Spirituell führen – ein Beispiel

… aus der wöchentlichen Kolumne rund um „Spiritualität & Business“ von Hans-Jürgen Krieg.

Ich hatte jüngst ein hochinteressantes Gespräch. An Hand eines konkreten Beispiels ging es um die Führung von Menschen und die gravierende Veränderung ihres Verhaltens. Im diskutierten Fall wurde in relativ kurzer Zeit aus zerstrittenen einzelnen Gruppen und Personen eine Gemeinschaft, in der alle an einem Strang ziehen. Inzwischen werden Erfolge erzielt, die früher für völlig unmöglich gehalten wurden. Wie ist so eine Veränderung möglich? Geschieht sie quasi von selbst? Spielt dabei Spiritualität eine Rolle? Gibt es so etwas wie spirituelles Führen? Existieren Merkmale, die eine spirituelle Führung von einer „normalen“ Führung unterscheiden. Wie sieht eine spirituelle Führungspersönlichkeit aus? Ist den Beteiligten überhaupt bewusst, dass sie auf eine besondere Weise geführt werden?

Nein. Von selbst hat sich vorliegenden Fall nichts geändert. Es ist letztlich eine Person, die durch die Art ihrer Führung für alles verantwortlich ist. Diese Person praktiziert einen Führungsstil, der für mich typisch für spirituelles Führen ist. Interessanterweise wird die außergewöhnliche Führungsleistung von den Betroffenen nicht gesehen und erkannt. Sie merken nur, dass es besser läuft und viel mehr Spaß macht wie früher. Aber genau das zeichnet spirituelle Führung aus. Nicht einer steht im Mittelpunkt und dominiert das Geschehen. Sondern alle bringen sich aktiv ins Geschehen ein. Alle entwickeln Ideen und übernehmen Verantwortung. Alle sind Sieger. Bis auf ein paar wenige „Fremdkörper“. Die erkennen frühzeitig, dass ein anderer Wind weht. In der Regel gehen sie kurz darauf von alleine.

Als Erkenntnis aus dem Gespräch führe ich nachfolgend vier Merkmale an, die für mich die wesentlichen Inhalte von spiritueller Führung ausmachen.

1. Innere Einstellung

Für die eigentliche Führungsleistung gibt es wenig Lob. Wer spirituell führt, ist nicht gierig darauf im Mittelpunkt zu stehen, sondern ist von Demut und Bescheidenheit geprägt. Die führende Person dient der Sache und der Entwicklung der betroffenen Menschen. Sie ist nicht in erster Linie an der eigenen Profilierung interessiert. Vertrauen und Wertschätzung bestimmen den Führungsstil. Und zwar für jeden und alle. In dieser Hinsicht sind alle gleich. Jeder verdient die volle Unterstützung und Aufmerksamkeit. Und jeder ist gleich wertvoll. Wer diese Einstellung von innen heraus lebt, muss sie nicht ständig im Außen beweisen. Menschen spüren, ob es jemand wirklich ehrlich mit ihnen meint, oder nicht.

2. Rahmenbedingungen schaffen

Klingt einfach. Ist in der Praxis aber ein vielschichtiges Geflecht, das ständig neu gewoben werden muss. Wer spirituell führt, spürt intuitiv, welche Faktoren notwendig sind, um bestimmte Wirkungen zu organisieren. Den genau darum geht es: Selbstorganisation. Stimmt die Führung, organisieren sich auf eine geheimnisvolle Weise die Beteiligten so, dass sie genau das tun, was für den Erfolg notwendig ist. Dabei spielt die gegenseitige Wunscherfüllung eine wichtige Rolle. Stimmen die Rahmenbedingungen, haben alle das Gefühl, dass genau das wahr wird, was sie sich wünschen. Dabei bündeln sich die Wünsche aller in einer gemeinsamen Vision. Diese treibt alle an und versorgt sie mit ausreichend Energie. Aber der Fortschritt in Richtung der Umsetzung der Vision muss im täglichen Geschehen sichtbar sein und sich ständig beweisen. Die Beteiligten wollen jederzeit spüren, dass alles in die richtige Richtung läuft. Freiheit für jeden ist wichtig. Aber die Freiheit des Einzelnen muss manchmal sanft, oder mit Zwang, in die richtige Richtung gelenkt werden. In gewisser Weise müssen die Betroffenen zu ihrem Glück gezwungen werden. Klingt lieblos, wird aber, richtig umgesetzt, ganz liebevoll verstanden und akzeptiert. Der Einzelne hat dabei das Gefühl, dass er irgendwie hochgehoben wird.

3. Kommunikation

Kommunikation ist alles. Zur richtigen Zeit, das richtige Wort. Lieber einmal zu viel, als einmal zu wenig. Nicht selbst handeln. Andere zum Handeln motivieren, darauf kommt es an. Ideen und Anregungen sind das Zaubermittel für gravierende Veränderungen. Sie sind der Samen, der zur rechten Zeit dann aufgeht. Quasi, wie von selbst. Ehrliches Lob bewirkt wahre Wunder. Aber auch Kritik muss sein. Authentisch und wertschätzend vorgebracht, verletzt sie nicht, sondern baut auf.

4. Mehr ich selbst sein

Spirituelle Führung verfolgt letztlich nur ein einziges Ziel. Wenn dieses verfehlt wird, verpuffen alle positiven Effekte wieder und es entsteht keine nachhaltige Veränderung. Egal, worum es geht. Führung dient letztlich nur dazu, dass sich im konkreten Leben ein Geschehen realisiert, indem jeder „mehr ich selbst“ ist. Das ist der Schlüssel. Wo Führung dazu beiträgt, dass wir im Leben mehr von dem umsetzen können, was wir eigentlich sind, sind wir in der Lage Berge zu versetzen. Denn das betreffende Vorhaben wird von allen von innen heraus getragen und mit Energie versorgt. Wer spirituell führt, wird also genau darauf achten, dass alle immer mehr sie selbst sind. Seine Intuition wird ihm in jedem Augenblick zeigen, was dafür nötig ist.

Zum Abschluss des erwähnten Gesprächs entstand die Frage, inwieweit eine solche Führung manipulativ ist. Denn in gewisser Weise zwingt sie die Betroffenen zu ihrem Glück. Sie schränkt mehr oder weniger stark ihre Freiheitsgrade ein. Auch wenn die Kommunikation ehrlich und offen geführt wird, auch wenn jeder immer die Freiheit der Wahl hat, eine gewisse Manipulation bleibt. Das ist einfach so.

Für mich ist das Leben polar und paradox. Es kann nicht vollkommen gerecht und widerspruchsfrei verlaufen. Wer eine solche Vollkommenheit sucht, wird sie nur durch und in der Verbindung mit dem finden, was ich innere Quelle nenne. Nur dort lösen sich Konzepte und Vorstellungen wie Gerechtigkeit und Manipulation im Nichts auf.

Ihr Hans-Jürgen Krieg

Über den Autor

Hans-Jürgen Krieg ist Autor der Buchserie „Der kleine Igel“. Er coacht Unternehmen und Personen im Hinblick auf die praktische Nutzung ihrer spirituellen Potenziale. Mit seinem tiefgreifenden Verständnis für die Zusammenhänge des Lebens und seiner über 30 Jahren Erfahrungen im Geschäftsleben unterstützt er die Beteiligten beim Bau von Brücken, mit denen sie die reale Welt mit ihrer „inneren Quelle“ verbinden.

Weitere Informationen finden Sie unter www.ifef.de.

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