Schlaue Hightech-Textilien – schick und nützlich

Wenn Kleider leuchten, T-Shirts vor Dehydrierung warnen, Hosen Forstarbeiter vor Unfällen schützen und Teppiche Alarm schlagen, dann steckt schlaue Elektronik dahinter. Der „Intelligenz“ von Textilien widmete sich das gestrige Fraunhofer-Forum „Hightech in Textilien“, wo Experten aus Wirtschaft und Wissenschaftler diskutieren, wo Forschungsbedarf besteht und was künftig möglich sein wird. Einblicke in die Welt der Hightec-Stoffe gibt zudem noch bis Ende November die begleitende Ausstellung „E-Static Shadows – Unsichtbares sichtbar machen“ im Fraunhofer-Haus in München.

Das interaktive KLight überträgt die Bewegungen seiner Trägerin dank 32 LED-Lämpchen, Sensoren und eines Mikrocontrollers in Lichtsignale.
© Fraunhofer IZM

Dem Markt für Hightech-Textilien sagen Experten zweistellige Wachstumsraten voraus. Und das aus gutem Grund, denn die schlauen Stoffe haben viele Gesichter. Bei der Altenpflege registrieren Teppiche mit Drucksensoren, wenn der Bewohner stürzt und alarmieren Hilfskräfte. In Häuserfassaden sorgen textile Funktionsmembranen für optimale Wärmedämmung. Auch in der Automobilbranche sollen die smarten Stoffe künftig dabei helfen, Fahrzeuge leichter zu machen, Cabrios vor Diebstählen zu schützen und über Lichtapplikationen für ein angenehmes Ambiente zu sorgen.

Doch sie nützen nicht nur im Alltag, sondern inspirieren Künstler und ermöglichen verschiedene modische Kreationen. Einige davon zeigt das Fraunhofer-Institut für Zuverlässigkeit und Mikrointegration IZM vom 23. Oktober bis 30. November zusammen mit der Weißensee Kunsthochschule Berlin im Foyer des Fraunhofer-Hauses. Zu sehen sein wird etwa ein Mantel mit interaktivem Leuchtmuster sowie das blaue Seidenkleid »Klight«, das die Bewegungen seiner Trägerin in ein korrespondierendes Lichtmuster übersetzt. 32 LEDs, die am Unterkleid befestigt sind, wandeln die Bewegungsmuster durch einen Beschleunigungssensor und einen Mikrocontroller in Licht um. Eine interaktive Fahrradjacke sorgt für Sichtbarkeit und Sicherheit in der Dunkelheit und ein Rucksack mit integrierter Alarmanlage warnt vor Langfingern.

Hightec-Stoffe für Gesundheit und Sicherheit

Das Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen IIS widmet sich mit seinen Exponaten der Gesundheit: Ein Fitness-Shirt erfasst über leitfähige Gewebebereiche die elektrische Aktivität des Herzmuskels. Die abgeleiteten Signale – das Elektrokardiogramm (EKG) und die Atembewegung – werden aufbereitet, algorithmisch ausgewertet und schützen so vor Überlastung. Für Senioren oder Reha-Patienten eignet sich der »Fitnessbegleiter«, der – bestehend aus einem Sensoranzug, einem Shirt zur Atemmessung und einem Personal Digital Assistant (PDA) – dem Nutzer bei Gymnastikübungen Rückmeldung zu seinen Vitaldaten gibt und ihn anleiten kann.

Die Ausstellung sowie das Forum liefern die Antworten auf zahlreiche Fragen rund um die Hightec-Textilien: Wie kann man Oberflächen herstellen, die auf ihre Umgebung reagieren? Welche neuen Szenarien lassen sich definieren, um diese elektronischen Textilien in den Alltag zu integrieren? Wie lassen sich Informationen »begreifbar« machen und welche Rolle spielt dabei das gewählte Material? Welche neuen »Interfaces« könnten Menschen, Objekte oder Räume haben?

E-Static Shadows – Unsichtbares sichtbar machen

Inspiriert durch die Arbeit der Fraunhofer-Forscher hat die Künstlerin und Forscherin Dr. Zane Berzina eine Installation entwickelt, die elektrostatische Energiefelder in Lichtreize und Töne verwandelt. Auf diese Weise will sie die elektrostatische Interaktion zwischen Mensch und Umwelt begreifbar machen. Elektrostatische Kräfte sind unsichtbar. Doch wer schon einmal über einen Teppich aus Kunstfasern gegangen ist und anschließend ein metallenes Treppengeländer berührt hat, spürt sie schmerzlich. In industriellen Prozessen verursachen plötzliche Auf- und Entladungen teure Schäden. Zane Berzina, Professorin an der Weißensee Kunsthochschule Berlin und dem Architekten Jackson Tan ist es gelungen, elektrostatische Kräfte nicht nur sichtbar zu machen, sondern sie in ein audio-visuelles Kunsterlebnis zu verwandeln.

Quelle: Fraunhofer

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