Liebesbrief = Werbebrief? Was man aus Liebesbriefen alles für die Werbung lernen kann

Zum Abschluss des Jahres 2011 bringen wir noch eine unterhaltsame 3teilige Interviewreihe mit dem Titel "Der perfekte Liebesbrief – Werbung in eigener Sache" von und mit Stefan Gottschling, einem der Spezialisten für verkaufsstarke Texte und Inhaber des SGV-Verlags.

Die Gespräche mit Herrn Gottschling sind angelehnt an das neue SGV-Buch mit dem gleichnamigen Titel. Das Buch zeigt augenzwinkernd, wie man meisterhaft "verkauft", was jeder Mensch in seinem Leben mehrmals anbietet: sich selbst! Mehr zum Liebesbriefbuch mit Leseprobe finden Sie hier.

Im ersten Interview hinterfragen wir, inwieweit "Liebesbrief = Werbebrief" ist. 


Herr Gottschling, Ihr neues Buch heißt „Werbung in eigener Sache“ und dreht sich um den perfekten Liebesbrief. Ist ein Liebesbrief denn nichts anderes als ein Werbebrief?

(lacht) Das kann man tatsächlich so sehen. Die nicht ganz ernst gemeinte Devise heißt: „Verkaufe Dich selbst“. Ursprünglich war das ja nur ein Running Gag in meinen Texterseminaren, ein Witz zum Wort „werben“. Dann wurde ein Kapitel in einem meiner Fachbücher daraus – und schließlich eine Kolumne in der Zeitschrift Glamour. Da sollte ich die Männerfrage beantworten „Warum schreibt Ihr uns eigentlich keine Liebesbriefe mehr?“. Und nun haben wir eben ein ganzes Buch daraus gemacht. Denn nach wie vor ist es so, dass mich Seminarteilnehmer darauf ansprechen. Der Werbe-Liebesbrief scheint also immer noch ein Thema zu sein. Auch in Zeiten von E-Mail, SMS und Co.

Aber den Liebesbrief mit Werbung gleichzusetzen, das ist schon eine gewagte These!

Na ja, man muss das schon mit einem großen Augenzwinkern sehen. Und tatsächlich hat das Thema in einigen Online-Foren schon hohe Wellen geschlagen. Natürlich spielt unser Buch mit der Vieldeutigkeit von „werben“. Denn im Grunde bewirbt man mit so einem Brief ja ein einzigartiges „Produkt“ – sich selbst. Aber wie gesagt, das ist alles nicht so ernst zu nehmen, wie einige das tun. Es ist nun wirklich kein klassischer Ratgeber, der den Leuten sagt: „Nach diesem Schema F muss Dein Brief aufgebaut und getextet sein.“ Der How-to-Ansatz ist aber natürlich trotzdem da. Außerdem ist das Buch eine wunderbare Ideenkiste und liefert viele wichtige Grundregeln rund um das Medium Brief. Aber eigentlich soll es die Leser einfach ermutigen, den Stift in die Hand zu nehmen und mit dieser kleinen „Anleitung“ drauflos zu schreiben.

Stefan Gottschling, einem der Spezialisten für verkaufsstarke Texte und Inhaber des SGV-Verlags

Es gibt also Grundregeln, die man beim Liebesbrief beachten muss?

Na klar. Und da sind wir schon bei den Gemeinsamkeiten zwischen Werbe- und Liebesbrief. Denn viele Grundsätze der werblichen Kommunikation lassen sich auf den Liebesbrief übertragen. Jeder Werbetexter weiß ja, dass ein Brief gewissen Regeln folgt. Warum? Weil er eine klare Botschaft enthalten muss. Weil diese Botschaft auch vom Leser verstanden werden muss. Und natürlich sollte das Ganze doch auch gern gelesen werden. Sie wollen als Liebesbriefschreiber Ihren Leser ja fesseln, faszinieren, anrühren – und natürlich eine „Reaktion“ auslösen (lacht). Um das zu erreichen, muss man sich ein paar grundlegende Gedanken machen und sensibel sein. „Werblich“ formuliert, geht es um die Frage „Wer ist meine ‚Zielperson’?“, „Wo kann ich anknüpfen und meinen Leser oder meine Leserin abholen?“.

Vielen Dank Herr Gottschling in die Einführung zu "Verkaufe Dich selbst" bzw. "Werbung in eigener Sache". Morgen hören wir uns zum 2. Teil des Interviews und dann werden wir uns unter anderem über die Herangehensweise und die Sprache unterhalten. Ich freue mich.

 

Das Interview führte Oliver Foitzik (Herausgeber von AGITANO / Geschäftsführer der FOMACO GmbH).

 

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