Portugal von Moody’s auf Ramschstatus abgewertet – Ratingagenturen auf der Abschussliste

Die Ratingagentur Moody’s hat als erste Ratingagentur Portugals Kreditwürdigkeit gleich um vier Stufen auf Ramschstatus gesenkt (Ba2). Grund sei der Zweifel an dem Erfolg beim Schuldenabbau und das hohe Risiko, dass Portugal ein zweites Hilfspaket benötige, bevor es an die Kapitalmärkte zurückkehren könne. Das Land erhält bereits Hilfen der Europäischen Union und des Internationalem Währungsfonds (IWF) über 78 Milliarden Euro. Ab 2013, so die Pläne, soll es sich jedoch wieder selber an den Finanzmärkten mit dann wieder bezahlbaren Krediten versorgen können. Lissabon kritisierte die Entscheidung von Moody’s: Die Entscheidung der Ratingagentur berücksichtige nicht die jüngst eingeführte Sondersteuer und die politische Unterstützung für den Sparkurs, zugleich werde auch alles getan, um die verschärften Sparanstrengungen zu bewältigen. Der Sparkurs wird auch von der Opposition mitgetragen.

Die Ratingagenturen stehen aufgrund ihrer antagonistischen Einstellung zu den politischen Anstrengungen der Euro-Rettung (self-fulfilling-prophecy) und ihrer enormen, aber demokratisch nicht legitimierten Macht in jüngster Zeit zunehmend im Kreuzfeuer der Kritik europäischer Politiker und Wirtschaftswissenschaftler.

Der Wirtschaftsweise Peter Bofinger fordert, die Schlüsselstellung der Ratingagenturen zu beenden. Sie würden sich prinzipiell relativ einfach durch andere Instrumente zur Begutachtung der Kreditwürdigkeit ersetzen lassen. „Nötig wären dann ein umfassendes eigenständiges Rating der Banken und Versicherungen und eine akribische Überprüfung dieser Ergebnisse durch die staatliche Finanzaufsicht.“

Bayerns Finanzminister Georg Fahrenschon (CSU) kritisierte die Ratingagenturen ebenso wie bereits die Europäische Zentralbank und der oberste österreichische Notenbanker.

Die neue EU-Wertpapieraufsicht drohte den US-Ratingagenturen sogar jüngst mit dem Rauswurf aus Europa.

Mit am prägnantesten formulierte es jedoch der Schweizer Wirtschaftsforscher und Direktor des Hamburgischen Weltwirtschaftsinstituts (HWWI) Thomas Straubhaar. Er forderte kürzlich die „brutale Entmachtung“ der drei großen Ratingagenturen. Die Ratingagenturen seien mittlerweile zu „Göttern in Nadelstreifen“ aufgestiegen, würden völlig ohne Aufsicht staatlicher Behörden operieren und könnten ihre Bewertung platzieren, ohne die Grundlagen dafür offen legen zu müssen. Sie seien ein Fehler der 1990er Jahre, die den Europäern von den US-Regulierungsbehörden „aufgedrängt und übergestülpt“ worden seien. Nun sei der „historische richtige Moment“, sich aus der Allmacht dieser privaten Einrichtungen zu lösen. Straubhaar appellierte daher an die Bundesregierung, die Dominanz der US-Ratingagenturen so schnell wie möglich zu beenden und hierfür in der EU-Kommission einen Vorstoß zu starten.

Die Besitzverhältnisse bei den drei großen Ratingagenturen: Die börsennotierte Ratingagentur Moody’s gehört Banken und Fonds, zu den größten Eigentümern zählt dabei Berkshire Hathaway, die Holding des „US-Starinvestors“ und einem der reichsten Männer der Welt Warren Buffett. S&P seinerseits gehört zu dem US-Medienunternehmen McGraw-Hill (Umsatz von 6,7 Milliarden Dollar, unter anderem mit der Wirtschaftszeitung Business Week und zahlreichen Fernsehsendern). Fitch wiederum ist zu 60 Prozent im Eigentum des angeblich dem US-Kapital eng verbundenen französischen Geschäftsmanns und Milliardärs Marc Ladreit de Lacharriére sowie der im Familienbesitz befindlichen, verschwiegenen US-Verlagsgruppe Hearst Corporation.
 

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