„Transparenz gibt es nur bei offenen Türen“ – Arbeitsplatzgestaltung spiegelt Unternehmenskultur

Megatrends wie Globalisierung und Digitalisierung verändern die Arbeitswelt seit einigen Jahren gravierend. Arbeiten wird flexibler und mobiler, weniger abhängig von Ort und Zeit. Virtuelle Teams, die in verschiedenen Zeitzonen an einem Projekt arbeiten sind keine Seltenheit mehr. Diese Entwicklungen fordern neue Organisationsweisen und neue Formen der Arbeitsplatzgestaltung, wie sie Michael Mollenhauer, Managing Partner von der mmc AG im Interview erläutert.

Interview mit Michael Mollenhauer – Mitarbeiter brauchen Freiräume bei der Arbeitsplatzgestaltung

Hallo Herr Mollenhauer. Die moderne Arbeitswelt setzt auf Vernetzung, Transparenz und Flexibilität. Was bedeutet das für traditionelle, hierarchisch strukturierte Unternehmen?

Für Traditionsunternehmen sind diese Entwicklungen Chance und Herausforderung zugleich. Herausforderung, weil viele althergebrachte Strukturen und Prozesse neu definiert werden. Verantwortlichkeiten und Zuständigkeiten verteilen sich neu. Mitarbeiter bekommen mehr Freiräume, Hierarchien werden abgelöst von vernetzten Strukturen, Informationen und Kommunikationsfluss werden transparenter. Die Mitgestaltungsmöglichkeiten für die Mitarbeiter steigen – und damit auch deren Verantwortung. Eine Chance sind diese Entwicklungen vor allem deshalb, weil sie dazu beitragen, dass traditionelle Unternehmen fit für die Gegenwart und vor allem für die Zukunft werden. Flache Hierarchien und Entscheidungswege bedeuten schnellere Prozesse und damit mehr Effizienz und mehr Innovationspotenzial. Nur Unternehmen, die mit dem beschleunigten Tempo der Märkte Schritt halten können, sind zukunftsfähig.

Was bedeuten diese Entwicklungen für das Verhältnis zwischen Führungskräften und Mitarbeitern?

Die Auflösung von Hierarchien und die größeren Gestaltungsmöglichkeiten für die Mitarbeiter verändern natürlich das Verhältnis zwischen Führungskräften und Mitarbeitern. Eine Studie des Beratungsunternehmens Hays mit dem Titel „Schwerpunkt Führung“ zeigte beispielsweise, dass Sozialkompetenzen bei Führungskräften immer wichtiger werden. Fachliche Kompetenzen werden dagegen weniger wichtig. Denn die Aufgabe von Führungskräften ist es immer weniger, Anweisungen zu erteilen, als vielmehr beratend zur Seite zu stehen, individuelle Entwicklungsmöglichkeiten aufzuzeigen und die Mitarbeiter zu fördern. Vertrauen spielt dabei eine ganz entscheidende Rolle. Dazu gehört auch, dass Führungskräfte zugänglich sind für ihre Mitarbeiter. Ihre Türe muss jederzeit offenstehen, ohne dass man eine Woche im Voraus einen Termin mit der Sekretärin vereinbaren muss.

Inwiefern haben diese Entwicklungen Auswirkungen auf die Arbeitsplatzgestaltung?

Der alte Design-Leitsatz „Form follows function“ gilt auch für die Arbeitsplatzgestaltung. Wenn sich Rollenzuschreibungen, Aufgaben und das Verhältnis zwischen den Menschen verändern, dann müssen sich auch die räumlichen Gegebenheiten am Arbeitsplatz verändern. Kommunikation, Austausch und Transparenz funktionieren nicht, wenn Führungskräfte in der Chefetage unter sich sind und sich im Eckbüro mit zwei Fenstern und Vorzimmer verschanzen. Damit Open-Door-Kommunikation auch funktioniert, müssen Führungskräfte zugänglich sein – die Tür muss offen stehen, das Büro muss da sein, wo die Mitarbeiter sind. Im Extremfall sitzt der Chef oder die Chefin mit den Mitarbeitern im Großraumbüro.

Zufriedene Mitarbeiter durch individuelle Arbeitsplatzgestaltung

Welche Trends in der Arbeitsplatzgestaltung beobachten Sie?

Auch bei der Arbeitsplatzgestaltung bekommen Mitarbeiter mehr Freiräume. Sie können ihre Schreibtische so gestalten, wie sie es wollen – und wie sie am besten arbeiten können. Auch das Konzept des Desk-Sharings ist auf dem Vormarsch.

Wieso ist die Arbeitsplatzgestaltung so wichtig?

Die Gestaltung der Büroräume und des individuellen Arbeitsplatzes haben große Auswirkungen auf Wohlbefinden und Zufriedenheit der Mitarbeiter und wirken sich dadurch auch auf die Produktivität des Unternehmens aus. Haben Sie schon einmal vom Sick-Building-Syndrom (SBS) gehört? Das beobachten Wissenschaftler vor allem bei Menschen, die in Büroräumen arbeiten. Sie zeigen Symptome wie Hautreizungen oder Atemprobleme. Wenn sie sich nicht mehr in den Räumen aufhalten, verschwinden die Symptome nach einer gewissen Zeit. Nach Untersuchungen der Luftqualität und der Schadstoffkonzentration liegt der Verdacht nahe, dass es sich vor allem um ein psychosomatisches Phänomen handelt: Unbehagen und mangelhafte Benutzerfreundlichkeit des Arbeitsplatzes wirkten sich gesundheitlich aus. Das zeigt einmal mehr: Mitarbeiter müssen die Möglichkeit haben, ihren Arbeitsplatz so zu gestalten, dass sie sich dort wohlfühlen und ihre Aufgaben bestmöglich erledigen können. Das kommt auch dem Gesamtunternehmen zu Gute.

Lieber Herr Mollenhauer, ich bedanke mich ganz herzlich für das interessante Interview.

Das Interview mit Michael Mollenhauer, Managing Partner der mmc AG führte Dr. Katja Heumader, Redakteurin AGITANO.

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