Nicola Fritze – Anders denken: Feedback als Geschenk annehmen

[Bild: Nicola Fritze]

Bild: Nicola Fritze
Bild: Nicola Fritze

… aus der zweiwöchentlichen Themenserie „Anders denken“ von Nicola Fritze. Nach dem letzten Beitrag „Feedback geben – aber richtig!“ folgt heute der Beitrag „Feedback als Geschenk annehmen!“

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Wie gebe ich gutes Feedback? Dazu habe ich Ihnen in meiner letzten Kolumne ein paar wichtige Tipps gegeben. Doch nicht nur die Fähigkeit, Feedback zu geben, ist wichtig. Auch das Entgegennehmen von Feedback will gelernt sein! Denn es ist nicht immer leicht, Kritik „einzustecken“.

Als Feedback-Empfänger befinden wir uns schnell in einer passiven Rolle. Wir fühlen uns, als seien wir der Kritik unseres Gegenübers hilflos ausgesetzt. Um aus dieser passiven Rolle herauszukommen, gibt es einen einfachen Trick: Sehen Sie das Feedback eines Kollegen oder Freundes als „Geschenk“ an. Dieses Geschenk hilft Ihnen, selbstsicherer und kompetenter zu werden – und ein besseres Gespür dafür zu entwickeln, wie Sie bei anderen Menschen ankommen.

Vielleicht wissen Sie selbst: Für Geschenke ist man nicht immer bereit. Sind bei Ihrer Geburtstagsfeier Geschenke auch manchmal bis zum nächsten Tag unausgepackt liegen gelblieben? Schlicht weil Sie während der Feier keine Zeit gefunden haben, sie wirklich in Empfang zu nehmen? Das hat einen Grund. Wir können Geschenke nur dann wirklich annehmen, wenn wir die nötige Zeit und Muße haben und emotional wie mental bereit sind, ein Geschenk zu empfangen.

Das gilt auch für das „Geschenk Feedback“. Deshalb sollten Sie den Zeitpunkt des Feedbacks nach Möglichkeit selbst bestimmen. Bitten Sie zum Beispiel direkt bei Ihrer Chefin um Feedback, wenn Sie das Gefühl haben, dass sie nicht gut auf Ihre Vorschläge reagiert. Oder fragen Sie den Kollegen: „Wir hatten doch neulich dieses Gespräch mit der Chefin. Könntest Du mir bitte sagen, wie mein Verhalten auf Dich gewirkt hat?“ Ebenso können Sie Ihrem Gegenüber sagen, wenn Sie gerade nicht bereit sind für Kritik oder Lob. Hauptsache, Sie holen das Gespräch später nach.

Wenn Sie bereit sind für Feedback, sollten Sie für sich selbst folgende Regeln beachten:

1. Äußern Sie genau, worüber Sie sich ein Feedback wünschen und tun Sie dies zeitnah. Nur wenn wir eine konkrete Frage stellen, kann unser Gegenüber uns auch konstruktives Feedback zu unserem Verhalten in einer bestimmten Situation geben.

2. Geben Sie Ihrem Gegenüber Raum, seine Antwort auf Ihre Frage zu geben. Hören Sie zu, lassen Sie Ihr Gegenüber reden. Unterbrechen Sie nicht – und widersprechen oder rechtfertigen Sie sich vor allem nicht! Sie hören nur eine Sicht auf die Dinge, die auch dann ihre Berechtigung hat, wenn sie mit vielem nicht übereinstimmen.

3. Hören Sie aktiv und lernbereit zu. Fragen Sie ruhig nach, wenn Sie Ihr Gegenüber nicht verstehen („Was genau meinst Du damit, wenn Du sagst…?“). Auch hier sollten Sie es unbedingt vermeiden, sich zu rechtfertigen oder zu verteidigen. Nehmen Sie erst einmal alles auf, was Sie an Feedback bekommen, um es anschließend in Ruhe auf sich wirken zu lassen und zu überdenken.

4. Für uns alle ist es eine Herausforderung, sachliches und konstruktives Feedback zu geben. Bedanken Sie sich deshalb bei Ihrem Gegenüber für sein Feedback und geben Sie ihm – wenn Sie darüber nachgedacht haben – auch eine Rückmeldung darüber, was es bei Ihnen bewirkt hat. So schaffen Sie ein gutes Gesprächsklima und können auch beim nächsten Mal wieder um Feedback bitten (oder Feedback geben).

5. Feedback dient nicht dazu, sich manipulieren zu lassen, sondern etwas über sich selbst zu lernen. Akzeptieren Sie deshalb das Feedback nicht unkritisch, sondern überlegen Sie genau, welche Kritikpunkte sie bestätigen können und welche nicht. Seien Sie aber auch sich selbst gegenüber kritisch. Holen Sie sich allgemein zu wenig Feedback? Könnten Sie es noch gelassener annehmen, ohne sich zu rechtfertigen oder auf Ihre gesamte Person zu beziehen?

Nutzen Sie diese Regeln: Holen Sie sich ruhig öfters aktiv Feedback ein. Das hilft Ihnen dabei, sich weiterzuentwickeln und das Verhalten Ihrer Mitmenschen besser nachzuvollziehen. Verlieren Sie nicht den Mut, wenn es mit dem „Geschenk auspacken“ nicht gleich klappt. Es gibt Leichteres als Kritik zu ertragen und positiv umzumünzen. Auch hier gilt: Übung macht den Meister.

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Über Nicola Fritze

Nicola Fritze, Motivation, Kommunikation, Anders DenkenSeit 2001 ist Nicola Fritze vielgefragte Rednerin und Trainerin zu den Themen Persönlichkeitsentwicklung und Motivation. Ihre erfolgreichen Audio-Podcasts „Abenteuer Motivation“ und „Fritze-Blitz“ inspirieren seit 2006 regelmäßig über 30.000 Abonnenten. Sie gehören zu den erfolgreichsten deutschsprachigen Hörsendungen zum Thema Persönlichkeitsentwicklung. Im Februar 2013 erschien ihr neues Buch „Motivier Dich selbst – sonst macht’s ja keiner!“ (SüdWest, 16,99 €) Darin zeigt Nicola Fritze 50 praxisnahe und effektive Methoden auf, wie Lebensfreude und Motivation langfristig zu steigern sind. Weitere Informationen sowie ihre beiden erfolgreichen Hörsendungen finden Sie auf www.nicolafritze.de.

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