Neue Untersuchungen entlasten den Weltklimarat IPCC

Der Weltklimarat IPCC der Vereinten Nationen (gegründet 1988) war durch eine Email-Affäre einen Monat vor Beginn der Uno-Klimakonferenz in Kopenhagen im Dezember 2009 in Misskredit geraten. Hunderte vertrauliche E-Mails von Klimaforschern gelangten damals illegal an die Öffentlichkeit, an denen eine Debatte über Vorwürfe mangelnder Transparenz entbrannte. Der Zeitpunkt der Affäre ließ indes zahlreichen Spekulationen Raum, dass der Klimagipfel torpediert werden sollte. Zusätzlich sorgten einige im Winter 2009/10 bekannt gewordene Patzer im 3.000 Seiten dicken Sachstandsbericht von 2007 für weiteren Unmut. Dem IPCC wurden in diesem Zusammenhang Übertreibungen und Fehler vorgeworfen. Die Vorwürfe fehlerhafter Arbeit wurden von den Klimaforschern größtenteils bereits entkräftet. Zwar sind einzelne Fehler und Ungenauigkeiten passiert (z.B. die fehlerhafte Aussage, dass bis zum Jahr 2035 die Gletscher im Himalaja abgeschmolzen sein würden), die wichtigsten Folgerungen des Klimarats behalten aber laut unabhängigen fachlichen Analysen weiterhin ihre Gültigkeit. Die Email-Affäre wiederum wurde alleine in Großbritannien dreimal untersucht, immer mit ähnlichen Ergebnissen: Demnach wurden keine Klimadaten manipuliert.

 

Aufgrund des Renommeeverlustes baten die Vereinten Nationen und der Klimarat jedoch im März 2010 einen internationalen Verband wissenschaftlicher Akademien (Interacademy Council / IAC) um eine Prüfung. Im Fokus standen dabei nicht die wissenschaftlichen Erkenntnisse, sondern vielmehr die Struktur und das Vorgehen des Klimarats sowie das Prozedere bei der Erstellung der IPCC- Sachstandsberichte. Dem entsprechenden 113 Seiten starken IAC-Bericht, der seit Anfang September vorliegt, soll dann bei der nächsten Plenarsitzung des IPCC Mitte Oktober zugestimmt werden. Der IAC-Bericht würdigt den Klimarat als eine bedeutende gesellschaftliche Einrichtung, der zu Recht 2007 den Friedensnobelpreis erhalten habe, enthält jedoch auch die dringende Empfehlung, Struktur und Prozeduren grundlegend in vier Bereichen zu reformieren: Verbesserung des Managements (Beschränkung der Amtsdauer leitender Wissenschaftler auf 5-6 Jahre und Einrichtung eines zusätzlichen Führungskomitees), gründlichere Begutachtung der Berichte, mehr Vorsicht bei der Beschreibung von Unsicherheiten und Wahrscheinlichkeiten, sowie mehr Transparenz. Die Empfehlung, den Begutachtungsprozess am Schluss zusammenzufassen, könnte zudem garantieren, dass auch kritische Kommentare tatsächlich eingearbeitet werden.

 

Vom IAC unabhängige Wissenschafter begrüßten den Bericht überwiegend, der im Ganzen als eine weitere Entlastung des IPCC gewertet wird. Forderungen wurden jedoch laut, den Sachstandsbericht (3.000 Seiten) radikal zu kürzen. Eine besondere Empfehlung hat die Autoren aus Entwicklungsländern im Fokus: Um sicherzustellen, dass ihre Arbeit immer den Qualitätskriterien des IPCC genüge, müsse der Zugang zur Fachliteratur und Forschungsergebnissen für sie verbessert werden, ihnen sollte auch mehr Unterstützung bei der Forschung zukommen.

 

 

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