Spitzentreffen zum Frauenanteil in Führungspositionen

Die Dax-30-Konzerne wollen ihren Anteil an Frauen in Führungspositionen deutlich erhöhen. Im Vorfeld des Spitzentreffens mit der Bundesregierung ist allerdings noch unklar, ob dies durch eine freiwillige Selbstverpflichtung oder mittels gesetzlichen Vorgaben geschehen soll. Dies ist auch die Kernfrage in dem Streit zwischen Arbeitsministerin von der Leyen (gesetzliche Quote) und der Familienministerin Schröder (freiwillige Selbstverpflichtung). Die Arbeitsministerin hatte sich für eine klare gesetzliche Frauenquotenvorgabe ausgesprochen, nachdem frühere Selbstverpflichtungen der Wirtschaft ergebnislos geblieben waren.

Die vorab bekannt gewordenen Quoten-Zusagen der Dax-Konzerne bewegen sich nach Medienmeldungen alle im zweistelligen Bereich: VW will seinen Frauenanteil in der oberen Führungsebene bis 2020 von derzeit 4,3 auf 11% steigern. MAN setzt sich eine etwas höhere Zielmarke und will bis Ende 2014 seine Quote von 9,9% auf 14% ausbauen. Adidas plant, den Frauenanteil von derzeit 26 auf bis zu 35% zu steigern, allerdings über die oberen und unteren Führungsebene zusammengenommen. Die Deutsche Telekom strebt einen Frauenanteil im mittleren und oberen Management von 30% an.

Wenn man hingegen nur den Vorstand und den Aufsichtsrat als Referenzwert heranzieht, ist die Ausgangslage noch weitaus extremer: Mit dem Stand August 2011 hatten über 90% der 100 größten deutschen Konzerne keine einzige Frau in ihrem Vorstand. Der Frauenanteil in den Vorständen der 200 größten Unternehmen lag Anfang 2011 gerade einmal bei 3,2%, bei den 30 Dax-Konzernen waren nur fünf der 186 Vorstandssessel weiblich besetzt. In der Finanzbranche waren es gar nur 2,9% der Sitze, bei den Versicherungen 2,5%.

In Frankreich gilt seit Anfang 2011 eine 20% Quote, die innerhalb von 3 Jahren erreicht werden muss und eine 40% Quote für den Zeithorizont von 6 Jahren. Norwegen hat bereits 2003 eine 40% Quote für die Verwaltungsräte beschlossen.

Dabei würden sich für die deutschen Unternehmen mehr weibliche Führungskräfte auch finanziell rechnen: Frauen verdienen in Deutschland für die gleiche Arbeit im Schnitt noch 23% weniger als ihre männlichen Kollegen.

Ein weiterer Kostenfaktor spricht für mehr weibliche Führungskräfte: Der typische Wirtschaftskriminelle ist laut der Prüfungs- und Beratungsunternehmen KPMG Schweiz zu 87% männlich, zu 82% Führungskraft – zumeist im Finanzbereich oder im Vertrieb – und zu 76% zwischen 36 und 55 Jahre. 53% der Wirtschaftskriminellen stammen aus den höheren Hierarchieebenen, also der Geschäftsführung und dem Aufsichtsrat. Als Motive gelten persönliche Geldgier, Budgetkürzungen, Leistungsdruck, Veränderungen der persönlichen Lebensumstände (zu teurer Lebensstil), zu hoch gesteckte Arbeitsziele und oft lückenhafte Kontrollmechanismen.

Frauen sind also statistisch gesehen weniger der Wirtschaftskriminalität zugeneigt und kosten das Unternehmen für die gleiche Arbeit auch noch 23% weniger an Gehalt – gute Gründe, die für einen höheren Frauenanteil in den oberen Führungsebenen sprechen.

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