Münchner Durchbruch bei künstlicher Spinnenseide

An der TU München ist erstmals der Durchbruch bei der künstlichen Erzeugung von Spinnenseide gelungen. Das Material weckt enorme Hoffnungen, da es dehnbarer als Gummi und gleichzeitig belastbarer als Stahl ist. Zahlreiche Großunternehmen waren bereits trotz jahrzehntelanger Forschung an einem Herstellungsprozess für größere Mengen gescheitert. Dem Proteinchemiker Thomas Scheibel (42) an der TU München und Inhaber des Lehrstuhls für Biomaterialien an der Universität Bayreuth ist nun mit seinem Start-up-Unternehmen Amsilk der Coup gelungen. Den Herstellungsprozess hat sich Scheibel mit 70 Patenten schützen lassen. Grundlage ist ein Fermentor in dem bei 37 Grad Celsius eine harmlose Variante der E-Coli-Bakterien in einer Nährlösung vermehrt werden. Anschließend wird das Gen für das Spinnenseidenprotein eingesetzt und dann die Produktion mit dem Zusatz eines chemischen Mittels in Gang gesetzt. Das daraus entstehende Produkt ähnelt einer Zellophanfolie, ist aber weitaus stabiler.

Der Prozess hört sich einfach an, allerdings bedarf es noch weiterer Forschungsarbeit, um die Kosten für einen industriellen Herstellungsprozess zur Massenproduktion weiter zu senken. Dafür müssen auch einige der Produktionsschritte nun in einem größerem Maßstab komplett neu erfunden werden. Das Fraunhofer Institut für angewandte Polymerforschung in Potsdam wird hierbei bei der weiteren Entwicklung kooperieren. Dennoch dürfte ein günstiger Preis von beispielsweise von Nylon nie erreicht werden. Allerdings ist aufgrund der einzigartigen Eigenschaften des Materials ein Milliardenmarkt in greifbarer Nähe: Von Beschichtungen für Implantate in der Medizin über Hochleistungstextilien wie kugelsicheren Anzügen und Uniformen bis hin zu ultrafesten Bauteilen im Fahrzeugbau. Amsilk-Geschäftsführer Leimer ist zuversichtlich: „Die ersten Produkte sehen wir nächstes Jahr.“ Das Unternehmen hat insgesamt zehn Millionen Euro Anschubfinanzierung durch den Münchner MIG Fonds und weitere Privatinvestoren erhalten. Die Mittel dürften 2013 aufgebraucht sein.

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