Lohnen sich Stromspeicher und Selbstverbrauch?

… aus dem wöchentlichen Kommentar von Dr. Franz Alt. Nach „Formel 1 für Elektroautos?“ folgt heute „Lohnen sich Stromspeicher und Selbstverbrauch?“. Darin zeigt er auf, dass die heute völlig neue Preissituation diese inzwischen zu einer rentablen Angelegenheit haben werden lassen.

In Deutschland ist zurzeit kein Argument zu doof, um nicht gegen Erneuerbare Energien ins Feld geführt zu werden. Die Energiewende sei zu teuer, die Versorgung zu unsicher, die Technik noch nicht ausgereift und der Zubau gehe zu schnell. Voraussetzung für das Gelingen der Energiewende ist freilich, dass sie intelligent und möglichst frei von Partikularinteressen gestaltet wird. Der Umbau muss rasch organisiert werden, denn wir haben – wie der jüngste Weltklimabericht wieder einmal deutlich gemacht hat – nicht unendlich viel Zeit. Die Bundesregierung propagiert zwar verbal die Energiewende, aber faktisch bremst sie diese ganz im Sinne der alten Energiewirtschaft aus und verschläft die Zukunft mit falschen und unhaltbaren Argumenten.

Stromspeicher? Meine Meinung steht fest! Bitte, …

Aber auch Branchenfunktionären muss man gelegentlich durch Fakten wiedersprechen. Jahrelang galt der Grundsatz, dass Speichern von Solarstrom und Eigenverbrauch nicht ökonomisch sei. Interessanter sei es, den Solarstrom ins öffentliche Netz einzuspeisen. Diese Überlegung war etwa bis vor einem oder zwei Jahren noch richtig. Im Jahr 2000 gab es noch über 50 Cent pro KWh Solarstrom und der Strom aus der Steckdose kostete etwa 12 bis 15 Cent.

Doch heute haben wir eine völlig andere Preissituation. Der Strom aus Kohle und der Atomstrom kostet jetzt bis zu 30 Cent und die Kilowattstunde Solarstrom können wir für etwa zehn Cent selber produzieren. Jetzt rechnen sich also das Speichern und der Eigenverbrauch bei heute installierten PV-Anlagen. Und Jörg Meyer, Geschäftsführer des BSW-Solar hat unrecht, wenn er in einem Interview am Rande der Intersolar-Messe erklärt: „Auch heute rechnen sich Speicher noch nicht. Durch Kostendegression werden wir aber erleben, dass wir zur Wirtschaftlichkeit kommen.“ Der Solarverband erwarte, dass es zwischen 2015 und 2017 soweit sei.

Einfluss auf die Kostensenkung

Lieber Jörg Meyer. Ich höre von Fachleuten in der Praxis genau das Gegenteil. Die Kostendegression sei bereits eingetreten und viele von uns, die heute Anlagen und Batterien installieren bestätigen mir das. Wenn jetzt immer mehr ihren selbsterzeugten Strom mit Hilfe von Batterien selbst verbrauchen, dann erleben wir auch – ähnlich wie bisher bei der Produktion von PV-Strom – eine rasche Kostendegression bei Batterien oder wie früher bei Handys oder PCs. Umgekehrt: Jede Verzögerung des Selbstverbrauchs führt zu einer Verzögerung der Kostensenkung.

Die herkömmlichen Strompreise werden immer teurer

In den letzten Jahren sind sie im Schnitt pro Jahr um sechs Prozent gestiegen. Realistischer weise müssen wir mit einer nochmaligen Verdoppelung bis 2025 rechnen. In dieser Zeit lohnt es sich also, immer weniger Solarstrom ins Netz einzuspeisen und immer mehr selbst zu verbrauchen. Diese Strategie wird immer preiswerter, die Akkus immer billiger und Braunkohle- und Atomstrom immer teurer. Seit etwa 2013 wird der Eigenverbrauch immer attraktiver.

Fünf Vorteile gilt es jetzt zu erkennen:

1. Eigenverbrauch lohnt sich schon jetzt
2. Die Stromversorgung ist auch beim Netzausfall sicherer
3. Die Akkus werden immer besser und preiswerter
4. Viele Hersteller geben bereits sieben Jahre Garantie für Akku und Elektronik aus einer Hand.
5. Meine Verbrauchsdaten habe ich über Laptop oder Smartphone immer im Blick.

Die jetzt angebotene Akku-Technik wird schon seit Jahrzehnten in der Industrie eingesetzt und ist bewährt.

Quelle: © Franz Alt 2014

Über Dr. Franz Alt

Portrait von Dr. Franz Alt
Dr. Franz alt (© Bild: privat)

Dr. Franz Alt hat politische Wissenschaften, Geschichte, Philosophie und Theologie studiert. Er war 20 Jahre Leiter und Moderator von „Report Baden-Baden“, bis 2003 Leiter der Zukunftsredaktion des SWR sowie Leiter und Moderator des 3sat-Magazins „Grenzenlos“. In den letzten Jahren hat er sich zudem als anerkannter und leidenschaftlicher Experte für die Bereiche Erneuerbare Energien sowie Energie- und Umweltpolitik etabliert. Er wurde von der EU-Kommission mit dem „Europäischen Solarpreis für Publizistik“ ausgezeichnet und hält jährlich hunderte Vorträge im gesamten deutschsprachigen Raum. Darüber hinaus wird er auch regelmäßig von ausländischen Regierungen gebeten, das deutsche Erneuerbare Energien Gesetz vorzustellen, das international als Vorbild für eine regenerative Energiewende mit der Zielgröße der Energieautarkie gilt. Für weiterführende Informationen siehe seine Website www.sonnenseite.com.

Kennen Sie schon die Leinwände von Inspiring Art?