Teilchenbeschleuniger FAIR bei Darmstadt erhält mit 526 Mio. Euro höchste Förderung der BMBF-Geschichte

In Darmstadt entsteht der internationale Teilchenbeschleuniger FAIR / Braun übergibt höchsten Projektförderbescheid der BMBF-Geschichte

20 Hektar Baufläche, 35.000 Tonnen Stahl und 600.000 Kubikmeter Beton – in Darmstadt entsteht eine der weltweit größten Forschungsanlagen: der internationale Teilchenbeschleuniger FAIR (Facility for Antiproton and Ion Research). Der Parlamentarische Staatssekretär Helge Braun hat heute den mit 526 Millionen Euro höchsten Bewilligungsbescheid für ein Forschungsprojekt in der Geschichte des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) überreicht und damit den Startschuss für den Bau der Anlage gegeben. Nach der Fertigstellung im Jahr 2018 sollen mehr als 3.000 Wissenschaftler aus mehr als 50 Ländern die Grundbausteine der Materie erforschen und die Entwicklung des Universums nachzeichnen. Dazu können an FAIR besonders intensive Präzisionsstrahlen von Antiprotonen und Ionen der ganzen Element-Palette erzeugt werden, mit denen die Wissenschaftler höchst seltene Teilchen-Kollisionsprodukte erforschen können. Weitere Forschungsthemen sind die Atom- und Plasmaphysik, die Antimaterieforschung und die Weiterentwicklung von Krebstherapien mit Ionenstrahlen und die Materialforschung beispielsweise für die Raumfahrt.

Mit dem Bewilligungsbescheid des BMBF können die Bauarbeiten in direkter Nachbarschaft des Helmholtz Zentrums für Schwerionenforschung nun beginnen. "Mit FAIR etablieren wir in Deutschland den Leuchturm der weltweiten Kern- und Teilchenphysik für die nächsten 20 Jahre", so Braun. "Der Teilchenbeschleuniger soll das Zentrum eines internationalen Forschungsnetzwerks bilden, das wichtige wissenschaftliche Erkenntnisse liefert und gleichzeitig tausende hochqualifizierte Nachwuchskräfte ausbilden kann. Die Erfahrung zeigt uns: Aus der Grundlagenforschung von heute erwachsen die Innovationen von morgen." Bereits heute arbeiten 3.000 Wissenschaftler und Ingenieure aus mehr als 50 Ländern an der Entwicklung von FAIR-Beschleunigern und -Experimenten. Mit Hilfe von FAIR kann in Zukunft eine neue Generation von internationalen Wissenschaftlern und Ingenieuren gemeinsam ausgebildet werden – mit großer Wirkung in die Gesellschaft hinein, denn mehr als zwei Drittel der jungen Frauen und Männer finden nach ihrer Promotion berufliche Perspektiven in der Wirtschaft.

Professor Boris Sharkov, wissenschaftlicher Direktor und Geschäftsführer von FAIR, freut sich über den Bescheid: "FAIR ist ein Traum der Wissenschaft. Um diesen Traum verwirklichen zu können, braucht es Leidenschaft, Ausdauer und die großartige Unterstützung, die wir von Deutschland, Hessen und unseren internationalen Partnern erhalten." Damit wird FAIR nicht nur Zentrum eines internationalen Austauschs von Ideen und Wissen sein, sondern gleichzeitig auch interkultureller Anziehungspunkt für junge Talente aus aller Welt.

Das Baufeld ist bereits vorbereitet und umfasst insgesamt 20 Hektar. Nach dem Bau von insgesamt 4 Kilometern Straßen werden ab Herbst die ersten von insgesamt 1.500 Bohrpfählen gesetzt, die bis zu 60 Meter tief in den Boden reichen und so ein stabiles Fundament für die Hightech-Anlage bilden. Für einen Kreisbeschleuniger von 1,1 Kilometern Umfang wird ein Tunnel gebaut, die 24 Gebäude und Tunnelabschnitte bieten auf 62.000 Quadratmetern Nutzfläche Platz für insgesamt 3,5 Kilometer Strahlführungsrohre, riesige Detektoren und eine komplexe technische Infrastruktur. Insgesamt werden in der Anlage 600.000 Kubikmeter Beton verbaut – so viel wie für ein Flughafenterminal. Und die 35.000 Tonnen Stahl, die für FAIR gebraucht werden, würden für fast fünf Eiffeltürme reichen.

Der Bau von FAIR hat ein Gesamtvolumen von 1,6 Milliarden Euro (Preisniveau 2018) und wird vom Bund und dem Land Hessen sowie von derzeit acht europäischen und außereuropäischen Partnerstaaten getragen. Deutschland stellt drei Viertel des Geldes bereit. Größter Projektpartner in Russland, das in Geld, Forschungs- und Sachleistungen 178 Millionen Euro beisteuert.

FAIR sei wie ein kleinerer Bruder des weltgrößten, 27 Kilometer langen Teilchenbeschleunigers CERN bei Genf. Bei CERN erreichen die beschleunigten Teilchen höhere Geschwindigkeiten und im Aufprall höhere Temperaturen. Im FAIR sollen dagegen schwerere Teilchen und mehr davon aufeinandergeschossen werden. Davon erhofften sich die Forscher insbesonders Aufschlüsse über verschiedene Arten von Materie.

FAIR wird Antiprotonen- und Ionenstrahlen mit bisher unerreichter Intensität und Qualität liefern. Im Endausbau besteht FAIR aus acht Kreisbeschleunigern mit bis zu 1.100 Metern Umfang, zwei Linearbeschleunigern und rund 3,5 Kilometern Strahlführungsrohren. Die bereits existierenden GSI-Beschleuniger werden als Vorbeschleuniger dienen.

(Quellen: BMBF, FAIR)

 

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