Nutzerrückgang bei Facebook – Interview mit Prof. Bieletzke

Facebook vermeldet erstmals einen Rückgang seiner Nutzerzahlen in Deutschland. Prof. Dr. Stefan Bieletzke, Prodekan des Fachbereichs Medien an der Fachhochschule des Mittelstands (FHM), ist ausgewiesener Experte für den Bereich E-Marketing und New Media. Er antwortet auf die sich nun ergebenden Fragen zum Social Media-Giganten Facebook und seiner Zukunft auf dem deutschen Markt.

Nach rasantem Wachstum hat Facebook in Deutschland nun einen Sättigungspunkt erreicht. Woran liegt dies?

Prof. Bieletzke: Die Anzahl neuer Nutzer stagniert tatsächlich erstmals. Dies ist ganz natürlich, denn der Mainstream der web-affinen Nutzer in Deutschland hat Facebook erreicht und 24 Millionen der 68 Millionen erwachsenen Deutschen sind registriert. Die Durchdringungsrate in der Bevölkerung ist also extrem hoch. Inzwischen sind Nutzer aber teils auch wieder passiver. Teils resigniert wurden die Erwartungen an das soziale Netzwerk mitunter auch zurückgeschraubt.

Gibt es ein Muster, nach dem sich die Nutzerzahlen von Facebook verhalten?

Prof. Bieletzke: Wie bei anderen sozialen Netzwerken bereits zu beobachten war, gilt auch hier die Hype-Regel: nach einer euphorischen Überschreitung der Spitze der überhöhten Erwartung, in die übrigens geschickt der Börsengang von Facebook gelegt wurde, wird das Netzwerk mit negativ-skeptischen Schlagzeilen der Tagespresse in ein Tal der Tränen gezogen. Gleichzeitig wird den Nutzern durch die Gebrauchserfahrung immer mehr klar, welchen Nutzen das Netzwerk wirklich individuell bietet und wir Nutzer erklimmen zusammen den „Hügel der Erleuchtung“. Wenig später, auf dem Plateau der Produktivität, setzen wir Facebook dann routiniert als selbstverständliches Kommunikationstool ein.

Und in welcher Phase befinden wir uns?

Prof. Bieletzke: Die stagnierenden Nutzerzahlen lassen vermuten, dass wir diese letzte Produktivitätsphase tatsächlich bereits sehr schnell erreicht haben und nun abgeklärt-realistisch Facebook im Alltag dort integrieren, wo es für uns sinnvoll oder unterhaltsam ist.

Wie geht es nun weiter mit Facebook?

Prof. Bieletzke: Stagnation auf hohem Niveau ist als Erfolg zu werten. Nichtsdestotrotz ist Facebook das erfolgreichste soziale Web-Netzwerk und wäre selbst bei moderat-sinkenden Nutzerzahlen weiterhin ein Gigant der Online-Welt. Dies ist übrigens auch der Grund, weshalb Facebook neben Google fest in das Curriculum unserer Medien-Studiengänge integriert ist.

Quelle: Fachhochschule des Mittelstands (FHM)

 

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