Licht und Luft: Sonnenlicht-getriebene CO2-Fixierung für industrielle Produktionsprozesse

Eine stärkere Nutzung von erneuerbaren Energiequellen, allen voran Sonnenlicht, und eine möglichst CO2-neutrale industrielle Produktion sind aus bekannten Gründen wünschenswert.

Beide Wünsche ließen sich simultan erfüllen, wenn sich CO2 als Rohstoff in einem durch Sonnenenergie angetriebenen System nutzen ließe. Japanische Wissenschaftler stellen in der Zeitschrift Angewandte Chemie jetzt einen Ansatz für ein solches Verfahren vor, das auf einem ähnlichen Prinzip wie die natürliche Photosynthese beruht.

Die Verwendung von Kohlendioxid als Kohlenstoffquelle könnte eine attraktive Option sein, um den Verbrauch fossiler Rohstoffe zu reduzieren und gleichzeitig die CO2-Bilanz von chemischen Produkten zu verbessern. Das größte Hindernis auf dem Weg dahin ist die hohe Stabilität des Kohlendioxid-Moleküls. Eine der Möglichkeiten, diese Hürde zu nehmen, sind sehr energiereiche Moleküle als Reaktionspartner für CO2. Grüne Pflanzen machen mit ihrer Photosynthese vor, wie so etwas geht.

Der photosynthetische Prozess setzt sich aus zwei Teilschritten zusammen, den Lichtreaktionen und den Dunkelreaktionen. Während der Lichtreaktionen fängt das Photosynthesesystem Photonen ein und speichert deren Energie in Form von energiereichen chemischen Verbindungen, die anschließend genutzt werden, um die Dunkelreaktionen anzutreiben, bei denen CO2 als Kohlenstoffquelle für die Synthese komplexer Zuckermoleküle genutzt wird.

α-Methylaminoketone werden durch Licht in eine gespannten Heterozyklus überführt, der unter CO2-Fixierung zu einem Kohlensäurediester entspannt / Grafik: Wiley-VCH

Nach dem gleichen Prinzip haben die Forscher um Masahiro Murakami von der Universität Kyoto ihr Verfahren konzipiert. Auch hier besteht der erste Schritt aus einer lichtgetriebenen Reaktion. Der Ausgangsstoff, ein α-Methylaminoketon, kann durch Einwirkung von UV-Licht in eine sehr energiereiche Verbindung umgewandelt werden. Das funktioniert aber auch prima mit Sonnenlicht, wie die Forscher herausfanden. In einer innermolekularen Umlagerung mit Ringschluss entsteht ein Molekül, das einen Vierring aus drei Kohlenstoffatomen und einem Stickstoffatom enthält. Ein solcher Ring steht unter hoher Spannung und ist entsprechend reaktiv. Diese Lichtreaktion wurde mit einer „Dunkelreaktion“ gekoppelt: In Anwesenheit einer Base fängt die erhaltene hochenergetische Verbindung im folgenden lichtunabhängigen Schritt ein CO2-Molekül ein. Dabei entsteht ein zyklischer aminosubstituierter Kohlensäurediester, der als Zwischenprodukt für chemische Synthesen nützlich sein könnte.

Das Bestechende an diesem Reaktionsschema: Die Methode ist denkbar einfach. Diffuses Sonnenlicht an wolkigen Tagen reicht aus, um sie ausreichend anzutreiben. Der zweite Schritt kann im selben Reaktionsgefäß durch simples Zugeben der Base und Erwärmen auf 60 °C in Gang gesetzt werden. Die Ausbeute liegt bei 83 %. Zudem ist das Verfahren sehr variabel, viele verschiedene α-Methylaminoketone können als Ausgangsstoff eingesetzt werden.

Über den Autor

Dr. Masahiro Murakami ist Professor an der Universität von Kyoto. Er arbeitet auf dem Gebiet der organischen und der metallorganischen Chemie, wo ihn insbesondere die Entwicklung neuer Reaktionen für die organische Synthese beschäftigt. Er ist Träger der Nagoya Silver Medal. Masahiro Murakami, Kyoto University (Japan).

Originalveröffentlichung: Angewandte Chemie 2012, 124, No. 47, 11920–11920

(Angewandte Chemie 2012)

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