MINT: Mit (Aus-) Bildung gegen den Fachkräftemangel?

MINT, das Akronym steht für die Fachbereiche Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik, in denen es nach Ansicht von Ökonomen in den kommenden Jahren und Jahrzehnten zu Stellenbesetzungsproblemen kommt. Nicht zuletzt deshalb werden von ihnen Investitionen in die (Aus-) Bildung angemahnt.

In zehn Jahren nur noch halb so viele Fachkräfte

Bevölkerungsprognosen zufolgem, werden bis zum Jahr 2025 rund 50 Prozent der aktuell tätigen Fachkräfte aus deutschen Betrieben altersbedingt ausscheiden. Aufgrund sinkender Geburtenraten dürfte zeitgleich der Nachwuchs knapp werden. Wirtschaftswissenschaftler haben für die eingangs erwähnten MINT-Branchen bereits jetzt signifikante Stellenbesetzungsprobleme festgestellt. Bei einigen, vom Institut der deutschen Wirtschaft (IW Köln) untersuchten Berufen, bestehen bereits seit gut zwei Jahren Engpässe.

UDE: Wirtschaft verschärft die Situation zusätzlich

„In einer solchen Situation müsste die Wirtschaft eigentlich in Ausbildung investieren“, kommentiert Prof. Dr. Gerhard Bosch, Direktor des Instituts Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Universität Duisburg-Essen (UDE) die aktuelle Entwicklung. Stattdessen gab es in Deutschland im Jahr 2013 so wenige Ausbildungsverträge wie seit der Wiedervereinigung nicht. Gerade im Handwerk, das nach außen hin oft seine Sorge über einen potenziell auftretenden Fachkräftemangel zum Ausdruck bringt, ging das Angebot für Ausbildungsplätze um drei Prozent.

Gefahr für das duale System?

Der Duisburger Arbeitsmarktforscher geht noch einen Schritt weiter und bringt seine Furcht um das duale System zum Ausdruck. Diese – in der deutschen Wirtschaft viel gelobte und im Ausland oft kopierte Form der Ausbildung – stecke in der Krise, weil in den (Groß-)Betrieben nur noch kurzfristig (oft in Vierteljahreszyklen) gedacht werde. Auch die von Wirtschaft und Politik gemeinsam formulierten Versprechungen in den Ausbildungspakten seien aus Sicht von Prof. Bosch in den letzten Jahren immer vager geworden. Viele Bildungspolitiker schauten zudem fast nur noch aufs Studieren und hätten die Berufsausbildung sträflich vernachlässigt.


Kammern erkennen das Problem

Einige Industrie- und Handelskammern (IHK) haben das Problem bereits erkannt und reagieren mit so genannten regionalen Bildungspartnerschaften darauf. Ziel derart gestalteter Partnerschaften ist unter anderem, gemeinsam mit Schulen die Bildungsangebote im MINT-Bereich weiter auszubauen.

Bereits in der Grundschule damit anfangen

Doch das allein reicht nicht aus, betonen Bildungsforscher. Damit Strategien gegen den Fachkräftemangel nachhaltig wirken, muss aus Sicht von Experten der Bertelsmann Stiftung auf allen Stufen – angefangen von der Grundschule bis zur Hochschule – das Bildungssystem reformiert werden. Darunter gehört der Ausbau von Ganztagsschulen und die damit verbundene Einstellung von mehr Lehrpersonal.

Die Frage nach Schulbedarf – oft außer acht gelassen

Ein Punkt, der in der ganzen Diskussion oft unter dem Tisch fällt, aber dennoch entscheidend ist, lautet günstiger Schulbedarf. Eine Aufgabe, die aktuell hauptsächlich den Eltern zukommt. Denn keine noch so ausgeklügelte Strategie gegen den zu erwartenden Fachkräftemangel ergibt Sinn, wenn man den „High Potentials von morgen“ keine, auf ihr jeweiliges Alter, bedarfsgerechte Ausrüstung mit auf dem Weg gibt.

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