Liberalisierungspolitik: Preis für besten sozialwissenschaftlichen Aufsatz

Preis für den Fachaufsatz: Liberalisierungspolitik – eine Bestandsaufnahme des Rückbaus wirtschafts- und sozialpolitscher Interventionen in entwickelten Industrieländern

Auf dem Deutschen Soziologie-Kongress in Bochum wurden Alexander Petring, Martin Höpner, Daniel Seikel und Benjamin Werner (alle Max-Planck-Institut für Gesellschaftsforschung, Köln) mit dem ersten Preis der Fritz Thyssen Stiftung für sozialwissenschaftliche Aufsätze ausgezeichnet. Die Wissenschaftler erhielten den Preis für den Aufsatz „Liberalisierungspolitik – eine Bestandsaufnahme des Rückbaus wirtschafts- und sozialpolitscher Interventionen in entwickelten Industrieländern“, der in der Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie (Jg. 63, Heft 1, S. 1-32) erschienen ist.

In einem Ländervergleich von 21 OECD-Ländern und mit Hilfe von neun Indikatoren kommen die vier Sozialwissenschaftler zu dem Ergebnis, dass es in allen OECD-Staaten seit den 80er Jahren einen Liberalisierungs- und Deregulierungstrend gibt, der sich in marktkonformer Politik niederschlägt. Dieses Ergebnis steht im Gegensatz zu den theoretischen Erwartungen der klassischen Autoren der politischen Ökonomie, die von einer immer stärkeren Macht des Staates und der Zurückdrängung des freien Markts ausgegangen waren.

Aus der Zusammenfassung der Autoren:

Zahlreiche politökonomische Klassiker unterschiedlichster Schulen waren sich darin einig, dass dem Kapitalismus ein sich gesetzmäßig vollziehender Bedeutungsverlust von Marktprinzipien inhärent sei. Der Beitrag unterzieht auf fünf Feldern wirtschafts- und sozialpolitischer Regulierung Indikatoren der Liberalisierungspolitik für 21 OECD-Länder einer deskriptiven Analyse. Wir zeigen auf, dass die westlichen Industrieländer im starken Gegensatz zu den theoretischen Erwartungen der Klassiker der Politischen Ökonomie einem weitgehend konvergenten Trend marktschaffender Politik unterliegen. Spätestens im Verlauf der ersten Hälfte der 1980er Jahre sind die entwickelten Industrienationen in eine neue Phase wirtschaftlicher Liberalisierung eingetreten, die bis in die Gegenwart anhält. Eine methodische Implikation unserer Befunde legt nahe, dass die Methoden der kausalen Analyse konvergenter Liberalisierungspolitik nicht dieselben sein können wie jene, die zur Analyse der Aufbau- und Konsolidierungsphase der unterschiedlichen Nachkriegskapitalismen zur Anwendung kamen.

Die Jury zeigte sich in ihrer Begründung beeindruckt von der stringenten Argumentation und der Auswahl der Indikatoren zu fünf Sphären wirtschafts- und sozialpolitischer Regulierung. Sie hält diesen Aufsatz „für einen wichtigen Beitrag der politökonomischen Analyse von konvergenter Liberalisierungspolitik, der seine besonderen Stärken auch darin hat, dass in dieser Verbindung von Theorie und empirisch-ländervergleichender Analyse ein neuer Ansatz zur Klärung der (historischen) Entwicklung zu sehen ist“.

Der Preis der Fritz Thyssen Stiftung ist der einzige Zeitschriftenpreis in den Sozialwissenschaften außerhalb des englischsprachigen Bereichs.

-> Der vollständige Fachaufsatz ist kostenfrei auf der Website des Max-Planck-Instituts für Gesellschaftsforschung abrufbar.

(Mit Informationen des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung / WZB)

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