Selbstbalance als Erfolgsfaktor (2): Zufriedenheit im Beruf

Während des Studiums und der Ausbildung steht das Ziel klar vor Augen: Es soll am liebsten gleich der Traumjob sein, bei dem alle Bedingungen stimmen, man selbst zufrieden ist und noch genügend Raum für Fitness und richtige Ernährung bleibt. Mit dem Einstieg in das Berufsleben müssen die meisten ihre Ansprüche erst einmal herunterschrauben. Im Laufe der Zeit verlieren wir nur allzu leicht den Blick auf unsere eigene Zufriedenheit im Beruf. Genau darauf macht Brigitta C. Kemner im heutigen Beitrag zur Themenreihe „Selbstbalance als Erfolgsfaktor“ aufmerksam. Darin liefert sie hilfreiche Ansatzpunkte zur Eigeninitiative: Mit den folgenden detaillierten Fragen und Listen von Einflussfaktoren können Sie Ihre persönliche Situation zur Zufriedenheit im Beruf und Stressoren gut selbst einschätzen können.

Stehen Sie sich selbst Rede und Antwort

Wir schenken unserer beruflichen Aufgabe einen großen Teil unserer Lebenszeit. Deshalb ist es besonders wichtig für Ihre Selbstbalance, dass Sie sich Ihren Beruf so erfüllend wie möglich gestalten. Zunächst einmal ist es sinnvoll, sich selbst zu hinterfragen, wie Sie aktuell zu Ihrem Beruf stehen, wie Sie sich damit fühlen und was er für Sie bedeutet.

Beantworten Sie dazu die anschließenden Fragen ehrlich und ganz in Ruhe. Am besten machen Sie sich Notizen dazu.

  • Suche ich einen Arbeitsplatz oder eine Aufgabe?
  • Warum übe ich meinen Beruf aus?
  • Was ist beruflicher Erfolg für mich? Wie wichtig ist mir Erfolg im Beruf?
  • Worauf bin ich stolz?
  • Was strebe ich in meinem Leben in beruflicher Hinsicht an?
  • Was ist mir dort wichtig?
  • Steht mein Einsatz im Verhältnis zu dem, was dabei herauskommt?
  • Setze ich die richtigen Prioritäten in Bezug auf meine beruflichen Ziele?
  • Was stimmt mich zufrieden?
  • Was liebe ich an meinem Beruf?
  • Was stimmt mich unzufrieden? Kann ich etwas tun um diese Themen aufzulösen?
  • Macht mir der Beruf grundsätzlich Freude oder fühle ich immer wieder, dass ich eigentlich hier nicht hingehöre und es Zeit für eine Veränderung wird?
  • Was sind meine größten Stärken? Kann ich meine Stärken einsetzen?
  • Was sind Schwächen? Behindern sie mich? Kann/möchte ich daran etwas ändern und wenn ja, was?
  • Habe ich das Gefühl, etwas Sinnvolles zu tun? Worin liegt dieser Sinn?
  • Gibt es äußere Faktoren, die mich belasten (Entfernung, Arbeitsgebiet, Arbeitsplatzsituation, Arbeitszeiten, Gehalt), und könnte ich daran etwas ändern?
  • Welche „giftigen“ mentalen Zustände erzeuge ich häufig während oder nach meiner Arbeitszeit (Ungeduld, Sorge, Hass, Wut, Angst, Missgunst, Verurteilung, Ärger, Neid)?
  • Kann ich berufliche Themen auch einmal loslassen?
  • Wenn Zeit und Geld keine Rolle spielen, würde ich dann diese Aufgabe auch tun oder etwas ganz anderes?

Sie können sich mehrere Tage Zeit lassen für die Beantwortung der Fragen und die Verarbeitung der Erkenntnisse, die Sie daraus gewinnen.

Stressoren im Berufsleben

Nachfolgend finden Sie typische Stressoren im Beruf, die sich langfristig sehr belastend auf die berufliche Zufriedenheit auswirken können. Mir ist in der Begleitung von Klienten immer wieder aufgefallen, dass im Falle einer beruflichen Überlastung mehrere dieser Stressoren zusammenkamen. Kreuzen Sie an, was auf Sie zutrifft. Sie können gerne auch noch die Intensität des Stressors zwischen 1 (leicht) und 5 (extrem stark) benennen.

  • Übermäßige Kontrolle,
  • Überforderung,
  • Unsicherheit,
  • mangelnde Unterstützung,
  • starker Verantwortungsdruck,
  • unklare Aufgabenverteilung,
  • Konkurrenzdruck,
  • soziale Konflikte, Mobbing,
  • mangelnde Anerkennung,
  • mangelnder Entscheidungsspielraum oder Handlungsspielraum,
  • zu hohe Eigenansprüche, Perfektionismus,
  • fehlende Entwicklungsmöglichkeiten,
  • zu hohes Arbeitsaufkommen, keine Zeit für Pausen,
  • fehlende Sinnhaftigkeit des Tuns, kein Gesamtüberblick,
  • finanzielle Unzufriedenheit oder Sorgen,
  • Harmoniesucht,
  • übertriebene Härte sich selbst gegenüber, keine Schwäche zeigen können.

Welche Erkenntnisse haben Sie durch meine Fragen gewonnen? Konnten Sie Stressoren finden? Welchen Einfluss haben Sie auf diese Stressoren? Welche Werkzeuge könnten Ihnen helfen, Stress abzubauen? Auch hier ist gegenwärtige Präsenz der wesentliche Einflussfaktor, der Stress reduziert. Kein äußerer Auslöser kann Stressempfinden extern auslösen. Stress entsteht in uns selbst, indem unser Verstand die Dimensionen „Zeit“ und „Bewertung“ hinzufügt. In der Gegenwart kann kein Stress überleben.

Definieren Sie drei berufliche Ziele für die nächsten vier Wochen und überlegen Sie sich, was Ihnen dabei helfen kann, sie zu erreichen. Im Fokus sollten die Reduzierung von Stress und die Förderung beruflicher Zufriedenheit stehen. Nutzen Sie vor allem Ihre innere Stimme und bauen Sie Kontakt zu Ihren Gefühlen auf, lassen Sie diese zu und fragen Sie sich, ob die Gedanken, die Sie sich machen, das Ziel fördern oder blockieren.

Reinen Tisch machen!

Welche Entscheidung möchten Sie treffen, die Sie schon lange vor sich her schieben? Vor welchen Aufgaben beziehungsweise Themen flüchten Sie immer wieder? Welches Gespräch wäre längst notwendig um Dampf abzulassen? Stellen Sie sich in den nächsten vier Wochen bestmöglich allen Entscheidungen und Aufgaben, die Ihr Schweinehund bisher erfolgreich verdrängt hat.

Brigitta C. Kemner, Business Coach, Personal Coach, Unternehmer, Veränderung
Brigitta C. Kemner ist Personal Coach, Business Coach und Rednerin. (Bild: © jennifer fey, jennifer fey photography)

Es ist wahnsinnig erleichternd, wenn der Stapel auf Ihrem Schreibtisch oder das schlechte Gewissen in Ihrem Kopf kleiner wird. Jetzt ist Platz dafür. Wenn Sie am Ende der vier Wochen einen großen Fortschritt erzielt haben, belohnen Sie sich mit etwas Besonderem.

Im nächsten Beitrag geht es um den dritten Lebensbereich, nämlich die uns erfüllenden Beziehungen.

Über Brigitta C. Kemner

Brigitta C. Kemner ist Personal Coach, Business Coach und Rednerin und begleitet seit 2003 Führungskräfte, Manager, Geschäftsführer, Unternehmer, Selbstständige und Privatpersonen bei persönlichen und beruflichen Veränderungen. Dabei liegen ihre Schwerpunkte besonders bei den Themen Selbstbalance, Selbstführung, Menschenführung, Potenzialentwicklung und Kommunikation. Ein neues Bewusstsein, innere Freiheit, Gelassenheit, Empathie und Selbstverantwortung sind ein wesentlicher Bestandteil ihrer Arbeit mit Menschen und für die Aktivierung von inneren Ressourcen.

Mehr über Brigitta C. Kemner erfahren Sie auf www.brigitta-kemner.com.

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