Marktstudie Biomasse: Stromerzeugung aus Biomasse boomt – nur nicht in Deutschland


Weltweit werden in den kommenden fünf Jahren so viele Biomassekraftwerke wie noch nie gebaut: 820 Anlagen mit einer Leistung von 12.500 Megawatt. In Deutschland hingegen ist der Biomasse-Boom ausgerechnet vor dem Hintergrund der Energiewende vorbei.

Die energetische Nutzung von fester Biomasse, wie etwa Holz, erlebt in den kommenden Jahren ein noch nie dagewesenes Wachstum. Aktuell sind weltweit über 2.200 Biomassekraftwerke in Betrieb. Diese verfügen über eine Leistung von zusammen rund 32.000 Megawatt (MW). Alleine in Europa gibt es mehr als 1.100 aktive Biomassekraftwerke. Hinzu kommen über 130 Kohlekraftwerke, die Biomasse mitverbrennen.

In den vergangenen fünf Jahren gingen weltweit pro Jahr rund 150 Biomassekraftwerke in Betrieb, jedes davon mit einer durchschnittlichen Leistung von 11 MW. Das ist so viel wie nie zuvor. Doch dieses Wachstum steigt noch weiter: Bis 2016 werden es pro Jahr 165 Anlagen mit einer durchschnittlichen Leistung von über 15 MW sein. Die Investitionen in Neubau und Instandhaltung von Biomassekraftwerken steigen von derzeit 10 auf über 14 Milliarden Euro pro Jahr.

Der Trend zum Ausbau der Biomasse folgt dem Trend zum Ausbau der erneuerbaren Energien. Immer mehr Länder führen Einspeisevergütungen für Strom aus Biomasse ein. Auch die steigenden Kosten für fossile Energieträger und die Einführung von CO2-Zertifikaten verbessern in Europa die Wettbewerbsfähigkeit des Stroms aus Biomasse.

Grafik: Biomasse Marktprognose weltweit / ecoprog

In Deutschland allerdings ist der Biomasse-Boom vorbei. In den vergangenen Jahren sank die Zahl der Neuanlagen stetig. Derzeit sind knapp 270 Biomassekraftwerke mit einer Kapazität von knapp 1.400 MW in Betrieb. Bis 2016 wird sich diese Leistung nur um etwa 11 Prozent erhöhen. Zwar werden weitere 50 zusätzliche Kraftwerke errichtet, diese sind aber mit durchschnittlichen Anlagengrößen unter 3 MW kleiner als in der Vergangenheit.

Die Gunststandorte in Deutschland sind weitgehend erschlossen. Nach zwölf Jahren Förderung durch das EEG gibt es in jeder Papierfabrik und in jedem großen Sägewerk ein Biomassekraftwerk. Platz für neue Anlagen ist somit rar.

Weiteres Wachstum ist nur durch die Förderung neuer Arten von Biomasse, etwa Stroh, möglich. Deren Nutzung kostet in der Regel aber mehr Geld. Stroh beispielsweise ist teuer, weil es für die energetische Verwertung zu Pellets verarbeitet werden muss. Zudem enthält Stroh deutlich mehr Chlor als Holz und greift damit die Innenseite der Kraftwerkskessel an. Um sich davor zu schützen, sind höhere Investitionen in die Anlagen nötig. In der Folge gibt es im Bereich Stroh derzeit nur einige wenige Projekte – obwohl das neue EEG die Nutzung von Stroh besonders fördert.

„In Deutschland wird zusätzliche Biomasse nur genutzt werden, wenn die Förderung pro Kilowattstunde steigt“, sagt Mark Döing, Geschäftsführer der ecoprog GmbH, „allerdings ist das angesichts der aktuellen Diskussion um die EEG-Umlage unrealistisch. Bei der Energiewende wird die Nutzung fester Biomasse keine entscheidende Rolle spielen.“

In anderen Ländern Europas hat der Biomasse-Boom gerade erst begonnen. Hier wächst der Anlagenbestand in den nächsten fünf Jahren um über 300 Anlagen mit einer Leistung von mehr als 4.500 MW.

Allein in Großbritannien werden bis 2016 rund 1.400 MW an elektrischer Leistung installiert – fast zehnmal so viel wie in Deutschland. Auch in Frankreich und Polen zieht der Markt deutlich an. In Polen etwa wird Altholz bislang überwiegend deponiert, was sich mit der steigenden Deponiegebühr aber nun ändern wird. Auch das polnische Quotensystem wird reformiert. Künftig wird die Unterstützung für die Mitverbrennung in Kohlekraftwerken reduziert. Stattdessen werden kleinere Monokraftwerke, die sich aus dem lokalen Umfeld versorgen, stärker gefördert.

Außerhalb Europas gibt es die meisten Biomassekraftwerke in Brasilien, China und Indien. In China und Indien wird der Biomassestrom subventioniert, in Brasilien nutzen rund 430 Ethanol- und Zuckerfabriken die eigene Bagasse auch zur Stromversorgung. In den USA und Kanada existieren nur wenige, dafür aber große Biomassekraftwerke.

Bei Anlagenzahl und Kapazitäten wird Asien bis 2016 Europa als führenden Markt ablösen. Die Investitionen aber bleiben in Europa aufgrund des höheren Ausbaustandards am höchsten.

Die nunmehr in der dritten Aktualisierung erschienene Marktstudie „Biomass to Energy“ ist die größte Datensammlung zur Biomasseverstromung weltweit. Weitere Informationen sind verfügbar unter www.ecoprog.de. Als anerkannter Brancheninsider begleitet das Kölner Beratungsunternehmen ecoprog in- und ausländische Kunden bei umsetzungsorientierten Managementfragen mit politischem, technischem oder wirtschaftlichem Hintergrund in der Umwelt- und Energietechnik. Schwerpunkte des Unternehmens sind die Strategieberatung, Markt- und Wettbewerbsanalysen sowie Multi-Client-Studien.

(Pressemitteilung der ecoprog GmbH vom 17.10.2012)

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