„Preach it, Speaker!“ – Benjamin Schulz im Interview über Personal Branding

Der Personal Branding- und Marketing-Experte Benjamin Schulz berät Unternehmen und Personen in Sachen Personal Branding. Er sieht Personal Branding als Voraussetzung dafür, Personen Wiedererkennungswert zu verschaffen – ohne den es keine erfolgreiche Vermarktung geben kann. Im Interview erklärt er, worauf es beim Speaking und beim Personal Branding ankommt.

Auf der GSA-Convention 2015 hält Benjamin Schulz am Freitag, 11. September ab 15.00 Uhr einen Workshop zum Thema „Preach it, Speaker – Was Speaker von Pfarrern lernen können.“

„Ich bin Sparringspartner und Troubleshooter in Sachen Personal Branding und Positionierung“

Hallo Herr Schulz, Sie halten auf der GSA-Convention einen Workshop zum Thema „Preach it, Speaker – Was Speaker von Pfarrern lernen können.“ Was können Speaker denn von Pfarrern lernen?

Tritt fest auf, mach’s Maul auf, hör bald auf – sind die Worte, die Luther einmal zu seinen Schülern gesagt hat. Dieser Ratschlag gilt meiner Meinung nach ebenso für die Speakerbranche. Das möchte ich kurz erläutern.

„Tritt fest auf“ hat ganz stark etwas mit Rückgrat zu tun, nämlich: Tritt selbstbewusst auf, sei dir deiner selbst bewusst, habe eine Haltung und steh dazu. Das ist ein wichtiger Punkt für Pfarrer und Pastoren und man entdeckt sehr schnell den Unterschied, ob derjenige auch hinter dem steht, was er predigt, oder ob das nur eine sonntägliche Litanei ist, die in einer Stunde sprichwörtlich heruntergepredigt wird.

Zu „mach’s Maul auf“ möchte ich auf Klaus Fink zurückgreifen, der sagt: Vertrieb ist Maulwerk! Auch Reden halten und Speaking ist Maulwerk. Dieser Begriff bedeutet für mich, dass ich ein Handwerk beherrschen muss. Und es gibt Menschen, die haben eine Begabung für Maulwerk und solche, die keine Begabung dafür haben. Letztere sollten meiner Meinung nach die Finger von Speaking lassen. Man hört zum Beispiel auch einem Musiker an, ob er eine Begabung hat oder ob er sein Handwerk einfach nur beherrscht. Das ist ein Unterschied. Als Speaker muss man wissen, ob man überhaupt die Begabung dafür hat. Auch als Pfarrer muss man eine Begabung haben. Das kann auch nicht jeder.

„Hör bald auf“ ist mein Lieblingsappell an die Speakerbranche: Komm auf den Punkt und mach’ auch bald Schluss! Sich selbst reden hören ist zwar nett, aber es braucht nicht immer viele Worte. „Hör bald auf“ hat auch etwas mit Minimalismus zu tun. Die Kunst einer guten Predigt besteht darin, mit keinerlei Equipment vorne auf der Kanzel zu stehen und eine unmotivierte Menschenmenge zum Nachdenken zu bringen. Hätten Speaker das zu bewältigen, würden drei Viertel von ihnen schon nach kürzester Zeit das Handtuch werfen. Jetzt kommt die spannende Frage: Warum gibt es Pfarrer und Pastoren, die das trotzdem aushalten? Weil es für sie eine Berufung ist. Berufung, Haltung, Überzeugung – wer diesen Dreiklang nicht vorweisen kann, sollte die Finger vom Speaking lassen.

Wie sind Sie auf den Titel „Preach it Speaker!“ gekommen?

Dieser Titel ist Teil meiner Biografie: Ich komme aus einer Pastorenfamilie in der dritten Generation. Von sozusagen Säuglingsbeinen an habe ich jede Woche mindestens zwei bis drei Predigten und Vorträge gehört und das Ganze praktisch mit der Muttermilch aufgesogen. Rückblickend gesehen habe ich sehr schnell ein Gefühl dafür bekommen, was einen guten Redner, eine gute Predigt oder einen guten Vortrag ausmacht. Während in der Kirche meist überwiegend unmotivierte Menschen sitzen, freut sich ein Speaker auf Zuhörer, die es kaum erwarten können ihn oder sie endlich zu hören. Dort ist die Ausgangsbasis also eine ganz andere als bei Pfarrern oder Pastoren. Von der Speaker-Szene her gesehen sind Prediger für mich die Eliteeinheit. Und zwar weil sie eine ganz andere Herausforderung haben, ihr Publikum zu motivieren. Da geht es nämlich nicht nur ums Entertainment. Genau das macht es so schwierig.

Mit Ihrer Agentur „werdewelt“ vermarkten Sie Personen und arbeiten an deren Personal Branding. Worin unterscheidet sich die Vermarktung von Personen von der Vermarktung von Produkten?

Einem Produkt kann man eine Identität überschnallen und fertig. Die Fachwelt spricht dann zwar von Begriffen wie Markenpersönlichkeit oder Markenidentität, doch ist da nichts anderes passiert, als dass man einem Produkt eine Persönlichkeit gegeben hat. Hier wurden viele Elemente – sicherlich in aufwändiger Arbeit – zu einem sinnvollen Ganzen zusammengeführt, um ein Produkt zu einer erfolgreichen Marke machen zu können. Doch das alles ist übergestülpt.

Einem Menschen kann man so etwas wie Identität nicht einfach überstülpen. Der Mensch hat eine Identität und ein Wertesystem, die beide tief in ihm verwurzelt sind. Das ist nicht vergleichbar mit der Oberflächlichkeit eines Produkts, dem man etwas vorgeben kann. Personal Branding muss man in einer Art und Weise herausschälen, wo man ganz tief in psychologische Aspekte hineinkommt. Das ist ein riesengroßer Unterschied zur Vermarktung von Produkten.

Was ist Ihr Personal Branding?

Ganz klar: Sparringspartner und Troubleshooter im Personal Branding und in der Positionierung. Ganz oft sehe ich mich auch als Prediger.

Für welche Personen ist Personal Branding besonders wichtig?

Jeder Solopreneur braucht Personal Branding. Letztendlich ist das für jeden wichtig, der mit seinem Gesicht, seiner Haut oder seinem Namen erfolgreich sein, also diese „zu Markte tragen“ und damit Geld verdienen will. Das fängt bei Weiterbildnern wie Coaches, Trainern und Beratern an und hört bei Ärzten, Anwälten, Schauspielern oder Politikern noch lange nicht auf. Viele Branchen haben es noch nicht verstanden, dass sie mit Personal Branding deutlich erfolgreicher werden können.

Lieber Herr Schulz, herzlichen Dank für das Gespräch. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg auf der GSA-Convention.

Das Interview führte Katja Heumader, Redakteurin AGITANO.

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Bild: © Benjamin Schulz

Über Benjamin Schulz

Benjamin Schulz ist Sparringspartner und Troubleshooter im Personal Branding. Der Marketing-Experte und Geschäftsführer der Agentur werdewelt begleitet seit vielen Jahren Firmen, Institute und einflussreiche Persönlichkeiten im gesamten deutschsprachigen Raum zu den Themen Strategie, Positionierung, Identität und Marketing. Bei kabel eins stand er 2014 und 2015 für „Abenteuer Leben“ vor der Kamera und er ist Autor zahlreicher Bücher wie Raviolität: Identität oder Quatsch mit Soße, Marketing Heroes never die! oder 30 Minuten Personality.

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