Teil 5 – Namen merken durch Bildgeschichten

… oder was macht ein Bundespräsident im Heu?“ – Aus der Themenserie „Ein gutes Gedächtnis ist erlernbar!“ des Gedächtnisweltrekordhalters und Gedächtnistrainers Boris Nikolai Konrad.

In den letzten Wochen habe ich Ihnen in den ersten vier Teilen meiner Themenreihe erläutert, wie Sie sich mit Hilfe mentaler Bilder Namen spielerisch und dauerhaft einprägen können, und auch direkt mit den Personen verbinden.

In den kommenden Wochen habe ich dann einige Tipps und Methoden für Sie, um sich Vorträge, Personen- und Kundendaten, Gesprächsinhalte oder auch Fachinformationen besser einzuprägen, sowie Tipps für die kleinen Gedächtnisprobleme im Alltag.

Heute schließe ich das Thema Namen merken zunächst mit ein paar Überlegungen zu anspruchsvollen Situationen ab, in denen Sie sich viele Namen in kurzer Zeit oder in stressiger Umgebung merken möchten.

Ist es zum Beispiel laut oder hektisch, ist die Konzentration oft woanders. Es ist aber wichtig, die Namen zunächst bewusst zu verstehen. Nutzen Sie es, dass gerade auf Messen und Kongressen fast alle ein Namensschild tragen. Betrachten Sie das nicht nur als Deko, sondern achten Sie darauf. Im Gespräch überprüfen Sie Ihr Verständnis dadurch, dass Sie den Namen selbst aussprechen.

„Hallo Herr Müller, schön Sie kennen zu lernen. Mein Name ist…“ stellt eine ganz natürliche Antwort dar. Sie müssen dann auch nicht sofort ein Bild finden, sondern können das auch im Anschluss ans Gespräch machen. Unterhalten Sie sich etwas länger, bauen Sie den Namen Ihres Gesprächspartners gelegentlich mit ins Gespräch ein.

Selbst mit voller Konzentration kann es in einem Workshop oder Seminar schwierig werden, sich die Namen auch nur kurz zu merken, wenn diese in einer schnellen Vorstellungsrunde aufgesagt werden. Im Optimalfall wirken Sie gleich dagegen und schlagen eine sinnvollere Vorstellungsweise vor. Lässt sich das nicht kontrollieren empfehle ich, dass Sie die Namen durchaus gleich „verbildern“. Und sich diese Bilder dann über eine Geschichte einprägen. Dadurch wissen Sie die Namen zunächst in der Reihenfolge, in der die Personen sitzen und können während des eigentlichen Programms immer wieder mal einen Namen mit der jeweiligen Person verknüpfen.

Übung: die zehn deutschen Bundespräsidenten

Eine schöne Übung dazu sind unsere Bundespräsidenten. Bisher gab es zehn seit es die Bundesrepublik gibt. Bitte überlegen Sie sich zu den Namen geeignete Bilder. Seien Sie nicht zu kritisch: die ersten Ideen sind meist schon gut genug, um Sie hinterher an den richtigen Namen zu erinnern, auch wenn das Bild nur wenig mit dem Namen zu tun hat. Als nächstes stellen Sie sich die Bilder so gut wie möglich vor und verknüpfen diese zu einer kleinen Geschichte. Erst wenn Sie das selbst ausprobiert haben – und sich die Geschichte auch bildlich vorgestellt haben! – lesen Sie meinen untenstehenden Vorschlag, wie ich mir unsere Bundespräsidenten in der richtigen Reihenfolge eingeprägt habe. Wichtig: Bilder können nicht falsch oder richtig sein. Sehen Sie meine Bilder nur als Anregung. Diese sind nicht besser als Ihre!

Die 10 Präsidenten:
Heuss
Lübke
Heinemann
Scheel
Carstens
Von Weizsäcker
Herzog
Rau
Köhler
Wulff

STOP Erst weiterlesen, wenn Sie sich selbst Bilder und eine Bildgeschichte ausgedacht und vorgestellt haben!

Meine Bildgeschichte als Anregung

Vor mir ist ein riesiger Haufen Heu (Heuss). Da ich nichts mehr sehen kann, mache ich eine Lücke (Lübke) hinein. Da springt ein Hai hindurch und beißt einen Mann der dahinter steht (Heinemann). Der Mann schielt (Scheel) vor Schmerz zur Seite. Dort steht ein großer Kasten (Carstens). Auf diesem steht ein Sack Weizen (von Weizsäcker). Ein Herzog (Herzog) kommt vorbei und befiehlt in rauem Ton (Rau), dass der Besitzer einen Teil als Steuer abgeben muss. Als Entschädigung gibt er ihm Kohle (Köhler). Plötzlich kommt ein Wolf (Wulff) und verscheucht beide.

Bitte stellen Sie sich Sie Ihre (oder meine) Geschichte gut vor und wiederholen Sie diese zwei- bis dreimal. Sie werden diese dann mühelos mit den Schlüsselworten wiedergeben und dadurch auch die zehn Bundespräsidenten in der richtigen Reihenfolge aufzählen können.

Über Autor:

Der Experte für Lernstrategien studierte erfolgreich Physik und angewandte Informatik mit den Nebenfächern Mathematik und Betriebswirtschaftslehre.

Bei der Gedächtnis-Weltmeisterschaft 2008 in Bahrain zeigte er sein Können und wurde Weltmeister mit der Mannschaft und Einzelweltmeister im Wörter und Namen merken. Zwei neue Weltrekorde hat er bei den Deutschen Gedächtnismeisterschaften im Jahre 2009 aufgestellt: 280 Wörter sowie 195 Namen und Gesichter in jeweils 15 Minuten merken – Weltbestleistung! Diese unglaubliche Leistung toppte er bei den Deutschen Meisterschaften 2010 wieder 201 Namen und Gesichter, neuer Weltrekord!

Boris Konrad ist 5-Sterne-Redner und Präsident von „MemoryXL“, der europäischen Gesellschaft zur Förderung des Gedächtnisses und des größten Gedächtnissportvereins der Welt.

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