Teil 1 – Erste Schritte in Richtung gutes Gedächtnis

Themenserie des Gedächtnisweltrekordhalters und Gedächtnistrainers Boris Nikolai Konrad

Sicher kennen auch Sie folgende Situation: Auf einer Geschäftsveranstaltung, vielleicht einer Messe, kommt eine Person auf Sie zu, die Ihnen irgendwie bekannt vorkommt. Aber der Name fällt Ihnen beim besten Willen nicht mehr ein. Sehr peinlich, vor allem wenn Sie selbst erkannt werden!

Zunächst lässt sich festhalten: Sie sind nicht allein! Vielen Menschen geht es so, dass sie Namen schon nach einem kurzen ersten Gespräch vergessen haben. Wem das Namen merken leicht fällt, der hat dagegen vielleicht Probleme beim Einprägen von Zahlen und Fakten. Andere stört, dass sie sich weder Termine noch Jahrestage merken können oder ständig auf Unterlagen angewiesen sind. Oder Sie möchten Reden frei halten können, doch ohne Moderationskarten fällt Ihnen plötzlich gar nichts mehr ein? Wirklich überzeugt, ein gutes Gedächtnis zu haben sind die Allerwenigsten.

In dieser Themenserie über das Gedächtnis möchte ich Ihnen in den kommenden Wochen Einblicke in die Gedächtnisforschung und vor allem praktische und sofort-anwendbare Tipps zur Verbesserung der eigenen Gedächtnisleistung geben.

Das schöne an den Gedächtnistechniken ist, dass bereits nach relativ wenig Übung unabhängig von den eigenen Vorkenntnissen große und messbare Erfolge erzielt werden. Vor wenigen Jahren hätte ich dieses Versprechen auch kritisch betrachtet. Schließlich gehen wir viele Jahre in die Schule, haben vielleicht noch studiert und uns regelmäßig fortgebildet – kann es da wirklich sein, dass es andere Lernansätze gibt, die wir in all der Zeit nicht kennen gelernt haben? Ich wollte dies unbedingt ausprobieren, als ich das erste Mal davon gehört habe. Und heute bin ich Gedächtnisweltrekordhalter im Namen merken. Um diesen Rekord zu erreichen, prägte ich mir auf den deutschen Gedächtnismeisterschaften 2010 in Heilbronn 201 Namen zu den passenden Gesichtern in einer Viertelstunde ein.

Was mir noch wichtiger ist: Die vielen positiven Rückmeldungen der Teilnehmer meiner Vorträge und Seminare! Sie zeigen mir, dass die Methoden tatsächlich für schnelle Erfolge im Berufsleben geeignet sind. Ein gutes Gedächtnis ist erlernbar!

Was ist denn nun genau das Erfolgsrezept? Die Antwort lässt sich in drei Worten zusammen fassen:

In Bildern denken!

Das ist das Fundament der Gedächtnistechniken. Wenn Lerninhalte in mentale Bilder umgewandelt werden, werden nachweislich zusätzliche Gehirnbereiche aktiviert, die für visuelles Vorstellungsvermögen, für Kreativität, Fantasie und auch für räumliches Navigieren zuständig sind. Und dadurch in die Lernprozesse mit einbezogen.

Sie können das leicht selbst überprüfen, in dem Sie an eine schöne Erinnerung denken, an einen besonderen Tag, ein tolles Erlebnis. Ihnen fallen nun Bilder dazu ein, teils mit vielen Details. Texte oder Fakten wie vielleicht das genaue Datum des Tages an den Sie gerade denken, kommen erst sehr nachrangig.

Übung: Stellen Sie sich bitte eine Rose vor. Betrachten Sie die mentalen Bilder, die vor Ihrem „inneren Auge“ entstehen und konkretisieren Sie diese. Wie sehen die Blätter aus? Und der Stängel? Wie fühlen sich die zarten Blütenblätter an? Natürlich ist dies zunächst ungewohnt. Probieren Sie es einmal mit geschlossenen, einmal mit geöffneten Augen. Wiederholen Sie die Übung gelegentlich und Sie werden merken, dass Ihnen dies immer natürlicher vorkommt.

Wichtig ist auch, dass die mentalen Bilder viel mehr sind als „Fotos“. Wenn Sie sich etwas vorstellen, sollten Sie versuchen nicht nur ein Standbild zu sehen. Bewegung gehört dazu, genauso auch Geräusche, Geruch, Geschmack und Emotionen, die das Bild bei Ihnen auslöst. Seien Sie bitte nicht frustriert, wenn Sie derzeit noch den Eindruck haben, sich wenig vorstellen zu können oder „nichts zu sehen“. Das Vorstellungsvermögen lässt sich trainieren, wir müssen uns nur überwinden!

Wie genau Bilder beim Merken von Namen helfen, zeige ich Ihnen im nächsten Beitrag in zwei Wochen.
 

Boris Konrad in Aktion

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Über Boris Nikolai Konrad:

Der Experte für Lernstrategien studierte erfolgreich Physik und angewandte Informatik mit den Nebenfächern Mathematik und Betriebswirtschaftslehre.

Bei der Gedächtnis-Weltmeisterschaft 2008 in Bahrain zeigte er sein Können und wurde Weltmeister mit der Mannschaft und Einzelweltmeister im Wörter und Namen merken. Zwei neue Weltrekorde hat er bei den Deutschen Gedächtnismeisterschaften im Jahre 2009 aufgestellt: 280 Wörter sowie 195 Namen und Gesichter in jeweils 15 Minuten merken – Weltbestleistung! Diese unglaubliche Leistung toppte er bei den Deutschen Meisterschaften 2010 wieder 201 Namen und Gesichter, neuer Weltrekord!

Boris Konrad ist 5-Sterne-Redner und Präsident von „MemoryXL“, der europäischen Gesellschaft zur Förderung des Gedächtnisses und des größten Gedächtnissportvereins der Welt.

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