Menschenleer?! Eine Grenzziehung …

„Alternativen Fakten“ zum Trotz soll bei der Vereidigung von Donald Trump zum 45. Präsidenten der USA soll der Platz vor dem Kapitol in Washingten D.C. menschenleer gewesen sein. Doch Scherz beiseite. Was passiert eigentlich, wenn die Bürger moderner Demokratien die Lösung von Probleme ausschließlich den Regierenden überlassen und sich selbst ansonsten von jeder Pflicht, jedem Gewissen und jeder Initiative freisprechen? Unser Kolumnist, Ulrich B Wagner, begab sich im Rahmen seines aktuellen Beitrages zu „QUERGEDACHT & QUERGEWORTET – Das Wort zum Freitag“ auf die Suche nach Antworten.

„Wir leben immer atomisierter, immer getrennter, immer isolierter. Wir überlassen unsere Probleme den Regierungen und sprechen uns von Pflicht, Gewissen und Initiative frei.“

Henry Miller

Das Wir? Das Morgen? Aufgelöst im Menschenleer

„Hier ist nirgendwo eine Spur von Schmutz; kein Stuhl, der nicht an seinem Platz steht. Wir sind hier ganz allein und wie Tote …“, notierte Henry Miller irgendwann einmal an anderer Stelle.

Die ewige Wiederkehr des Selbigen?
Das Picken der Hühner im Übersprung.
Das Innen, das Außen, das Ich, das Wir.

Den einen Morgen bloß, die eine Zukunft nur?
Gehört die Zukunft wem? Gar Einem bloß?
Der Aufführung der einen großen Angst.

Wer inszeniert im Hier und Jetzt
Wer Macht. Wer hat?
Wer macht?

Hundertfach, tausendfach.
Rückspiegelnd vorwärts Tag für Tag.
Alles logisch, alles zwanghaft.
Und nur so.

First of all?

AndersSein im Blick zurück.
Die Windschutzscheibe Spiegel bloß,
prognostiziertes Morgen.
Das Wir? Das Morgen?

Zersplittert. Aufgelöst im Menschenleer.
Der Kit? Der Klebstoff? Wirklich Wirklichkeit.
Die eine Tube Hysterie? Die eine Dose nackte Angst?
Das You?
Vielleicht.

Es plärrt, es schreit, es fuchtelt.

Bildschirmfoto von einer Smartphone-Tastatur
„Wir haben es in der Hand. Jenseits der Tastaturen …“ Ulrich B Wagner über die Konsequenzen einer sich immer mehr isolierenden Gesellschaft. (Foto: © Jörg Simon | 2017)

Alles fliegt, zerfliegt im Untergang.
Es spielt. Und sie? Sie lässt uns warten.
Und das bereits seit Anbeginn.

Mal ehrlich, leben wir wirklich in Orten ohne Zukunft?
Steht uns wirklich mal wieder – wie schon immer und immer wieder – das Ende bevor?
Das Ende der Geschichte? Oder beginnt sie gerade jetzt.

Genau in diesem Jetzt, in diesem Hier:
in dem wir, in dem auch Ich bloß picke, springe, tippe:
von Stäbchen zu Stäbchen,
Buchstäbchen bloß im Angesicht des Unfassbaren.

Genug gesagt.
Genug gedacht.
Genug der gedrückten Buchstaben.

Unkenrufe, manchmal das Bessere

Vielleicht stimmt es ja wirklich, was Joachim Radkau in seinem am 30. Januar erscheinenden Buch, in seiner Geschichte der Zukunft, dem längst überfälligen Anti-Besserwisser-Buch vermerkt, dass die Geschichte der Bundesrepublik Deutschlands (BRD) keine große Geschichte der Utopien sei, sondern eher eine Zeit der nüchternen, oft pessimistischen Zukunftsszenarien und vielleicht haben sich ja gerade diese düsteren Vorhersagen, dann zum Besseren, ja zu unserem Dank als Unkenrufe erwiesen, weil wir sie Ernst nahmen.

Die Welt wird nicht untergehen. Bestimmt nicht. Sie wird jedoch eine andere sein, mit Sicherheit. Wir denken das, was passiert, sei dem bloßen tierischen Instinkt des Einen geschuldet.

Nein: Geplant, berechnet, kalkuliert. Nur wo ist unser Instinkt abgeblieben? Unser Bauchgefühl? Lasst uns leben … . Dagegenhalten durch Abgrenzung und Positivität

Wir haben es in der Hand. Nicht einer bloß. Denn auch das Publikum gestaltet mit, auch wenn das Zutun nur dem Nichts, dem Hochmut und  der hieraus entspringenden fehlenden Tat geschuldet ist.

Irgendwo las ich einmal, dass angeblich zu den drastischsten Belehrungen des vergangenen Jahrhunderts diejenige über die potentiell tödlichen Folgen des gelehrten Hochmuts gegenüber Halbbildung gehört, die sich mit der Macht verbündet und dadurch fast unbezwingbar erscheint: „Wir hatten Hilter und die Seinen unterschätzt und folgten darin freilich der liberalen Presse“, erinnerte sich Hans-Gorg Gadamer in seinem 1977 erschienen Buch »Philosophische Lehrjahre – Eine Rückschau«.

Packen wir unser Leben an

Keiner von uns hatte »Mein Kampf« gelesen, wohl hatte ich mir Alfred Rosenbergs „Der Mythos des 20. Jahrhunderts“, – laut Frankfurter Zeitung die philosophische Darstellung des Ideenguts des Nationalsozialismus – zu Gemüte geführt, und das ich in diesem verblasenen Zeug keine Gefahr sah, ist wohl zu verstehen. Es war die allgemeine Überzeugung in intellektuellen Kreisen, dass der zur Macht gekommene Hitler den vielen Unsinn, den er als „der Trommler“ von sich gegeben hatte, nun abbauen würde, und wir rechneten den Antisemitisimus ebenfalls dazu. Wir sollten es anders lernen.

Es wird Zeit, dass auch wir eine Grenze ziehen. Eine Grenze der Freiheit und der Demokratie: Mit Menschen, Mitmenschen von Menschen für Menschen gemacht. Es ist das Einzige was sie fürchten: den Mensch. Lebendige Menschen, die sich der Apokalypse das Leben entgegenstellen. Wir haben es in der Hand. Jenseits der Tastaturen, jenseits der Untergangsszenarien gilt es die Hand des Anderen zu ergreifen und zu Leben, gemeinsam zu leben im Hier und Jetzt, jenseits aller Szenarien und Prognosen.

Es ist unser Leben.
Packen wir es an.

Sie, er, sie fürchten den Mensch, die Menschen.
Zeigen wir ihnen unser Sein, unser Dasein.
Es ist das Beste was uns bleibt.

Ihr Ulrich B Wagner

Kennen Sie schon die Leinwände von Inspiring Art?