Umweltschutz und Wertschöpfung: Bioethanol und Basis-Chemikalien aus Stahlwerksabgasen

Abgase aus der Eisen- und Stahlerzeugung enthalten große Mengen an Kohlenmonoxid (CO), Kohlendioxid (CO2) und auch Wasserstoff (H2). Bei der Produktion einer Tonne Stahl entstehen durchschnittlich 1,8 Tonnen Kohlendioxid. So kommt die Eisen- und Stahlindustrie insgesamt auf einen Anteil von 6,7% des weltweiten CO2-Aufkommens. Bislang wurden diese Abgase entweder einfach abgefackelt oder zur werksinternen Erzeugung von Prozesswärme und elektrischer Energie genutzt. Im Rahmen eines zehnjährigen Kooperationsabkommen wollen Siemens Metals Technologies und LanzaTech nun dieses Potenzial heben und die Umweltfreundlichkeit sowie zugleich die Wertschöpfung in der Eisen- und Stahlindustrie erhöhen.

Das Unternehmen LanzaTech hat nun 2012 eine patentierte Technologie zur vorkommerziellen Einsatzreife gebracht, mit der die Stahlwerksabgase zur Erzeugung von Bioethanol und anderen Basis-Chemikalien wie Essigsäure, Aceton, iso-Propanol, n-Butanol oder 2,3-Butanediol genutzt werden können. Dabei werden die Abgase aus Konverter-, Kokerei- oder Hochofenprozessen als Nährstoff und Energiequelle für das patentierte biologische Fermentierungsverfahren genutzt. Die CO2-Emissionen (der „Carbon Footprint“) sind bei dieser Weiterverwendung dabei um etwa ein Drittel geringer als bei der Verstromung der Stahlwerksabgase beziehungsweise um 50-70% geringer als bei erdölbasierten Kraftstoffen. Das so gewonnene Bioethanol tritt auch – ähnlich wie die Biospritgewinnung der 2. Generation aus biologischen Reststoffen und Abfällen statt aus der Frucht – nicht in Konkurrenz zur Nahrungsmittelerzeugung.

Kunststoffe aus CO2: Forschungsprojekte zeigen erste Erfolge

Kohlendioxid (CO2) aus Kohlekraft-, Zement- und Stahlwerken – bzw. allgemein Werken der energieintensiven Industrie – können entweder klimabelastende Emissionen oder sinnvoll genutzt ein wertvoller Rohstoff zur Produktion von Basis-Chemikalien als Bausteine für Materialien wie Gummi, Plastik, Kunstfasern oder Treibstoffe sein. Um entsprechende Möglichkeiten zu erforschen, hat das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) 2009/2010 die Förderinitiative „Chemische Prozesse und stoffliche Nutzung von CO2“ gestartet. Dabei hat das BMBF für die mehr als 30 Verbundprojekte aus Wissenschaft und Wirtschaft insgesamt rund 100 Millionen Euro Fördermittel bereitgestellt, die durch weitere knapp 50 Millionen Euro aus der Industrie ergänzt wurden. Die Forschungsprojekte zeigen nun mittlerweile erste Ergebnisse. Mehr in dem Beitrag „Kunststoffe aus CO2: Forschungsprojekte zeigen erste Erfolge“ (17.01.2013)

Chemische Industrie könnte durch bessere Katalysatoren den Primärenergieverbrauch Deutschlands einsparen

Laut einer Roadmap der Internationalen Energieagentur IEA, des internationalen Chemieverbands ICCA und der DECHEMA könnte die chemische Industrie ihren Energieverbrauch bis 2050 mit Hilfe besserer Katalysatoren um 13 Exajoule senken – das ist die Größenordnung des gesamten Energieverbrauchs Deutschlands insgesamt. Katalysatoren sind Stoffe und Substanzen, die Reaktionen beschleunigen , ohne dabei selbst verbraucht zu werden. Maria van der Hoeven, Executive Director der IEA, erläutert: „Energieeffizienz ist ein versteckter Rohstoff: Sie senkt nicht nur den Verbrauch, sondern mindert auch Risiken von der Sicherheit der Energieversorgung bis zum Klimawandel. Die Roadmap zeigt, welche Maßnahmen die chemische Industrie weltweit sowie Regierungen ergreifen können, um im Jahr 2050 die Menge an Primärenergie und Treibhausgas-Emissionen einzusparen, die ganz Deutschland heute insgesamt benötigt…“

(mb)

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