„stundenbuch – Zeiten für Einkehr“: Wie nutze ich das Stundenbuch? – Vorüberlegungen Teil 2

… von Ulrich B Wagner aus seinem „stundenbuch – Zeiten der Einkehr“.

Im 1. Teil der Vorüberlegungen hat Ulrich B Wagner über den „Aufbruch“ geschrieben. Im 2. Teil geht es über die Nutzung des Stundenbuchs.

Lassen Sie mich an dieser Stelle selbst innehalten und einige Worte zum Gebrauch dieses Buches sagen. So wie dieses Buch aus einem Prozess des Findens und Wiederfindens entstand, hoffe ich, dass Sie auf den folgenden Seiten neben Bekanntem und Erinnertem, zur Finderin oder Widerfinderin ihrer Selbst und ihres inneren Gleichgewichts werden.

Dieses kleine Stundenbuch ist in zwei Teile getrennt. In den Vorüberlegungen, die wir soeben kurz unterbrochen haben, möchte ich mit ihnen die Vorkehrungen für unsere Reise über die Grenzen des Alltags hinaus in ein Gefühl des bewussten Innehaltens und Innewerdens mit sich und der Welt treffen. Denn auch der längste Weg beginnt mit einem ersten Schritt, wie Laotse treffend bemerkte und dieser sollte mit ganzer Aufmerksamkeit und Konzentration gewählt sein, um die weiteren in sichere Bahnen zu lenken. So werde ich auf den folgenden Seiten der Vorüberlegungen noch einige Worte über die Bedeutung von Grenzen verlieren, um dann in dem letzten Abschnitt der Vorüberlegungen mit einigen Gedanken zur Begrenzung der menschlichen Logik und des menschlichen Verstandes ihnen den Weg für Ihre ganz persönliche Einkehrreise zu öffnen.

Den ersten Teil dieses Stundenbuchs können Sie jederzeit lesen und natürlich kann er von Ihnen selbstverständlich auch in einem Stück gelesen werden. Sie sollten diesen jedoch auf jeden Fall vor Beginn der einwöchigen Einkehrreise gelesen haben. Starten Sie Ihre Reise jedoch bewusst an einem Sonntag. Denn der Sonntag ist für die meisten von uns immer noch der Tag, an dem ein gewisses gemeinschaftlich verordnetes Innehalten in gewissem Maße geboten ist. Daher finden Sie an einem Sonntag immer einen längeren Text, den Sie über den Tag verteilt oder an einem Stück lesen können. Ich empfehle Ihnen daher auch ganz bewusst an einem Sonntag zu beginnen, da die Einführung in das wöchentliche Reflexionsthema an dieser Stelle stattfindet und die einzelnen Tage thematisch drauf hin abgestimmt sind. An den folgenden Wochentagen habe ich den Tag, den alten mönchischen Horen angelehnt, in vier Momente des Innehaltens geteilt, der Morgen, der Mittag, der Abend und die Nacht. Auch hier, geschrieben und dann wieder gelesen das allzu Selbstverständliche.

Doch ist es uns noch so selbstverständlich den Tag wirklich in dieser Abfolge zu leben und/oder zu erleben? Gleiten diese von der Natur gesetzten Marker (Grenzen) des Tages (mit ihren Niemandszeiten?) nicht meistens nahtlos, übergangslos ineinander über und wir fragen uns am Ende des Tages, angesichts des zähflüssigen Breis des vergangenen Tages, wo wir, wann und an welcher Stelle des Tages wirklich bewusst waren? Im Laufe der «Befreiung des Menschen von den Ketten der Natur» durch den Verstand und die Aufklärung, haben wir alte selbstverständliche, gefühlte Begrenzungen des Lebens niedergerissen, um schließlich zu merken, dass Grenzenlosigkeit nicht zu mehr Freiheit, sondern Unfreiheit führt. Daher erscheint uns diese Unterteilung auf den ersten Blick veraltet und unserem «modernen» Lebens- und Tagesrhythmus nicht mehr angepasst. Wann soll ich denn während des Tages Zeit finden, um innezuhalten, einige Zeilen zu lesen und dann noch darüber zu reflektieren? So schallte es mir aus meinem Freundeskreis entgegen, als ich meine Idee erzählte. Ja, sie haben alle Recht mit ihren Argumenten, denn sie sind bewährt und für einsatzfähig empfunden bei allen möglichen Gelegenheiten wie Sporttreiben, Meditation, zum Arztgehen etc. Dafür habe ich keine Zeit. Ja, bis die Zeit dann sie hat.

Nicht ohne Absicht beginnt die erste Woche des Stundenbuchs auch unter dem Motto Kairos und Chronos – auf der Suche nach der verlorenen Zeit, denn unser ganz persönlicher Umgang und das Erleben der Zeit wird in der Folge unsere Einkehrreise bestimmen. Vier Holas (Niemandszeiten und Niemandsländer) pro Tag sollten Sie sich auf ihrer Einkehrreise gönnen. In Summe wird ihre Beschäftigung mit dem Stundenbuch (ich meine nur das Lesen) vielleicht 20-25 Minuten in Anspruch nehmen. Um unseren «modernen» Zeitmöglichkeiten genüge zu leisten, beginnt der Tag mit einer kurzen Einstimmung in den Tag (ca. 3-5 Minuten), einer kleinen Mittagspause (ca. 2-3 Minuten), gefolgt von einer längeren Passage am Abend (8-10 Minuten), um Sie dann mit einem kleinen Gute Nacht-Gedanken in die Träume zu entlassen (ca. 2-3 Minuten). Selbstverständlich dürfen oder sollten Sie sich im weiteren Tagesverlauf von diesen Gedanken begleiten lassen und mehr oder weniger bewusste Zeit auf diese legen.

Eine Abfolge von eigenen Überlegungen und Anregungen aus Literatur und Philosophie bildet jeweils eine thematische Tageslinie, die sich in den folgenden in einer Wochenlinie fortsetzt, die schließlich unsere Einkehrreise umschließt. Bitte bedenken Sie, dass gerade diese bewusste mehrfache Begrenzung des Tagesablauf, ihre strikte Abfolge und Wiederholung ein wichtiger Bestandteil dieser Reise ist (frei nach dem Motto: der Weg ist das Ziel), um die inneren Grenzen zu überwinden und unseren Horizont zu öffnen. Ich wünsche Ihnen viel Freude mit dem Stundenbuch. Zudem möchte ich Ihnen vorab noch ein paar Worte zur Paradoxie und dem Wechselspiel der Entgrenzung und Eingrenzung unseres Lebens mit auf die Reise geben.

Ihr Ulrich B Wagner

Zum Autor:

Ulrich B. Wagner, Jahrgang 1967, studierte Psychologie, Soziologie und Rechtswissenschaften an der Johann Wolfgang von Goethe Universität in Frankfurt am Main.

Er ist geschäftsführender Gesellschafter des Instituts für Kommunikation, Coaching und Managementberatung (ikcm) mit Sitz in Bad Homburg und Frankfurt am Main und gleichzeitig Dozent an der european school of design für Kommunikationstheorie sowie Werbe- und Konsumentenpsychologie.

Ulrich Wagner arbeitet als Managementberater und systemischer Coach mit den Schwerpunkten Business- und Personal Coaching, Kommunikations- und Rhetoriktrainings, Personalentwicklung, Begleitung von Veränderungsprozessen und hält regelmäßig Vorträge und Seminare.

Zu erreichen: via Website www.ikcm.de, via Mail uwagner@ikcm.de, via Xing und Facebook (Ulrich B Wagner).

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