Tropenmedizin aus München

Dr. Frühwein & Partner ist eine besondere Arztpraxis im Herzen von München: Bereits 1946 war sie eine der ersten Gelbfieberimpfstellen in Europa. Daraus ist mittlerweile eine renommierte Praxis für Allgemeinmedizin mit Schwerpunkten bei Naturheilverfahren, Homöopathie, Tropen- und Reisemedizin entstanden. Dr. Markus Frühwein leitet ein erfahrenes Team aus sechs Ärztinnen und Ärzten und weiteren Mitarbeiterinnen. Wir haben uns im Interview mit ihm über den Zusammenhang zwischen alternativer und Schulmedizin, dem Stellenwert von Impfungen und über Vorbereitungen auf Reisen verschiedenster Art ausgetauscht.

Gesundheitsvorsorge kennt viele Methoden – Dr. Markus Frühwein im Interview

Herr Dr. Frühwein, Impfungen gehören nicht nur bei der Reisemedizin zu den Schwerpunkten Ihrer Praxis. Bei jeder Grippewelle sind öffentliche Rufe nach Impfungen im großen Stil zu hören, andererseits wird immer wieder vor zunehmenden Resistenzen bei zu häufigen Impfungen gewarnt. Gibt es ein Mindestmaß notwendiger Impfungen, dass Sie hierzulande empfehlen würden – oder gilt: lieber einmal zu viel als zu wenig geimpft?

Ein Mindestmaß an Impfschutz, das wirklich jeder haben sollte, gibt es. Die STIKO (Ständige Impfkommission) am Robert-Koch-Institut legt diesen „Grundschutz“ fest und gibt jährlich entsprechend neue Empfehlungen heraus. Dazu gehören beispielsweise ein Schutz gegen Tetanus, Diphtherie oder Masern. Resistenzen gegen Impfungen existieren quasi nicht. Alleine schon, weil bei den Impfungen nicht der Impfstoff selbst vor der Erkrankung schützt, sondern das körpereigene Immunsystem durch die Impfung lernt, den Erreger effektiv zu bekämpfen. Eher konnten Krankheiten wie die Pocken und voraussichtlich zeitnah auch Polio durch weltweite Impfkonzepte ausgerottet werden. Impfungen sind sicher die beste Möglichkeit, die wir haben, uns vor einer Vielzahl von Erkrankungen zu schützen. Und das im Regelfall ohne relevante Nebenwirkungen oder Spätfolgen, auch wenn Impfungen häufiger als empfohlen gegeben werden. Das Impfkonzept ist damit die ideale Präventionsmaßnahme.

Welche Rolle spielen Naturheilverfahren in Ihrem Praxisalltag? Werden sie von Ihren Patienten nachgefragt oder müssen Sie die Patienten mitunter erst von alternativen Behandlungsmethoden überzeugen? Sind Naturheilverfahren eine Ergänzung oder eine echte Alternative zur Schulmedizin?

Naturheilverfahren spielen eine relevante Rolle in unserem Praxisalltag. Ich sehe diese nicht unbedingt als Ergänzung oder Alternative zur Schulmedizin, sondern als Teil davon. Zum einen basiert unsere moderne Medizin auf den Erfahrungen der Naturheilkunde, zum anderen dienen auch bei vielen inzwischen chemisch hergestellten Medikamenten Stoffe aus der Natur als Vorbild für den eigentlichen Wirkstoff. Die meisten Patienten sind naturheilkundlichen Ansätzen gegenüber offen. Naturheilkundliche Ansätze wie pflanzliche Heilpräparate werden häufig nachgefragt.

Homöopathie ist ein ganzheitlicher Heilungsansatz, was die Allgemeinmedizin von sich mittlerweile auch oft behauptet. Gibt es bei der Behandlung Überschneidungen beider Ansätze oder schließt bereits die Dosierung der Wirkstoffe und das dahinterstehende Vertrauen auf die Selbstheilungskräfte in der Homöopathie ein Zusammenwirken beider Methoden aus?

Homöopathie ist ein in der Medizin sehr umstrittener Heilansatz, da wissenschaftliche Grundlagen und ein in Studien anerkannter Wirknachweis fehlen. Nichtsdestotrotz haben wir in unserer Praxis gute Erfahrungen mit homöopathischen Therapien gemacht. Es handelt sich um einen sehr komplexen Therapieansatz – und man muss hier sicher zwischen einer professionellen homöopathischen Therapie mit entsprechender Anamnese und intensiven Betreuung auf der einen Seite und dem Kauf irgendwelcher Globuli in Apotheken auf der anderen unterscheiden.

Reisemedizin umfasst nicht nur Beratung und Vorsorge bei Reisen in exotische Länder. Kann man sich innerhalb Europas auf die medizinische Versorgung vor Ort verlassen oder was würden Sie als kleine Reiseapotheke empfehlen?

Das hängt von der Reiseplanung ab. In Europa haben wir ein hervorragendes Netz in der medizinischen Versorgung, auch wenn sich länderabhängig große Unterschiede zwischen den einzelnen Regionen Europas finden. Entfernt man sich weiter als eine Tagesreise von medizinischer Versorgung oder hat ein erhöhtes Verletzungs- beziehungsweise Krankheitsrisiko, ist beispielsweise bei Bergwanderungen das Mitführen einer Reiseapotheke mit Verbandsset sicher sinnvoll. Zu berücksichtigen ist auch, dass es in manchen Ländern schwierig ist, an Medikamente zu kommen. Eine kleine Grundausstattung kann also nicht schaden.

Sollte bei Reisen in tropische Länder grundsätzlich vorher ein Facharzt aufgesucht werden oder genügt im Erkrankungsfalle eine anschließende Behandlung?

Eine Beratung durch einen Reise- oder Tropenmediziner vor einer Auslandsreise ist in jedem Fall sinnvoll. Viele Gesundheitsrisiken lassen sich durch adäquate Vorbereitung deutlich reduzieren. Insbesondere bei den Reiseimpfungen sollte man sich professionell informieren. Neben dem Schutz vor Erkrankungen sind für manche Regionen bestimmte Impfungen für die Einreise vorgeschrieben. Eine ausführliche Reiseberatung schließt beispielsweise auch Themen wie Malariaprophylaxe in Risikogebieten, Mückenschutz, Sonnenschutz oder richtiges Essverhalten auf Reisen ein. Insbesondere bei vorerkrankten Personen, beispielsweise mit Herzproblemen oder Diabetes, sollte dringend ein Facharzt aufgesucht werden, um unnötige Risiken während der Reise zu vermeiden. Der Präventionsgedanke steht hier im Vordergrund.

Die wachsende Mobilität von Personen und Gütern hat weltweit zu sehr kurzen Ausbreitungszeiten immer neuer Viren und Krankheiten geführt, die teilweise noch nicht hinreichend erforscht sind. Ist ein effektiver Schutz gegen künftige Epidemien da überhaupt medizinisch möglich?

Die wachsende Mobilität führt sicher zu einer rascheren globalen Verbreitung von Krankheiten. Die Klimaveränderung birgt Risiken durch die Ausweitung möglicher Krankheitsüberträger, wie der Tigermücke bei Dengue-Fieber. Durch die rasche Forschung und Entwicklung, insbesondere im Impfstoffbereich, gehe ich davon aus, dass wir auch auf kommende Gesundheitsbedrohungen adäquat reagieren können.

Der Klimawandel sorgt auch für eine Wanderung von Krankheitserregern und deren Wirten. Mit welchen Tropenkrankheiten muss künftig auch in Europa gerechnet werden?

Die Ausbreitung der Tigermücke (Aedes), auch im europäischen Raum, ist sicher ein ernstzunehmender Risikofaktor, da durch sie Erkrankungen wie Dengue-Fieber oder das Zika-Virus übertragen werden können.

Tauchmedizin ist ein weiterer Schwerpunkt Ihrer Praxis. Erfordert bereits ein Tauchkurs im Urlaub eine vorherige Tauglichkeitsuntersuchung oder ab wann halten Sie diesen professionellen Gesundheitscheck für erforderlich?

Vor jeder Tauchtätigkeit sollte im Vorfeld eine entsprechende Gesundheitsuntersuchung bei einem Spezialisten durchgeführt werden. Tauchen ist eine hohe Belastung für den Körper und bisher nicht erkannte Gesundheitsprobleme können hier schwerwiegende Folgen haben. Wir bieten entsprechende Untersuchungen in unserer Praxis an. Tauchgesundheitszertifikate haben dabei eine Gültigkeit von ein bis drei Jahren.

Höhenmedizin kann bereits in den Alpen ein Thema sein. Was raten Sie Amateuren, die im Urlaub ins Mont-Blanc-Massiv steigen möchten? Gibt es medizinische Hilfen oder nützt nur Fitness und langjähriges Training?

Die Höhenmedizin ist ein komplexer Bereich, da der Körper gerade in großen Höhen ungewohnten Belastungen ausgesetzt ist. Eine Mont Blanc-Besteigung erfordert Fitness, Erfahrung und eine adäquate Vorbereitung. Wir beraten angehende und erfahrene Bergsteiger zum vorangehenden Höhen- und Fitnesstraining, helfen bei der Routenplanung nach medizinischen Gesichtspunkten oder informieren zu medikamentöser Vorbeugung gegen Höhenkrankheit. Das Ziel ist, sicher auf den Berg und wieder herunter zu kommen.

Ob durch Wissen, Medikamente oder Technik: Die Medizin ist in den vergangenen Jahren immer effizienter geworden. Halten die Patienten mit einem gesünderen Lebensstil, Bewegung, Ernährung und Vorsorge damit Schritt?

Die Medizin entwickelt sich schnell weiter. Neben neuen Diagnostik- und Therapiemethoden zur Entdeckung und Behandlung von Krankheiten werden die Erkenntnisse zu einem gesunden Lebensstil immer dichter. Die Umsetzung ist jedoch aufwendig und lässt sich für viele Menschen nicht leicht in den Alltag integrieren, da mit Ernährung, Bewegung oder Schlaf essenzielle Bereiche der Lebensführung betroffen sind. Eine regelmäßige Vorsorge im Rahmen von Check-ups hilft hier, Defizite aufzudecken und für den Patienten gangbare, individuelle Strategien zu entwerfen, die seinem Lebensstil gerecht werden.

Dr. Markus Frühwein, Dr. Frühwein, Tropenmedizin, Homöopathie, alterntive Medizin, Schulmedizin, Reisemedizin, Interview
Dr. Markus Frühwein leitet die Praxis Dr. Frühwein & Partner im Herzen von München. (Bild: © Dr. Frühwein)

Herr Dr. Frühwein, wir danken für Ihre interessanten Antworten.

Das Interview mit Dr. Markus Frühwein führte Oliver Foitzik.

Über die Praxis Dr. med. Frühwein in München

Die allgemeinmedizinische Arztpraxis Dr. Frühwein & Partner im Zentrum von München hat sich auf Vorsorgemedizin, Impfungen, Naturheilverfahren, Homöopathie, Reise- und Tropenmedizin spezialisiert. Das renommierte Ärzteteam um Dr. Markus Frühwein ist weit über die bayerische Landeshauptstadt hinaus eine feste Größe in der bundesdeutschen Tropenmedizin.

Kennen Sie schon die Leinwände von Inspiring Art?