Qualifiziertes Personal gewinnen und halten – Interview mit Dr. Josef G. Böck, Singhammer IT Consulting AG

Im Vorfeld des 59. Roundtable des MUK-IT bei Microsoft, der unter dem Titel “Wie wir qualifiziertes Personal gewinnen und halten” steht, wurden Unternehmer, Experten und Praktiker über deren Erfahrungen und Ansätze rund um “Mitarbeitergewinnung und -haltung” befragt.

Das zweite Interview dieser Gesprächsrunde wurde mit Dr. Josef G. Böck, Vorstand der Singhammer IT Consulting AG, geführt.

 

Dr. Josef G. Böck

1. Stellen Sie sich bitte kurz vor!

Mein Name ist Josef Böck. Ich bin seit 1997 Vorstand bei Singhammer IT Consulting und war davor Geschäftsführer bei Singhammer Datentechnik GmbH, aus der mein jetziges Unternehmen im Rahmen eine MBO hervorgegangen ist. Zu Singhammer kam ich nach Studium und Promotion an der Universität Augsburg. Meine Hauptaufgabe bei Singhammer ist die Repräsentation unseres Unternehmens nach außen und das Coaching der Kollegen, dazu gehört auch die Mitarbeit bei der Mitarbeitersuche und alle Aspekte der Personalentwicklung.

2. Welche Bedeutung hat für Sie das Thema Personalgewinnung und in wie weit spüren Sie den Fachkräftemangel?

Wir sind ein international tätiger Branchensoftwarehersteller. Als klassischer Microsoft ERP Partner führen wir unser Software u.a. auch bei unseren Kunden ein. Wir können unsere steigende Kundenzahl nur gut bedienen, wenn wir neue, zu unseren Ansprüchen passenden Kollegen und Mitarbeiter gewinnen können. Im Bereich Consulting ist das für uns leichter als im Bereich Entwicklung. Dort tun wir uns schwer, Mitarbeiter zu finden, die bereits eine für uns ausreichende Projekterfahrung und Methodik mitbringen. Nach meiner Wahrnehmung gibt es im Markt nicht ausreichend gute Fachkräfte in unserem Bereich.

3. Was unternehmen Sie, um für neue Mitarbeiter attraktiv zu sein?

Wir glauben, dass wir für neue Mitarbeiter attraktiv sind. Die Aufgaben sind spannend, die Eigensteuerungsmöglichkeit enorm, das Umfeld beschreiben alle Kollegen als inspirierend und attraktiv. Unser Problem ist, dass wir das Jobsuchenden nicht ausreichend zeigen können. Wir werden zu wenig wahrgenommen und können deshalb nicht vermitteln, was wir als Arbeitgeber zu bieten haben.

4. Über welche Kanäle sprechen Sie heute potentielle neue Mitarbeiter an und welche Erfahrungen haben Sie dabei gemacht?

Unser wichtigster Kanal ist unser bestehendes Netzwerk. Mitarbeiter empfehlen uns an ihre Bekannten. Kundenmitarbeiter wenden sich oft an uns, wenn sie über eine neue Stelle nachdenken, weil sie uns in unserer Projektarbeit und im Umgang mit ihnen kennengelernt haben. Teilweise sprechend uns Spezialisten, die uns im Markt schon mal begegnet sind, an. Zwei Drittel aller Mitarbeiter kommen aus diesem Netzwerk.

Unsere zweite Säule sind Veröffentlichungen in Printmedien und Onlinebörsen. Wir können damit immer wieder mal eine Stelle besetzen. Der Hauptzweck ist für uns jedoch inzwischen eher die Marktforschung: wer meldet sich auf welche Stelle, welche Gehaltserwartungen bringen Bewerber mit, wer würde vom Mitbewerber wechseln, wer hat schon mit unseren Produkten gearbeitet?

Der dritte Kanal sind die Hochschulen. Wir treten bei Hochschulveranstaltungen auf, bieten Werkstudentenstellen und betreuen Diplomarbeiten. Wir waren in der Vergangenheit immer wieder erfolgreich und konnten Studenten in Festanstellungen übernehmen. Strategisch werden Social Media Printmedien und Onlinebörsen für uns ersetzen. Hier haben wir gerade ein Projekt abgeschlossen, in dem wir die für uns geeigneten Plattformen definiert haben, um im nächsten Schritt diese für die Personalgewinnung zu nutzen.

 

5. Neue Mitarbeiter zu gewinnen, ist das eine. Die (sehr) guten Mitarbeiter zu halten, ist das andere. Was machen Sie hier?

Hier liegt unsere eigentliche Stärke. Wir haben praktisch keine Fluktuation. Von vielen langjährigen Mitarbeitern höre ich immer wieder, dass sie noch nie so lange bei einem Unternehmen gewesen seien wie bei uns. Es sprengt hier den Rahmen, weil sich der Erfolg aus vielen Bausteinen zusammensetzt. Und die Schlüssel liegen darin, dass wir jeden Kollegen höchst individuell fordern und fördern. Wir haben als Unternehmen eine klare Haltung zur Rolle des Mitarbeiters. Wir begegnen einander auf Augenhöhe und glauben daran, dass jede/r freiwillig ihr bzw. sein Bestes geben will – und wir schaffen die Voraussetzungen dafür, dass sie/er es auch tun kann.

6. Wie sehen dies Ihre Mitarbeiter? Wie kommt dies an?

Die Mitarbeiter finden das toll. Sie dokumentieren das in unseren internen Runden und vor allem dadurch, dass sie für uns neue Mitarbeiter suchen und gewinnen helfen. Ich bin darauf sehr stolz.

7. In der Fachliteratur wird oft vom Aufbau einer Arbeitgebermarke gesprochen. Haben Sie sich selbst bereits mit diesem Thema auseinandergesetzt und wenn ja, in welcher Form?

Ich habe von Employer Branding erst bei einer Veranstaltung des MUK-IT bewusst gehört. Wie so oft, ist das ein Konzept, dem gute Unternehmen schon immer gefolgt sind, auch wenn sie das Wort noch nicht dafür verwendet haben. So geht es mir auch. Wir haben offenbar schon immer im Sinne einer Arbeitgebermarke gehandelt. Die Ergebnisse unserer Personalsuche und -entwicklung ernten wir ja schon seit zwei Jahrzehnten.

Dr. Josef G. Böck

8. Was möchten Sie anderen Unternehmern und Führungskräften zum Thema “Mitarbeitergewinnung und -haltung” auf den Weg geben?

Mitarbeiter sind kein Selbstzweck. Wir suchen und beschäftigen sie, weil sie uns voranbringen. Wir sollten ihnen das auf allen unseren Kanälen senden. Wer wertgeschätzt wird, arbeitet inspiriert. Wer sich inspiriert fühlt, bleibt im Unternehmen und entfaltet Wirkung.

Vielen Dank für das Gespräch Herr Dr. Böck.

 

Das Interview wurde von Lutz Steffen, Gründer des Münchner Unternehmerkreises IT, und Oliver Foitzik, Geschäftsführer der FOMACO GmbH und Gründer von AGITANO, durchgeführt.

 

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