Touchpoints zwischen Bewerber und Arbeitgeber

… aus der „Touchpoint Montags-Themenserie“ der Marketingspezialistin und Management-Consultant Anne M. Schüller. Nach „Wie Unternehmen die Web-3.0-Zukunft erreichen: Zu einer »Lovemark« werden – als Marke und als Arbeitgeber“ folgt heute: „Die Touchpoints zwischen Bewerber und Arbeitgeber: Mundpropaganda steht an erster Stelle“.

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Der demografische Wandel, der Kampf um die Toptalente und der Glashauseffekt, den das Social Web mit sich bringt, halten ganz neue Anforderungen parat: Personaler müssen das Verkaufen lernen. Dabei sind die Ressourcen, die für das effiziente Suchen, Finden und Gewinnen passender Bewerber in den Markt geworfen werden, ganz enorm. Doch leider agieren die HR-Stellen hierbei allzu oft selbstzentriert.

Der wahre Startpunkt für eine potenzielle Mitarbeiterbeziehung

Mundpropaganda, Social Media Recruiting
Abbildung: Die Bedeutung von Mundpropaganda bei der Suche nach geeigneten Bewerber. (© Anne M. Schüller)

Nicht die Firmenwebsite und deren Karriereteil, sondern das Eingabefeld der Suchmaschinen ist zunehmend der Startpunkt für eine potenzielle Mitarbeiterbeziehung – und oftmals gleichzeitig das Ende. Dabei spielen die indirekten Touchpoints wie zum Beispiel Meinungsportale, User-Foren, Blogbeiträge, Presseartikel, Mundpropaganda und Weiterempfehlungen eine zunehmend wichtige Rolle.

Diese werden auch als „Earned Touchpoints“ bezeichnet, denn man kann sie sich nicht wie eine Stellenanzeige kaufen, man muss sie sich stattdessen verdienen. Und nur loyale, begeisterte Fan-Mitarbeiter werden die frohe Botschaft ganz sicher nach draußen tragen. Dies kann aktiv gestaltet werden, wie mein aktuelles Buch „Das Touchpoint-Unternehmen“ zeigt.

Die „Zero Moments of Truth“

Zunehmend werden von veränderungswilligen Bewerbern zunächst die O-Töne der Mitarbeiter im Web angesteuert. Google nennt sie die „Zero Moments of Truth“ (ZMOT). Dies sind die Momente der Wahrheit vor dem ersten direkten Kontakt, die schonungslos offenbaren, was die Versprechen eines Unternehmens tatsächlich taugen. Insofern werden Firmen schon bald allein deshalb zumachen müssen, weil es keine qualifizierten Mitarbeiter mehr gibt, die für sie arbeiten wollen.

Anstatt also weiter in teuer bezahlte Recruiting-Tools zu investieren, sollten Organisationen viel mehr dafür tun, dass es drinnen bei ihnen vor allem in punkto Mitarbeiterführung und Unternehmenskultur stimmt. Denn jenseits schöner Sonntagsreden über Leitbilder, Werte und CSR (Corporate Social Responsability) liegt dort eine Menge im Argen.

Selbst den wortgewaltigsten Beteuerungen aus der eitlen Managementwelt glaubt heute bald niemand mehr. Die Unternehmenskommunikation hat sich in einen gigantischen Vertrauensverlust hinein manövriert. Selbst die eigenen Mitarbeiter mögen ihr Unternehmen ungern weiterempfehlen.

Suche nach Bewerber: Mehrheit empfiehlt Arbeitgeber nicht weiter

Wie eine Studie der Personalberatung Rochus Mummert ergab, empfehlen lediglich 38 Prozent der Beschäftigten ihren Arbeitgeber weiter, und nur jedes fünfte Unternehmen ruft seine Mitarbeiter aktiv zur Weiterempfehlung auf. Für diese Studie waren 1000 Arbeitnehmer befragt worden. Ein Hauptgrund für die niedrige Weiterempfehlungsquote sei, dass die Arbeitszufriedenheit von vielen Unternehmen noch nicht als „zentrales Employer-Branding-Instrument“ angesehen werde.

Die Zufriedenheit der Belegschaft habe einen sehr starken Einfluss auf die Empfehlungsquote. Der wichtigste Motivator aus Mitarbeitersicht ist der Studie zufolge ein gutes Arbeitsklima, gefolgt von einer leistungsgerechten Bezahlung. Jeweils mehr als 80 Prozent der Beschäftigten bezeichneten diese Faktoren als entscheidende Voraussetzung für eine Weiterempfehlung.

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(Foto: © Anne M. Schüller)
(Foto: © Anne M. Schüller)

Über Anne M. Schüller:

Anne M. Schüller ist Managementdenker, Keynote-Speaker, Businesscoach und mehrfache Bestsellerautorin. Die Diplom-Betriebswirtin gilt als Europas führende Expertin für das Touchpoint Management und eine kundenfokussierte Unternehmensführung. Sie zählt zu den gefragtesten Referenten im deutschsprachigen Raum. Sie hält Vorträge und Workshops zum Thema. Sie ist Gastdozentin an mehreren Hochschulen. Zu ihrem Kundenkreis zählt die Elite der Wirtschaft. Ab sofort bildet ihr Touchpoint Institut auch zertifizierte Touchpoint Manager aus. Informationen und Kontakt: www.touchpoint-management.de.

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Schüller, Buch, TouchpointsDie Bücher zum Thema:

Touchpoints. Auf Tuchfühlung mit dem Kunden von heute
Managementstrategien für unsere neue Businesswelt

(Mit einem Vorwort von Prof. Dr. Gunter Dueck)

Gabal, 4. aktualisierte Auflage, 350 S., 29,90 Euro
ISBN: 978-3-86936-330-1

Ausgezeichnet als Mittelstandsbuch des Jahres und mit dem Deutschen Trainerbuchpreis 2012.

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Mitarbeiterführung in unserer neuen Businesswelt
(© Gabal)

Und neu:

Anne M. Schüller:

Das Touchpoint-Unternehmen
Mitarbeiterführung in unserer neuen Businesswelt

Gabal, März 2014, 368 S., 29,90 Euro
ISBN: 978-3-86936-550-3

www.touchpoint-management.de

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