Spiritualität ist mehr als Religion und Esoterik

… aus der wöchentlichen Kolumne rund um „Spiritualität & Business“ von Hans-Jürgen Krieg.

Gelebte Spiritualität drückt sich für mich allein darin aus, dass ich ein Leben führe, das ganz besondere Merkmale erfüllt. Und zwar immer und überall. Ohne Ausnahme. In jeder Situation. Spiritualität wird für mich durch das definiert, was ich in jedem Augenblick bin, denke, fühle und wie ich handle. Da meine Lebensweise maßgeblich von meinem Unbewussten beeinflusst ist, ist Spiritualität für mich kein Thema des Verstandes. Es ist unerheblich, wozu ich mich äußerlich bekenne und wie wortgenau ich eine Schrift kenne. Ebenso wenig haben für mich irgendwelche Rituale eine Bedeutung. Dies gilt insbesondere dann, wenn sie nicht ehrlich im Inneren verwurzelt sind. Entscheidend für Spiritualität ist das innere Sein, nicht die äußere Form. Menschen und das auf Äußerlichkeiten ausgerichtete weltliche Selbst können manipuliert und getäuscht werden. Das wahre Innere aber kennt nur die ehrliche Wahrheit. Es lässt sich nicht betrügen.

Was sind nun die besonderen Merkmale von Spiritualität? Für mich machen insbesondere zwei Merkmale ein spirituelles Leben aus. Zum einen die gelebte Überzeugung, dass alles Geschehen und alle Ausprägungen in der Realität nur die äußere formale Abbildung einer inneren Ursache sind. Die Gewissheit einer inneren Quelle relativiert die Bedeutung und den Sinn der Ereignisse in der realen Welt. Wirklich wichtig ist nur das „Ich bin“. Und wirklich bedeutend ist nur das Erleben wahren Lebens im Hier und Jetzt. Irgendwelche Besitzstände, Glaubensmuster oder Verheißungen sind im Zusammenhang mit der inneren Quelle bedeutungslos. Dies gilt insbesondere für das zweite Merkmal von Spiritualität. Wer spirituell lebt folgt der Überzeugung, dass alle Ausprägungen in der Realität über die innere Quelle miteinander verbunden sind. Sie sind eins. Wer diese Verbundenheit einmal tief im Inneren erlebt hat, für den verändert das Verständnis von Leben schlagartig. Er trennt sich von der Vorstellung von Mangel und Gewalt und ersetzt sie durch Wertschätzung und Liebe. Das Erfahren ist dabei der entscheidende Faktor. Wahre Spiritualität kann nicht gelernt oder durch Beachtung von Regeln oder Vorschriften angeeignet werden. Das geht schon deshalb nicht, weil ihr Ursprung nicht von dieser Welt ist.

Ich bin davon überzeugt, dass der eigentliche Kern von Religion genau das umfasst, was für mich Spiritualität ausmacht. Insofern ist wahre Religion auch Spiritualität. Leider bin ich noch nie einem Menschen begegnet, der eine derartige Religion wirklich lebt. Stattdessen kenne ich viele Beispiele von Religion, bei denen es um den Glauben an Gott, um Macht, um die Erlösung im Jenseits, um Gebote, um Sünde, um Wissen aus der Vergangenheit, um die Interpretation alter Weisheiten, um Vorschriften zum Verhalten, um Rituale und um andere weltliche Dinge geht. Weil ich wahre Religion noch nie erlebt habe, ist für mich Spiritualität mehr als Religion.

Auch wahre Esoterik ist ihrem Kern nach Spiritualität. Aber was für Religion gilt, trifft auch auf Esoterik zu. Im Mittelpunkt dessen, was mir bisher im Umfeld von Esoterik begegnet ist, stehen immer irgendwelche weltlichen Dinge, sowie weltliche Erscheinungen und Gesetzmäßigkeiten, die als Symbol oder Brücke zum inneren Kern dienen. Für mich wackelt hier der Schwanz mit dem Hund. Das eigentlich Unwichtige wird zum Mittelpunkt gemacht. Das Erleben des äußeren Abbildes wird mit dem Einssein mit der inneren Ursache gleichgesetzt. Das aber ist nach meiner Erfahrung ein Trugschluss. Die innere Quelle ist unbeschreiblich und unbegreiflich. Sie ist mit Nichts vergleichbar, was aus der realen Welt stammt.

Ich gebe zu, dass ich ein sehr einseitiges und enges Verständnis von Spiritualität habe. Aber ich habe zu oft erlebt, dass ein offeneres Verständnis zum Missbrauch von Macht und zur Täuschung von Menschen benutzt wird. Dabei kann meines Erachtens jeder im Inneren spüren, was wahr ist und was nicht. Man muss nichts glauben. Es gibt eine innere Gewissheit, die jeder kennt, der einmal wahre Spiritualität erlebt hat.

Ihr Hans-Jürgen Krieg

Über den Autor

Hans-Jürgen Krieg ist Autor der Buchserie „Der kleine Igel“. Er coacht Unternehmen und Personen im Hinblick auf die praktische Nutzung ihrer spirituellen Potenziale. Mit seinem tiefgreifenden Verständnis für die Zusammenhänge des Lebens und seiner über 30 Jahren Erfahrungen im Geschäftsleben unterstützt er die Beteiligten beim Bau von Brücken, mit denen sie die reale Welt mit ihrer „inneren Quelle“ verbinden.

Weitere Informationen finden Sie unter www.ifef.de.

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