Managing Diversity – Über den Umgang mit Vielfalt (5): So agieren Sie als Marke ertragreich im Ausland

Interkulturelle Nischen entdecken

Wenn Unternehmen, die international tätig sind, sich nicht richtig vorbereiten und informieren, können sie unter Umständen hohe Umsätze versäumen. Die meisten Menschen aus dem Westen glauben z. B., dass während des Ramadans in der arabischen Welt wenig Business zu machen ist. Das mag für einige Branchen stimmen, nicht jedoch für die Süsswaren-Geschäfte, die bei jedem Ramadan Ihren Absatz um 30 % steigern. Oder die Telekommunikations-Unternehmen bieten zur Zeit des Ramadan verstärkt Videos, Gesänge und Klingeltöne passend zu dieser Zeitqualität an. Es gibt weltweit unendlich viele Gelegenheiten, Business zu machen, in so manchen interkulturellen Nischen, die es jedoch zu entdecken und mit dem nötigen Bewusstsein und einer Portion Behutsamkeit für sich zu erschließen gilt.

Ein weiteres Beispiel ist eine Initiative von Samsung. Das Unternehmen gibt einen Teil seines Gewinn einer karitativen Organisation, wenn bestimmte Artikel während des Ramadan gekauft werden. So wird der „Heilige Monat“ zu einer schönen Möglichkeit, um die Bedeutung der Social Corporate Responsibility zu unterstreichen, Diversity zu leben und gleichzeitig Gutes zu tun.

In meinen interkulturellen Trainings oder Coachings bereite ich Mitarbeiter und auch ihre Familien, die von ihrem Unternehmen ins Ausland gesandt werden, auf ihr neues Umfeld vor, und zeige ihnen, wie sie Verhaltensfehler vermeiden, erkläre, wie Business in jenen Regionen funktioniert, was beruflich wie privat zu vermeiden ist, um nicht unwissentlich anzuecken. Falsches Benehmen aus Nicht-Wissen kann Unternehmen hohe Summen kosten, wenn Geschäfte aus diesen diplomatischen Miss-Steps heraus eventuell nicht zustande kommen. Reisen Sie z. B. mit einer Uhr als Gastgeschenk nach China, können Sie gleich wieder umdrehen, das Business wird nichts. Uhrengeschenke sind in China verpönt, weil sie an die Sterblichkeit erinnern und die Zeit, die verrinnt. Das ist nur ein Beispiel von vielen, aber je nach dem Gastland gibt es unzählige Dinge, die potentielle Fettnäpfchen darstellen können.

Wie führt man ein internationales Team?

Es kann sehr schwer sein in internationalen Teams zu arbeiten, geschweige denn sie zu führen. Schon allein bei so einfachen Dingen, wie der Festlegung der Startzeit einer Besprechung/Schulung ergeben sich oft Schwierigkeiten – Beginn 9:30 Uhr heißt für den Deutschen 09:15 Uhr da sein, für den Briten 09:30 Uhr da sein und die Portugiesen kommen so zwischen 10 und 10:30 Uhr. Kurz gefragt – ist es überhaupt möglich, auf Dauer gemeinsame Regelungen zu finden, die auch eingehalten werden? Wie geht man das an, wenn die vertrauten Bewertungssysteme nicht mehr greifen, weil z. B. Disziplin, Pünktlichkeit usw. in der Wertehierarchie unterschiedlich angesiedelt sind?

In Teams zu arbeiten oder Teams zu leiten, bedeutet immer, Regeln aufzustellen, um die Arbeit so effizient wie möglich zu gestalten. Das ist auch bei internationalen Teams nicht anders. Was auf der internationalen Ebene dazu kommt, ist das Bewusstsein für kulturelle Unterschiede, Gewohnheiten und Denkweisen. Dieses Bewusstsein kann antrainiert werden. Was die Regeln für das Zusammenarbeiten betrifft, soll es Führungskräften klar sein, dass z. B. der Portugiese größere Probleme damit hat, pünktlich anwesend zu sein, das entbindet den Portugiesen aber nicht von der Obligation, wenn er in diesem Unternehmen Erfolg haben will, auch pünktlich zu erscheinen. Dem Portugiesen – und dies wirklich nur als Beispiel, ich will hier nicht den Eindruck erwecken, Portugiesen wären generell unpünktlich – muss der kulturelle Unterschied zu seinem Land klar sein, dass er sich anpassen muss. Wenn beide sich dieser Diversity bewusst sind, und sich darauf einstellen, dann ist erfolgreiche Zusammenarbeit möglich. Dies bedingt Training für beide Seiten, hervorragende Kommunikation und den Willen aller Beteiligten, die „corporate rules“ des Unternehmens zu akzeptieren.

Es geht dabei auch nicht nur um internationale Teams, es geht um Teams schlechthin. Eine der Herausforderungen, vor denen Unternehmen stehen, ist ja die Vielfalt in Teams generell. Man kann und soll natürlich nicht alle Befindlichkeiten berücksichtigen. Wichtig ist hier aber, dass sich die einzelnen Teammitglieder darüber im Klaren sind, dass es diese Unterschiede gibt und ein Grundbewusstsein für die Diversity entwickeln. Alle Teams müssen hier Kompromisse erarbeiten und für sich eine „working solution“ finden. Dann werden Prozesse nicht langsamer, sondern effizienter und innovativer.

Fortsetzung auf Seite 3 mit dem Beitrag in der englischen Originalveröffentlichung

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