PowerPoint: Warum Traktor fahren, wenn es auch der Ferrari sein kann? Matthias Pöhm im Interview

Matthias Pöhm ist Rhetoriktrainer. Seine Mission: Über PowerPoint aufklären und darüber, wie man alternativ seinen Vortrag mit Bildern unterstützen kann. Denn entscheidend bei einer mitreißenden und informativen Rede ist nicht, dass man das Gesagte nochmal auf eine Folie schreibt. Entscheidend ist, dass das Publikum den Entstehungsprozess live mitverfolgen kann. Und PowerPoint ist dafür definitiv nicht geeignet.

Auf der GSA Convention 2015 hält Matthias Pöhm am Freitag, 11. September 2015, eine Keynote mit dem Titel „Faszinieren ohne Powerpoint“.

 

„PowerPoint ist betreutes Lesen“

matthias pöhm, powerpoint, flipchart, gsa, gsa-convention 2015
Präsentationen sollten immer auch Infotainment sein. (Bild: © Matthias Pöhm)

Hallo Herr Pöhm, was haben Sie gegen PowerPoint?

Ich habe nichts gegen PowerPoint. Wenn jemand einen Ferrari statt einen Traktor wählt, um bei einem Rennen zu gewinnen, dann hat derjenige nichts gegen Traktoren. Er wird einfach mit der Wahl des Ferraris öfter bessere Ergebnisse einfahren. So ist es auch mit der Wahl, PowerPoint wegzulassen.

Aber es liegt doch am Redner, nicht an PowerPoint, wenn eine Rede schlecht ist?

Viele, die nie den Ferrari ausgetestet haben und nur den Traktor kennen, sagen: „Es liegt nicht am Vehikel, es liegt am Fahrer – man muss den Traktor nur richtig anwenden, dann ist er unschlagbar“. Den Glaubenssatz kann man nur so lange vor sich hertragen, wie man sich weigert, die Alternative jemals wirklich auszutesten.

Gibt es eine Alternative zu PowerPoint, wenn ich meinen Vortrag visuell unterstützen möchte?

Es gibt zwei Möglichkeiten. Viele verstehen unter „visuell unterstützen“, dass sie den Text, den Sie sprechen, noch einmal als Stichworte auf die Folie schreiben. Wenn Sie so vorgehen, schläft Ihnen das Publikum langsam weg. In diesem Fall lassen Sie die Folie ganz weg und sprechen frei. Wenn Sie das in der Gegenüberstellung austesten, werden Sie merken, dass Sie dadurch eine wesentlich höhere Schlagkraft haben, als mit der Variante „betreutes Lesen“.

matthias pöhm, powerpoint, flipchart, gsa, gsa-convention 2015
Matthias Pöhm plädiert für Flipchart statt PowerPoint. (Bild: © Matthias Pöhm)

Die zweite Möglichkeit ist, dass Sie die Schaubilder, Diagramme oder auch Kennzahlen auf das Flipchart schreiben. Es ist nämlich nicht das fertige Schaubild, in dem die Wirkung liegt, sondern es ist der Akt des Erschaffens… – aber das Erschaffen durch einen Menschen aus Fleisch und Blut.

Braucht ein guter Vortrag überhaupt Visualisierung? Sollte nicht der Redner und sein Inhalt genügen?

Visualisierung ist schon hilfreich. Cicero, Martin Luther King und Kennedy sprachen zwar ohne Visualisierung, und mit gigantischer Wirkung, aber das heißt nicht, dass man es niemals machen darf.

Ich habe einen Grundsatz und der lautet: Ich will nicht Recht haben, ich will das beste Ergebnis. Ich teste PowerPoint immer aus gegenüber „frei sprechen“ oder Flipchart aus. Und dann nehme ich das, was die meiste Wirkung hat. In 95 Prozent aller Fälle ist das nicht PowerPoint, aber in 5 Prozent der Fälle lass ich es, weil es in diesen Ausnahmen besser ist.

Es gibt zudem noch die Möglichkeit, mit Händen zu visualisieren oder mit Gegenständen. Das schlägt PowerPoint auch um Längen.

Sie sagen, wer als Führungskraft überzeugen will, muss auch Entertainer sein. Sollte nicht die fachliche Kompetenz im Vordergrund stehen?

Wenn sich immer die fachlich kompetentesten durchsetzen würden, wäre das das Paradies. Aber das ist nicht die beobachtbare Realität. Es setzen sich fast immer diejenigen durch, die ihr Anliegen am besten verkaufen können. Da helfe ich den Menschen.

Der Begriff Entertainer ist vielleicht zu extrem, aber die Präsentation darf nicht langweilig und ermüdend sein. In der Fernsehsprache gibt es den Begriff „Infotainment“. Da soll Information mit Entertainment so verquickt werden, dass die Zuschauer nicht wegschalten. So sollte es auch bei Präsentationen sein. Nur im Berufsleben müssen die Anwesenden sitzen bleiben und können nicht weggehen, obwohl sie innerlich schon abgeschaltet haben.

Was können die Teilnehmer in Ihrem Workshop auf der GSA 2015 lernen?

Ich habe 45 Minuten Redezeit, das ist nicht viel. Ich werde zunächst einmal PowerPoint den Alternativen gegenüberstellen. Wenn man das einmal live erlebt hat, dann kommen nur noch selten Meinungsverschiedenheiten auf. Dann zeige ich, wie man am Fipchart professionell visualisiert.

Weil viele Trainerkollegen anwesend sein werden, zeige ich auch noch, wie man die Dinge mit mehr Spannung und gleichzeitig mit mehr Umsetzungs-Quote rüber bringen kann. Das ist auch für Führungskräfte interessant, denn auch die wollen bei Ihren Mitarbeitern Handlungsänderungen haben, wundern sich aber, dass sie nur selten Erfolg erzielen.

Lieber Herr Pöhm, ich wünsche Ihnen anschauliche und informative Tage auf der GSA-Convention 2015.

Das Interview führte Katja Heumader, Redakteurin AGITANO.

 

Hinweis der Redaktion

Die GSA Convention 2015 findet von 10. bis 12. September in München statt.

Wenn Sie an der GSA Convention 2015 (10. bis 12. September in München) teilnehmen möchten, können Sie sich unter http://www.germanspeakers.org/convention-anmeldung.html anmelden.

Sie wollen als Aussteller auf der GSA Convention 2015 dabei sein? Weitere Informationen dazu finden Sie unter http://www.germanspeakers.org/convention-aussteller-2015.html.

 

matthias pöhm, powerpoint, flipchart, gsa, gsa-convention 2015
Bild: © Matthias Pöhm

Über Matthias Pöhm

Rhetorik-Trainer Matthias Pöhm coacht Spitzenleute aus Politik und Wirtschaft für deren öffentliche Auftritte und veranstaltet ein Rhetorik-Event der Superlative, wo die Teilnehmer vor 120 Menschen als bestelltem Publikum reden müssen. Viel Medienecho erzeugte er, als er die weltweit operierende „Anti-PowerPoint-Partei“ gründete. Sie nimmt auch im Oktober 2015 wieder an den Parlamentswahlen in der Schweiz teil.

Kennen Sie schon die Leinwände von Inspiring Art?