dinge, die man besser machen könnte, und an denen arbeitet man. Das macht die Sache so spannend. Auch ich weiß noch nicht so genau, was auf mich zukommt. Und für den Teilnehmer, den wir coachen, heißt das, dass die Tipps für ihn absolut maßgeschneidert sind. Und das Publikum kann live erleben, wie sich jemand verbessert. Nachmachen erlaubt.

Lieber Herr Rossié, vielen Dank für das Gespräch. Ich wünsche Ihnen viel Spaß und mitreißende Präsentationen beim Presentation Bootcamp 2015.

Das Interview führte Katja Heumader, Redakteurin AGITANO.

 

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Lampenfieber, Michael Rossié, Bühne, Frei Reden, Nervosität
Michael Rossié ist Sprechtrainer und Coach. (Bild: © Michael Rossié)

 

Über Michael Rossié

Michael Rossié arbeitet seit 25 Jahren als Sprechtrainer & Coach im Auftrag namhafter Radio- und Fernsehsender sowie in allen Bereichen der Wirtschaft. Außerdem ist er ein vielbeschäftigter Redner und Keynote-Speaker zu den Themen Kommunikation, Präsentation und Medientraining.

In über 200 Vorträgen, Seminaren und Coachings jährlich arbeitet Michael Rossié mit allen, die in der Öffentlichkeit reden müssen, vom Schlagersänger bis zum Dax-Vorstand, vom Fußballer bis zum Fernsehmoderator.

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