Wann ärgern wir uns eigentlich oder sind frustriert?
- Wenn wir etwas nicht bekommen, was wir haben wollen
- Wenn wir etwas bekommen haben, was wir nicht wollen
- Wenn etwas anders läuft, als wir es uns vorgestellt haben
Es geht also immer darum, dass eine Erwartungshaltung oder Vorstellung sich nicht erfüllt hat. Unser Verstand hält sich dadurch lebendig, dass er immer wieder die Gegenwart verlässt und sich Bilder von der Zukunft macht oder bestimmte Vorstellungen kreiert. Nur allzu oft treten diese Vorstellungen oder Erwartungen allerdings nicht ein oder wir werden von einem Ereignis total überrascht. Unser Verstand reagiert dann mit Negativität. Er will häufig nicht akzeptierten, welche Gestalt die Gegenwart annimmt und ist der Illusion verfallen, dass sich durch seinen Widerstand etwas ändern würde. Diesen Widerstand spüren wir dann als Ärger oder Frust.
In der Gegenwart bleiben und annehmen, was ist
Wer wellenMUTIG ist, steht über diesem Automatismus des Verstandes, weil sie/ er über zwei Fähigkeiten verfügt. Diese wesentlichen beiden Fähigkeiten, die uns Gelassenheit ermöglichen, sind Gegenwärtigkeit und Akzeptanz. Die Gegenwärtigkeit befreit uns von der Flucht in Vorstellungen und Erwartungen. Sie bringt uns wieder direkt in den Kontakt mit dem Leben – also mit uns selbst und unserer freudigen und entspannten Lebendigkeit. Um Ärger loszulassen, braucht es also zunächst eine geistige Aktivierung oder ein Reset und das bewusste Innehalten, um jegliche Gedanken, die der Gegenwart entfliehen wollen, wieder einzufangen. Hier hilft zum Beispiel ein inneres Stopp oder die Konzentration auf die Atmung, um sich selbst zu zentrieren. Der regelmäßige Fokus auf die Atmung erhöht unsere Fähigkeit zur Gegenwärtigkeit enorm.
Der nächste Schritt ist die Bereitschaft zur Akzeptanz. Ich nenne sie auch die heilsame Wurzel für Negativität. Akzeptanz ist nur in der Gegenwart zu finden. Ohne Gegenwärtigkeit ist es nicht möglich, in diesen Zustand zu gelangen. Akzeptanz kann auch Gleichmütigkeit genannt werden. Gleichmütigkeit beinhaltet keine Ablehnung, aber auch keine Gleichgültigkeit. Wenn Akzeptanz in Ihnen ist, können Sie innerlich zulassen, dass die Erfahrung, die Sie im gegenwärtigen Moment machen, nicht zu ändern ist, weil sie ja schon da ist.
WellenMUT bedeutet also: Sie begegnen jeder Welle mit Akzeptanz. Eine Welle, die da ist, lässt sich nicht aufhalten oder wegdrängen. Wenn Sie das Wasser versuchen aufzuhalten, dann staut es sich bloß und schlägt mit gewaltiger Wucht zurück. Ablehnung oder emotionaler Widerstand gegen die Wellen sind unsinnige Kämpfe, die nichts daran ändern, dass die Welle da ist. Aus der Tiefe der Gegenwärtigkeit heraus können Sie mit der Welle gleichmütig umgehen und sofort Ihren Frieden mit ihr machen, wenn sie auftaucht. Sie gehen mit dem Wellengang, nicht gegen ihn, weil Sie wissen, dass das unnötiges Leid erzeugt.
Das Leben in allen seinen Wellenformen lieben
Wenn Sie gegen schmerzhafte Wellen sind, sind Sie gegen das Leben, denn Schmerz ist ein Teil des Lebens. Akzeptanz fordert von Ihnen, „Ja“ zum Leben zu sagen und es in allen seinen Wellenformen zu lieben. Ablehnung lenkt die Aufmerksamkeit und Energie auf das, was Ihnen Schmerz bereitet. Also wird Schmerz wachsen. Akzeptanz macht den Weg frei für Frieden (Zufriedenheit). Sie bewegen sich zum Frieden und genau dieses Energiesignal senden Sie aus. Unsere Umwelt ist ein Spiegel – gleichartige Energie wird immer zurückkommen.
Ich weiß, das ist viel einfacher gesagt als getan. Gegenwärtigkeit und Akzeptanz sind zwar ganz natürliche Fähigkeiten, können bei den meisten Menschen jedoch nur durch Training erreicht werden, weil der Verstand erst in diese Richtung erzogen werden muss, Ihnen auch stets zu folgen. Schon kleine Kinder stampfen wild auf dem Boden herum und schreien wütend, wenn Junior-Verstand nicht das bekommt, was er will. Ein Kind muss und sollte diesen Bewusstseinszustand zunächst durchlaufen. Als Erwachsener können wir erkennen, dass das unnötig ist und uns selbst schadet. Wir brauchen in diesem Stadium des Kindes nicht stehen zu bleiben. Auch, wenn die erwachsene Variante davon vielleicht etwas dezenter aussieht, Ablehnung ist Ablehnung und kann nur durch Akzeptanz und Gleichmütigkeit aufgelöst werden. Innerlich „Ja“ sagen bedeutet übrigens nicht, dass Sie sich ab sofort nur noch in den Sessel setzen und sich dem Schicksal ergeben sollen. Wir können und sollen Gestalter unseres Lebens sein und etwas ändern, das wir ändern wollen. Dafür brauchen wir keine Negativität.
So können Sie innerlich Ja sagen lernen
- XXXXX ist da
- XXXXX ist geschehen
- XXXXX tut weh
- XXXXX ist anders
- XXXXX ist noch nicht geschehen
- XXXXX ist weg
- XXXXX ist nicht erfüllt worden
- XXXXX ist unangenehm
… und trotzdem akzeptiere ich diese Erfahrung voll und ganz.
Finden Sie zunächst heraus, wie oft und was Sie alles ablehnen, und notieren Sie es am besten:
Hier ein paar Beispiele:
- Personen, Tiere, Orte,
- das Verhalten von anderen Menschen, ihre Kleidung, Figur oder Auftreten,
- andere Meinungen, Kulturen, Werte, Lebensformen,
- Entscheidungen
- das Wetter, die Jahreszeiten,
- Aufgaben oder anstehende Verpflichtungen,
- Lebenssituationen,
- Schmerz, Angst, Verluste,
- Nahrungsmittel, Farben, Autos, Stilrichtungen,
- Bewegung oder Sport, Anstrengung,
- Krankheiten,
- Ihre Figur oder Ihr Aussehen, das Altern,
Jede Welle hat ihren Sinn
Ihnen fällt bestimmt noch mehr ein. Immer, wenn Ihr Verstand etwas ablehnt, was Sie gerade erfahren, bringen Sie sich sofort in die Gegenwart und machen sich blitzschnell bewusst, dass Sie sich doppelt bestrafen, wenn Sie Ärger, Wut, Enttäuschung entwickeln. Jede Welle hat ihren Sinn!
Vielleicht denken Sie jetzt, dass Gleichmütigkeit und Akzeptanz Bewegungslosigkeit fördern? Das Gegenteil ist der Fall. Akzeptanz ist ein höchst positiver und dynamischer Zustand, der Energien förderlich bewegt und Raum schafft. Es geht nicht immer darum, wie wir in einer Situation bestmöglich unsere Bedürfnisse befriedigen können, oder wer Schuld hat, sondern wie Sie ihr angemessen und für sich förderlich gerecht werden können. Akzeptanz beginnt in den Kleinigkeiten des Alltags, in denen wir uns von Wut und Ärger befreien können: Der volle Parkplatz, das Glas, welches herunterfällt, die andere Meinung des Partners, der mürrische Kunde am Telefon, der Paketdienst, der zu spät kommt, der Kellner, welcher das falsche Essen bringt, das Date, welches Sie kurzfristig versetzt, der Kunde, welcher Ausreden stammelt und nicht kauft und so weiter.
Das Geheimnis der Akzeptanz ist im Grunde ganz einfach: Üben, üben, üben. Wenn Sie es nicht können, sind Sie entweder innerlich noch nicht bereit, oder Ihnen fehlt Übung.
Im nächsten Beitrag geht es um die wellenMUTIGE Kommunikation und warum sie so wirksam ist. —
Über Brigitta C. Kemner
Brigitta C. Kemner ist Personal Coach, Business Coach und Rednerin und begleitet seit 2003 Führungskräfte, Manager, Geschäftsführer, Unternehmer, Selbstständige und Privatpersonen bei persönlichen und beruflichen Veränderungen. Dabei liegen ihre Schwerpunkte besonders bei den Themen Selbstbalance, Selbstführung, Menschenführung, Potenzialentwicklung und Kommunikation. Ein neues Bewusstsein, innere Freiheit, Gelassenheit, Empathie und Selbstverantwortung sind ein wesentlicher Bestandteil ihrer Arbeit mit Menschen und für die Aktivierung von inneren Ressourcen.
Mehr über Brigitta C. Kemner erfahren Sie auf www.brigitta-kemner.com.
