Siemens und Gazprom vereinbaren milliardenschwere strategische Partnerschaft

Der Münchner Infrastrukturspezialist Siemens und der russische Gasmonopolist Gazprom haben eine strategische Partnerschaft vereinbart. Laut CEO Löscher werde Siemens durch die Umsetzung der gemeinsamen Projekte auf der Grundlage von umweltfreundlichen Siemens-Technologien sowohl die weitere Entwicklung der russischen Wirtschaft, sowie auch die der beiden Unternehmen nachhaltig fördern. Schwerpunkte der Kooperation auf dem russischen und dem internationalen Markt sind gemeinsame Projekte bei Transport, Erdgasspeicherung, Förderung von Erdgas, Gaskondensat, Erdöl sowie Flüssiggas. Hinzu kommen die Kooperationsthemen Automatisierung, Gebäudesicherheit, Ökologie, Energieeffizienz sowie medizinische Technologien.

Siemens ist bereits stark in Russland engagiert: Im Oktober gab der Technologiekonzern bekannt, innerhalb der nächsten drei Jahre eine Milliarde Euro in weitere Projekte in Russland investieren zu wollen. Damit soll einerseits das Russlandgeschäft weiter ausgebaut werden, andererseits ist dies eine Kompensation für den Ausstieg Siemens aus dem Atomgeschäft mit der russischen Atomholding Rosatom. Statt einer Vertragsstrafe wurde im Gegenzug eine Kooperation „auf anderen Feldern“ vereinbart, beispielsweise die Lieferung von Siemens-Dampfturbinen, wie sie auch in anderen, konventionellen Kraftwerken zum Einsatz kommen. 700 Millionen Euro werden in Energieprojekte investiert, davon 400 Millionen in neue Fertigungsanlagen für Gasturbinen und das Servicegeschäft, sowie 240 Millionen Euro in die Fertigung von Windkraftanlagen sowie von Transformatoren und Hochspannungsprodukten, auch die Zugfabrik mit der russischen Sinara-Gruppe in Jekaterinburg wird für mehrere hundert Millionen Euro ausgebaut.

Siemens hält seit dem Frühjahr den Weltrekord bei kombinierten Gas- und Dampfkraftwerken (GuD): Im Mai 2011 wurden mit der SGT5-8000H-Gasturbine in dem bayerischen Kraftwerk Irsching 4 die beiden bisherigen Rekorde bei Leistung und Wirkungsgrad gebrochen. Die Gasturbine ist auf von 400 MW im reinen Gasturbinenbetrieb und 600 MW im Gas- und Dampfturbinen-Betrieb ausgelegt. Im Testbetrieb wurde bei einer Leistung von 578 MW ein Wirkungsgrad von 60,75% erzielt. Dabei verbraucht die neue Generation der GuD-Kraftwerke zudem noch ein Drittel weniger Gas pro erzeugter KWh als die bisher gängigen Anlagen. Dadurch sinken zugeleich auch die CO2-Emissionen um ein Drittel. Dabei waren Entwicklung, Bau und Betrieb der 444 Tonnen schweren Weltrekordanlage vergleichsweise günstig: 500 Millionen Euro.

Siemens hatte 2010 einen Umsatz von 75,98 Milliarden Euro erwirtschaftet und dabei einen Gewinn nach Steuern von 4,11 Milliarden Euro realisiert. 1,2 Milliarden Euro des Umsatzes entfielen dabei auf Russland. Hier wurden zugleich auch Aufträge im Wert von 2,6 Milliarden Euro eingefahren.

Gazprom wiederum ist der staatliche Monopolist des Gasriesen Russland und der größte Gaskonzern der Welt. Laut CEO Alexei Miller sind die Bemühungen zur Erschließung der russischen Gasvorkommen in der Arktis dabei so ambitioniert, dass dies faktisch der Gründung eines zweiten Gazprom-Konzerns gleich käme. Ein Staatsmonopolist Gazprom kommt allerdings schon alleine auf einen Marktanteil von 23% in Europa. Der Nettogewinn betrug 2010 rund 23,8 Milliarden Euro, im ersten Quartal 2011 stieg der Gewinn weiter um 44% auf 11,2 Milliarden Euro. Insgesamt lagern in der Arktis rund 13% der weltweiten Ölvorkommen und 30% der weltweiten Erdgasreserven. Russland beansprucht zwei Drittel der Arktis für sich.

Russland hat neben seinem Energiegeschäft weitere gigantische Infrastrukturinvestitionen geplant: Allein für die Ausrichtung der Olympischen Winterspiele 2014, der Eishockey WM 2016 und der Fussball WM 2018 sind rund 50 Milliarden Euro an Investitionen geplant. Die Erweiterung der Hauptstadt Moskau dürfte sogar mit 250 Milliarden Euro zu Buche schlagen. (Ranking der sieben teuersten Staatsprojekte Russlands.)
 

 

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