Temperaturanstieg ist nicht mehr zu stoppen – Folgenvermeidung gefragt

Laut einer aktuellen Studie von dem britischen Ölmulti BP ist der Temperaturanstieg über die bislang angestrebten maximalen zwei Grad mehr de facto nicht mehr zu stoppen. Ähnlich pesimistisch äußerte sich auch die Internationale Energieagentur IEA. Laut BP-Chefökonom Christof Rühl würde zwar der Versuch der CO2-Eindämmung in der ersten Welt Teilerfolge zeitigen, allerdings nehme die Entwicklung in den boomenden Schwellenländern wie China, Indien, Brasilien und Russland eine deutlich negativere Richtung. Die bisherigen Ziele des Klimaschutzes ließen sich nicht mehr einhalten: Der Schwellenwert von 450 Teilchen pro Million für den CO2-Ausstoß in der Atmosphäre, der den globalen Temperaturanstieg bis 2100 bei zwei Grad begrenzen könnte, sei „weit, weit weg“. „Der Temperaturanstieg ist de facto nicht mehr zu stoppen.“ Statt unrealistischen Zielen hinterherzujagen solle vielmehr überlegt werden, wie die Menschheit den unausweichlichen Folgen der Klimaerwärmung wie Überschwemmungen, aber auch Wassermangel und Missernten begegnet werden könne.

Die IEA hat am Mittwoch ebenfalls vor einem unumkehrbaren Klimawandel gewarnt. Sie fordert mit Nachdruck, Subventionen für fossile Brennstoffe abzuschaffen und Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz voranzutreiben. 2009 hatten die G20-Staaten beschlossen, die Subventionen für fossile Energieträger wie Öl und Gas zurückzufahren – das Gegenteil war der Fall: Diese Subventionen haben sich 2010 um weitere 110 Milliarden Dollar auf insgesamt 500 Milliarden Dollar erhöht. Laut der OECD und der IEA würden die Subventionen dabei ihre Zielsetzung zumeist deutlich verfehlen: Statt Armut zu mindern und die ökonomische Entwicklung zu befördern, würden die Subventionen gänzlich kontraproduktiv zu Energieverschwendung führen, die Preisbildung an den Märkten verzerren, die Wettbewerbsfähigkeit von erneuerbaren Energien und Energieeffizienztechnologien beeinträchtigen sowie die Klimaschutzbemühungen unterwandern.

Laut einer Modellberechnung der BP-Ökonomen könnte eine weltweite Einführung des schon in Europa – allerdings erst zögerlich und mit Ausnahmen für die größten Verursacher – eingeführten CO2-Emissionshandels eine deutliche Minderung schaffen. Zumindest wird damit Geld von den maßgeblichen Verursachern eingetrieben, mit denen die Folgen gemindert und Anpassungsstrategien umgesetzt werden können. Zudem stellt eine Einpreisung der Folgekosten den realen Preis für eine Ware her, womit die Preisverzerrung behoben und umweltfreundliche Produkte attraktiver werden. Laut der BP-Modellrechnung würden bei einem weltweiten Emissionshandel der Höhepunkt 2020 erreicht werden, das Niveau der Belastung wäre dann 14% unterhalb des Referenzszenarios, aber immer noch 21% über dem Niveau von 2005.

Die Studien wurden im Vorfeld des nächsten Klimagipfels vorgelegt: Ab dem 28. November treffen sich Vertreter von mehr als 160 Ländern im südafrikanischen Durban, um über eine Nachfolgeregelung für das Kyoto-Protokoll von 1997 zu verhandeln, dem bisher einzigen globalen Klimaabkommen.

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