Pipelineprojekte in Europa – der Gaskrieg

Rund 80% des russischen Gases fließen über Pipelines in der Ukraine nach Westen. Die Ukraine hat daher eine gute Verhandlungsposition gegenüber Russland, die sie in den letzten Jahren mehrmals ausgespielt hat (Gasstreit). Daher werden derzeit zahlreiche Pipelines gebaut (Überblick über Öl- und Gaspipelines), mit denen Russland seine Leitungen diversifizieren will, um von der Ukraine unabhängiger zu werden. Gleichzeitig treibt der Westen Pipelineprojekte voran, um von Russland unabhängiger zu werden. Ob in der Gesamtschau alle Pipelines vor den Zeichen eines Ausbaus Erneuerbarer Energien, dezentraler Energieerzeugung und steigernder Energieeffizienz volkswirtschaftlich sinnvoll sind, ist fraglich. Jedenfalls gehen die russischen Pipelinebauten (mehr Leitungen mit größeren Kapazitäten) schnell voran, während die europäische Nabucco unter Umgehung Russlands (Bauphase Ende 2012 bis 2015) lediglich von steigenden Baukosten berichten kann: Eine Verdopplung auf 14 Mrd. Euro (Kapazität: 31 Mrd. Kubikmeter pro Jahr). Der erste Strang der Erdgas-Pipeline Nord-Stream durch die Ostsee soll nun in gut einem Monat fertiggestellt sein. Der erste Strang (3,9 Mrd. Euro Baukosten) soll dann wie geplant Anfang Oktober 2011 in Betrieb genommen werden. Der Bau des zweiten Strangs (2,5 Mrd. Euro) beginnt im Mai. Die Durchsatzkapazität beträgt insgesamt 55 Mrd. Kubikmeter Gas im Jahr. Auch die OPAL-Erdgasleitung, eine auf dem Festland errichtete Anbindungsleitung an die Ostsee-Pipeline, steht kurz vor dem Abschluss. Noch in diesem Jahr soll hier das erste sibirische Gas von Russland nach Deutschland fließen, voraussichtlich im November. In der Gesamtschau nimmt der Wettbewerb auf dem deutschen Gasmarkt sukzessive zu, da nun die beiden großen Gasförderer, der staatliche norwegische Energiekonzern Statoil (Marktanteil in Deutschland 22%) sowie der russische Gasriese Gazprom (Marktanteil in Deutschland 27%) an den bisherigen eigenen Kunden (deutsches Energieoligopol) wie Eon Ruhrgas vorbei direkt auf die Endverbraucher zugehen wollen. Dadurch würde der Wettbewerb auf dem deutschen Gasmarkt wünschenswert weiter gestärkt. Das trifft auch die deutschen Energieriesen. Anfang der Woche hat der größte deutsche Energiekonzern Eon einen „herben Gewinnrückgang“ von 4% auf nur noch 4,9 Mrd. Euro nach Steuern verkündet. Erst 2013 werde das Tal der Tränen durchschritten sein und wieder ein Vorsteuergewinn (Ebitda) von 13 Mrd. Euro erzielt.

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