Mental stark Krisen meistern – Teil 3: Gedanken

… aus der Themenserie von Antje Heimsoeth „Mental stark Krisen meistern“. Heute Teil 3: Gedanken

Antje Heimsoeth
Quelle: Antje Heimsoeth

In Teil 3 geht es um das im Mentaltraining wichtige Thema Gedankenhygiene. Gedankenhygiene hat mit Gedanken-Achtsamkeit und Bewusstsein für die eigenen Gedanken zu tun. Wir lassen bzw. verändern negative, belastende, einschränkende und schwächende Gedanken, um Raum für positive, motivierende und starke Gedanken zu schaffen.

Morgens um sieben ist die Welt noch in Ordnung – Nachdem Franz Müllers Radiowecker ihn mit den neuesten schlechten Nachrichten (Steuererhöhung, Autounfall, Brand auf Ölbohrinsel, Erdöl läuft aus, Arbeiter sterben, Verletzte, Naturkatastrophe …) geweckt hat, trinkt er Kaffee und überfliegt die Tageszeitung (Korruption, tödliches Busunglück, abstürzende Aktien), im Radio laufen Nachrichten (Ölbohrinsel brennt, es gibt noch mehr Verletzte und Tote …ein Politiker hat eine Affäre…). In Ordnung ist Müllers Welt zu diesem Zeitpunkt schon nicht mehr. „Mein Gott“, denkt er, „was nicht alles Schlimmes passiert… furchtbar!“ In seinem Kopf spukt dazu die für Mittag angesetzte Quartalszahlen-Präsentation herum. Während der Autofahrt ins Büro hört er Radio (die Eheprobleme des Politikers, ein Schiff mit Flüchtlingen ist gekentert …der Syrien-Konflikt nimmt kein Ende…) und Müller denkt: „Die Handouts sind noch nicht fertig… ich bin jetzt schon nervös, ich hasse Präsentationen … die Kollegen interessiert eh nicht, was ich sage…“ Auf dem Flur im Büro unterhalten sich die Kollegen gerade über das auslaufende Erdöl und die vielen Toten und fragen Müller, was er tun würde, wenn er seine Ehe retten müsste. Mit brummendem Schädel fährt Müller seinen PC hoch. „Lieber schnell noch ´ne Kopfschmerztablette“, denkt er.

Krisen – Altlasten im Kopf

Ständig kreisen die Gedanken in unserem Kopf. Dauernd sprechen wir mit unserer inneren Stimme zu uns selbst. Wissenschaftler haben herausgefunden, dass wir am Tag etwa 60.000 Gedanken produzieren und 70000 Gefühle haben. Bis Müller um 8.30 Uhr am Schreibtisch sitzt, hat er über eine Stunde negative Nachrichten konsumiert, sich Sorgen über die Weltlage gemacht, an sich gezweifelt und hat dazu außerdem x-Mal daran gedacht, was heute alles schief gehen könnte. So steckt er mitten in einer negativen Gedankenspirale und fühlt sich mies. Denn Gedanken und Gefühle bedingen sich wechselseitig und wirken sich so auch auf unser körperliches Wohl aus. Übrigens weiß die Forschung auch, dass der Großteil dessen, was wir täglich denken, nicht neu ist: Unsere Gedanken widerholen sich zu 95 Prozent ständig, haben Psychologen herausgefunden – jeden Tag regen wir uns erneut über das Wetter auf, die Kollegen, den Verkehr, unsere Figur usw. Ist auch irgendwie bequem, denn eine neue Denkweise bedeutet das Verlassen der Komfortzone.

Die Welt ist, wie Du sie Dir denkst

Wir erschaffen unsere Realität selbst. – Das haben Sie sicherlich schon oft gehört. Ja, es stimmt! Wir denken zum Beispiel, wir seien nicht gut genug im Job oder auf dem Golfplatz und fühlen uns mit der Zeit immer schlechter. Das beeinflusst unser Verhalten, bis sich unsere persönliche „Wahrheit“  bestätigt. Der Unterschied zu erfolgreichen Menschen ist: Verlierer spielen in Gedanken stets das eigene Versagen durch. Die Bilder, die dazu im Unterbewussten abgespeichert werden, haben die Tendenz, sich zu erfüllen – nach dem Prinzip der selbsterfüllenden Prophezeiung.

Sieger denken anders

„Ändere deine Gedanken und dein Leben ändert sich“. Dieser Satz weckt bei vielen Menschen zwiespältige Gefühle – es klingt zu einfach, um wahr zu sein. Aber wären Spitzensportler wie Becker, Schumacher, Kahn und viele andere so erfolgreich geworden, hätten sie wie ein Verlierer gedacht? Athleten lernen, dass negative Gedanken u.a. zu Muskelverspannungen und inneren Verspannungen führen, den Bewegungs- und Atemfluss hemmen und evtl. zu leichten Schmerzen führen. Gedanken bewirken im Körper Reaktionen, können uns verkrampfen und entspannen lassen. Positive Gedanken, positive Wörter und Lachen lockern die Muskulatur und führen zu einer veränderten Sicht der Dinge. Beim Lachen bewegen wir ca. 300 verschiedene Muskeln; ein positives Signal kommt direkt zum Großhirn. Es löst Erinnerungen aus, die positiv besetzt sind und eventuell bis in die Kindheit zurück gehen. Bereits nach wenigen Sekunden werden negative Gefühle von positiven überlagert.

Der Ort des positiven Denkens im Gehirn ist der linke Frontallappen, seitlich über dem linken Auge; der Ursprung negativer Gedanken und Gefühle sitzt im rechten Frontallappen. Die funktionelle Magnetresonanztomografie kann die Größe dieser Areale messen und darstellen, wie ausgeprägt etwa der Bereich des positiven Denkens ist. Er differenziert sich aus, wächst, je mehr positive Impulse unser Gehirn erreichen! Das Ganze funktioniert auch mit negativen Gedanken.

Negatives umformulieren

Es gibt im Mentaltraining effektive Methoden, das Geplapper im Kopf zu stoppen, die Gedanken zu überprüfen und bewusst das Denken in neue, positive Bahnen zu lenken.

„Ich kann nicht, ich schaff ´das nie, das ist zu schwer…“

  • Gedanken-Stopp Technik
    Unterbrechen Sie sich: Ein lautes, energisches oder gedachtes „Stopp!!!“, dazu mit dem Fuß aufstampfen oder/und sich ein Stoppschild vor dem inneren Auge vorstellen.
  • Die Vorstellung auf eine angenehme Situation oder Erfolgserlebnis richten, und das in allen Details über unsere fünf Sinne.
  • Und die Gedanken positiv umformulieren, z.B.: „Ich fühle mich mental stark.“ „Ich vertraue meinen Fähigkeiten und glaube an mich.“

So lassen sich auch nach und nach negative, einschränkende Glaubenssätze entkräften und umformulieren, z.B.:  „Mit Geld konnte ich noch nie gut umgehen“.  Daraus wird etwa: „Ich habe eine positive Einstellung zu Geld.“

Bitte denken Sie daran: das neue, bewusste und positive Denken bedeutet Training – wie technisches und körperliches Training auch.

Geben Sie sich Zeit und Geduld!

  • Achten Sie auf das, was Sie denken.
  • Machen Sie sich dauerhaft positive Gedanken und Gefühle.
  • Hinterfragen, analysieren Sie alte Denkmuster.
  • Üben Sie sich täglich im Umformulieren und Gedankenhygiene.
  • Schreiben Sie positive Selbstgespräche (Affirmationen) auf.
  • Lesen Sie diese täglich mehrmals, tragen sie bei sich, sprechen Sie sie auf eine CD oder ipod.
  • Aufmerksamkeit auf Lösungen richten, statt auf Probleme.

„Positives Denken“ heißt realistisches Denken. Es setzt voraus, sich selbst richtig einschätzen zu können. Mit positiven Gedanken fühlen wir uns besser und besser – und sind unter anderem motivierter, was die Erledigung von Aufgaben und Erreichen von Zielen betrifft. Und dies hilft dabei, Krisen zu meistern.

Mit Motivation befasse ich mich in Teil 4 der Serie.

Ihre Antje Heimsoeth

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Antje Heimsoeth - Krisen meisternZur Autorin:

Antje Heimsoeth, Diplom-Ingenieur (FH), selbstständige Trainerin und Coach, ECA, Gesundheitstrainerin, ECA Sport Coach (Master Competence), zertifizierte Sport-Mentaltrainerin, Business Coach, Dozentin an der Hochschule Ansbach und Top-Speaker mit eigenem Institut Sport- & BusinessNLPAcademy. Infos: www.business-mentaltrainer.eu, www.antje-heimsoeth.de

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