Über unsere Distanzzonen

"Mit Stil im Business überzeugen – Es zählen keineswegs nur die Fakten" – die Kolumne von Elisabeth Motsch

Sie kennen die Situation sicher, wenn Ihnen jemand den Arm um die Schulter legt und Sie fühlen sich unwohl. Oder, Ihnen tritt jemand im Gespräch, ohne Sie zu berühren, zu nahe, sodass Sie ausweichen müssen, um konzentriert zuhören zu können. „Jeder Mensch hat seine eigenen Raumbedürfnisse“ stellte der Professor für Anthropologie, Dr. Edward Hall, der Northwestern University fest. Er war überzeugt, dass der Gebrauch des Raumes in direktem Zusammenhang mit der Fähigkeit der Menschen steht, sich anderen mitzuteilen und andere als nahe stehend oder entfernt zu finden. Es handelt sich dabei um verschiedene Gebiete, die mit abnehmender Vertrautheit immer weiträumiger werden. Vier Zonen, innerhalb denen Menschen agieren, lassen sich feststellen. Sie tun gut daran, diese imaginären Grenzen nicht zu überschreiten. Dazu gehört aber Einfühlungsgsvermögen und Aufmerksamkeit, denn nicht jeder hat die gleiche Distanzzone.

Die intime Distanz
Die intime Distanz kann sehr nahe sein wie beim körperlichen Kontakt. Sie reicht bis ungefähr sechzig Zentimeter in unserem westlichen Kulturkreis. Sehr enge Freunde, Lebenspartner und Kinder dürfen in diese Distanzzone vordringen. Wenn ein Mann und eine Frau, die sich nicht nahe stehen, sich in diese intime Distanzzone gedrängt fühlen, kann es für beide sehr peinlich werden.

Wenn Sie sich beim Anstellen in der Kantine, im Lift oder auf engem Raum mit vielen anderen Menschen unwohl fühlen, wird Ihre intime Distanzzone überschritten. Jedes Eindringen einer nicht vertrauten Person empfinden Sie daher als Grenzverletzung und Sie reagieren automatisch: Sie spannen alle Muskeln an und versuchen den Nachbarn auf keinen Fall irgendwo zu berühren. Diese Reaktion bedeutet: „Ich bitte Sie um Entschuldigung, dass ich in Ihre Zone eindringe, aber die Situation zwingt mich dazu und ich werde Ihre Privatzone respektieren.“ Sollten Sie anders reagieren und die Situation für sich ausnützen, haben Sie bereits verloren.

Die persönliche Distanz
Rund einen Meter Abstand zur nächsten Person ist die durchschnittliche Entfernung, die Sie brauchen, um sich wohl zu fühlen. Für den Beginn einer Kommunikation, eines Gesprächs ist dies die wichtigste Distanzzone, daher ist es ganz entscheidend, diese auch zu beachten. Sie können einander die Hand reichen und der Kontakt ist für ein mehr oder weniger persönliches Gespräch eng genug.

Natürlich vermitteln Sie mit der Distanz auch eine Botschaft. Als Vorgesetzter sollten Sie sich bewusst sein, wenn Sie an einen Mitarbeiter näher als an andere herantreten, signalisieren Sie eine gewisse Bevorzugung der Person. Andererseits könnte dieses Nähertreten als aufdringlich empfunden werden, wenn Sie mit der Person auf weniger vertrautem Fuß stehen.

Manche Vorgesetzte oder Politiker nehmen den Unterarm der begrüßten Person, oder legen die Hand auf die Schulter und maßen sich dabei eine Vertrautheit an, die ihnen nicht zusteht. Angreifen dürfen Sie Ihr Gegenüber nur, wenn Sie tatsächlich sehr vertraut miteinander sind.

Die gesellschaftliche Distanz
Bei der gesellschaftlichen Distanz ertragen Sie eine Entfernung von eineinhalb bis drei Meter. In diesem persönlichen Raum werden Geschäfte abgewickelt, mit Kunden verhandelt und unpersönliche Angelegenheiten geregelt. Auch bei zwanglosen Treffen, bei Dienstleistern und im Geschäft ist diese Distanzzone notwendig.

Die Büros von hochgestellten Persönlichkeiten, General- und Vorstandsdirektoren sind deshalb so geräumig, um ihre Herrschaft über die Distanz auszudrücken. Auch der Schreibtisch hat die Funktion, die Untergebenen oder Mitarbeiter auf Distanz zu halten. In dieser Position ist es für Chefs leicht, einfach hinter dem großen Schreibtisch sitzen zu bleiben ohne an Status zu verlieren.

In Firmen ist diese Distanzzone wichtig, denn Sie können weiterarbeiten, ohne unhöflich zu wirken. Sie können aber auch die Arbeit beiseite legen und reden. Empfangspersonal braucht beispielsweise diesen Raum, um weiterarbeiten zu können, und nicht gezwungen zu sein, eine Unterhaltung mit der wartenden Person zu führen. Eine schützende Distanz, die Sie keinesfalls umgehen sollten.

Die öffentliche Distanz
Beobachten Sie einmal Menschen an einer Haltestelle. Weit verstreut, selbst bei Regen, sammeln sie sich und versuchen, die öffentliche Distanz zum Nächsten nicht zu überschreiten. Sie beträgt vier bis sechs und mehr Meter, um als angenehm empfunden zu werden. Diese Entfernung hält ein Lehrer zu seinen Schülern im Unterricht, ein Vortragender im Seminar, eine Vorgesetzte bei der Rede an die Mitarbeiter, Schauspieler und Politiker.

Verschiedene Distanzzonen
Im Berufsleben stoßen wir auf verschieden Distanzzonen und Reviere, die wie ungeschriebene Gesetze eingehalten werden müssen, um nicht anderen gegenüber unhöflich zu sein.

Das Büro oder der eigene Schreibtisch sind oft mit Blumenstöcken, Bilderrahmen, ihrer witzigen Kaffeetasse, Kinderzeichnungen, Postkarten und allerhand persönlichen Kleinigkeiten abgegrenzt. Im Kundenverkehr rate ich Ihnen allerdings von dieser Wohnzimmeratmosphäre dringend ab. Ebenso gehört der Computer, obwohl Firmeneigentum, in die persönliche Distanzzone.

Diese Signale bedeuten: „Halt, bis hierher und nicht weiter!“
Im Restaurant wird der Anspruch auf Platz am Tisch üblicherweise halbe – halbe geregelt. Wie schlimm empfinden Sie es, wenn sich jemand über die Tischmitte beugt oder ihr Glas dorthin schiebt?

Tipp:
Halten Sie lieber mehr Distanz und achten Sie intensiv auf Signale Ihres Gegenübers, um nicht als unhöflich zu gelten. Eine Armlänge Distanz ist meist ein gutes Maß für einen Gesprächseinstieg. Berühren Sie keine Person, mit der Sie nicht vertraut sind und halten Sie nach dem Händeschütteln nicht die Hand oder den Arm der begrüßten Person fest.

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Elisabeth Motsch: Karriere mit Stil

Das Buch zum Thema:

Karriere mit Stil. Ratgeber für eine erfolgreiche Zukunft: Top-Umgangsformen im Business.

Leykam, Juni 2004 – gebunden – 295 Seiten ISBN: 3701174830

 

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Über die Autorin:

Elisabeth Motsch, Image-Coach, Trainerin und Speaker, ist die Spezialistin für den Erfolgsfaktor Kleidung und Umgangsformen und ist mit Ihrem stilsicheren, selbstbewussten und kompetenten Auftritt zur Marke geworden. In ihrer Tätigkeit als Referentin und Trainerin verbindet sie sprühende Leidenschaft für Menschen, Mode und Stil mit fachlicher Kompetenz. Mit klar verständlichen Tools und ihrem österreichischen Charme und ihrer motivierenden Art, begeistert sie ihre Teilnehmer in Seminaren und Vorträgen. Sie hilft ihren Kunden ihr Image-Konzept zu entwickeln, um als Person auch optisch zu überzeugen.

Sie ist Impulsgeberin und motiviert in den verschiedensten Branchen Mitarbeiter und Führungspersönlichkeiten sich authentisch und kompetent zu kleiden und aufzutreten. Ihre vielen Kunden in Österreich, Deutschland, Schweiz und Südtirol bestätigen ihre hohe fachliche Kompetenz und ihre Fähigkeit Menschen mit diesen sensiblen Themen zu begeistern.

www.motsch.at

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