T-Shirts, Jeans und Blusen: So viel Wasser steckt in unserer Kleidung

Das Statistische Bundesamt hat eine detaillierte Zusammenstellung über den Wasserverbrauch unserer Kleidung veröffentlicht.

Vielleicht überlegt der eine oder andere inzwischen beim Kauf von Kleidung: „Wurde dieses günstige Hemd in Kinderarbeit hergestellt?“ oder „Stammt dieses Kleidungsstück auch aus Bangladesh?“ – einem Land, das in den letzten Monaten mehrmals durch Katastrophen-Unfälle in Textilfabriken traurige Bekanntheit erlangt hat. Viele Konsumenten nehmen zwar wahr, dass ihr neues Kleidungsstück aus China, Bangladesh oder Indien stammt, sind aber wenig informiert über die Produktionsbedingungen, unter denen es hergestellt wurde. Dazu zählen die Arbeitsbedingungen, die gezahlten Löhne, aber auch die Umweltbelastungen bei der Produktion, wie sie zum Beispiel durch die Wasserentnahme aus der Natur für Anbau und Weiterverarbeitung der Baumwolle entstehen.

In den Umweltökonomischen Gesamtrechnungen werden bestimmte Umweltbelastungen bei der Herstellung von Gütern näher untersucht. Dabei liegt der Fokus nicht nur auf der Produktion im Inland: In ausgewählten Umweltbereichen – wie hier beim Wassereinsatz – werden auch die Umweltbelastungen im Ausland analysiert, die der Konsum von nach Deutschland importierten Gütern verursacht (die so genannte „Verbrauchssicht“).

Strukturwandel in der deutschen Textilindustrie

In der Textil- und Bekleidungsindustrie Deutschlands hat in den letzten Jahrzehnten ein grundlegender Wandel stattgefunden. Die Beschäftigung in der Inlandsfertigung ist von 554 000 Beschäftigten im Jahr 1991 auf unter 150 000 im Jahr 2010 gefallen, das ist ein Rückgang um rund 75 %. Der Anteil der Wertschöpfung an der gesamten Wertschöpfung des Verarbeitenden Gewerbes hat sich in diesem Zeitraum mehr als halbiert und ist mit 1,4 % nur noch von sehr geringer Bedeutung. Die heimische Industrie ist allerdings trotz eines drastischen Rückgangs in der Herstellung und Verarbeitung von Rohtextilien nach wie vor stark in die Fertigung und den Vertrieb von Bekleidung eingebunden und hat sich zudem mit hochwertigen Funktions- und technischen Textilien neue Märkte erschlossen. Einen großen und zunehmenden Teil ihrer Umsätze erzielt sie mit dem Ausland: Im Jahr 2011 waren das bereits 41 % oder 19,5 Milliarden Euro.

Baumwolle – der Stoff, der es in sich hat

Baumwolle ist die mit Abstand am häufigsten eingesetzte Naturfaser für Kleidungsstücke. Die Herstellung von Bekleidung aus Baumwolle ist jedoch mit erheblichen Umweltbelastungen verbunden. Diese entstehen sowohl beim Anbau von Rohbaumwolle als auch bei deren Verarbeitung in der Textilindustrie. Die Rohbaumwolle hat beim Anbau einen sehr hohen Wasserbedarf und auch bei der Garnherstellung und der weiteren Verarbeitung werden große Mengen an Prozesswasser benötigt. Zudem entstehen durch den Einsatz von Chemikalien beim Anbau der Baumwolle (Düngemittel, Pestizide) und in der Verarbeitung (beim Bleichen, Färben, Bedrucken) große Mengen an verschmutzten Abwässern.

Der Wasserbedarf der Rohbaumwolle hängt maßgeblich von den klimatischen Bedingungen in den Anbauländern ab. Bei den vier größten Anbauländern China, Indien, Vereinigte Staaten und Pakistan unterscheidet sich der Wasserbedarf der Baumwollpflanze – das ist das gesamte Wasser, das die Pflanze verdunstet – um den Faktor 4 (zwischen 2 000 Kubikmeter je Tonne Rohbaumwolle in China und 8 700 Kubikmeter in Indien). Im weltweiten Durchschnitt ergibt sich in Bezug auf die geerntete Rohbaumwolle ein spezifischer Wasserbedarf von rund 3 600 Kubikmeter je Tonne, in Bezug auf die daraus hergestellte Baumwollfaser ein Wasserbedarf von 8 500 Kubikmeter je Tonne. Rund die Hälfte des beim Anbau benötigten Wassers wird weltweit durch Niederschlagswasser (sogenanntes „grünes“ Wasser), die andere Hälfte durch Bewässerungswasser aus Fließgewässern oder Grundwasser („blaues“ Wasser) abgedeckt. Diese Anteile unterscheiden sich jedoch zwischen den Anbauländern erheblich: Beispielsweise wird der Wasserbedarf in Indien überwiegend durch Niederschlagswasser, in Pakistan dagegen überwiegend und in Ägypten sogar ausschließlich durch Bewässerungswasser gedeckt.

Hoher Bedarf an blauem Wasser belastet die Umwelt

Das Bewässerungswasser verursacht Wassergehalt, Kleidungin den Anbauländern – im Unterschied zum Niederschlagswasser – eine Reihe von erheblichen Umweltbelastungen. Sofern es Fließgewässern entnommen wird, führt es zu Eingriffen in bestehende Ökosysteme, die oftmals mit einer abnehmenden Regenerationsfähigkeit der Gewässer, mit einem Rückgang der Artenvielfalt, Versalzung der Böden und/oder einer Absenkung des Grundwasserspiegels verbunden sind. Wenn Bewässerungswasser durch Stauung von Fließgewässern – also durch Dammbauten – gewonnen wird, dann werden noch weitergehende gravierende Eingriffe in die Fliessgewässer und die Kulturlandschaft vorgenommen.

Die dramatischen Folgen der Wasserentnahme für den Baumwollanbau zeigen sich beispielsweise eindrucksvoll in Usbekistan. Durch die Wasserentnahme aus den Zuflüssen des Aralsees ist das einstmals viertgrößte Binnengewässer der Erde heute in viele kleine Teile zerfallen und droht als Salzsteppe zu enden. Der östliche Teil ist bereits völlig ausgetrocknet und es entstand eine Wüste mit dem Namen Aralkum. Die intensive Wasserentnahme seit mehr als fünfzig Jahren gilt weltweit als eine der größten vom Menschen verursachten Umweltkatastrophen – nicht zu vergessen die damit verbundenen gesundheitlichen Folgen für die dort lebenden Menschen.

Auch durch das in der Verarbeitung benötigte Prozesswasser entsteht ein weiterer Bedarf an blauem Wasser. Dieses liegt anteilig mit circa 17 % des gesamten blauen Wassers von Textilerzeugnissen allerdings deutlich niedriger als das beim Anbau benötigte blaue Wasser. Zur Reinigung des Prozesswassers wird noch weiteres Wasser benötigt, das so genannte „graue“ Wasser. Es handelt sich dabei um verdünntes Abwasser, das hier jedoch außer Betracht bleibt.

Fortsetzung mit der Berechnung des Wasserverbrauchs von Textilimporten auf Seite 2

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