UN-Studie zu Rohstoffspekulation und Hochfrequenzhandel

Der Rohstoffmarkt kennt spätestens seit 2008 nur eine Richtung: steigende Preise. Eine Studie der Handelskonferenz der Vereinten Nationen (UNCTAD) belegt nun den großen Einfluss der Spekulation – und innerhalb der Spekulation den Einfluss des computergestützten Hochfrequenzhandel – auf die Preisentwicklung der Rohstoffe. Laut dem WDR-Magazins „Monitor“  hat sich die Spekulationssumme allein im Jahr 2008 um 600% vervielfacht. Die DIHK hat die Auswirkungen auf die deutsche Wirtschaft allein durch diese Spekulation mit 30 Milliarden Euro Mehrausgaben im Jahr 2010 für die deutschen Unternehmen beziffert. Bei den Hightech-Metallen der Gruppe Seltene Erden kommen noch eine weltweit steigende Nachfrage und ein sinkendes Angebot aufgrund von Exportbeschränkungen Chinas hinzu, wodurch sich beispielsweise ein Kilogramm Dysprosium (für Mobiltelefone und Hybrid-Fahrzeuge benötigt) in dem Zeitraum Januar bis September 2011 von 400 Dollar auf rund 2.840 Dollar versiebenfacht hat. Laut dem Hamburgischen Weltwirtschaftsinstitut (HWWI) war das Jahr 2011 mit 12,4% Preisanstieg bei Rohstoffen ohne Energie und mit 22,4% inklusive der energetischer Rohstoffe das teuerste Rohstoffjahr der Geschichte. Die Erklärung des HWWI für die Teuerung: „Durch die niedrigen Zinsen der Notenbanken, besonders der Fed, stand Anlegern und Hedgefonds viel Liquidität zur Verfügung, die zur Portfoliodiversifikation und Inflationsabsicherung in Rohstoffe investiert wurden.“

Hochfrequenzhandel ist Treiber der Rohstoffspekulation

Die aktuelle Studie der Handelskonferenz der Vereinten Nationen (UNCTAD) hat nun die Struktur der Rohstoffspekulation untersucht und kam zu dem Ergebnis: Der computergestützte Hochfrequenzhandel habe zu einem „Strukturbruch“ an den Rohstoffbörsen geführt, mit dem Ergebnis einer Destabilisierung der Rohstoffpreise, mit plötzlichen und scharfen Korrekturen der Preise – meist nach oben. Laut der UNCTAD-Studie haben Spekulationsgeschäfte die Preise für Öl oder Mais seit dem Jahr 2008 deutlich stärker beeinflusst als die tatsächlichen wirtschaftlichen Daten. Dadurch sind die Preise von ihren Fundamentaldaten losgelöst und verhalten sich ähnlich wie andere Spekulationsobjekte, beispielsweise Aktien. Für die Gewinne der Spekulanten müssen dann die Unternehmer und Verbraucher der realen Wirtschaft aufkommen, die die virtuelle Arbeit der häufig institutionellen Spekulanten (Banken, Hedgefonds etc.) mit Milliarden teuer und ungewollt bezahlen müssen. Geld, das dadurch an anderer Stelle fehlt und über die hohe Teuerungsrate Unternehmensgewinne und Lohnsteigerungen auffrisst – und statt dessen die Taschen in den Finanzzentren und Offshore-Paradiesen füllt. Laut den UNCTAD-Ökonomen hat es vor dem Jahr 2008 statistisch keinen Zusammenhang zwischen den Rohstoff- und den Aktienmärkten gegeben. Erst seit dem Krisenjahr 2008, als Billionengelder aus den destabilisierten Finanzmärkten in alternative „Anlagemöglichkeiten“ wie Gold oder Rohstoffmärkte flüchteten, sei die Korrelation deutlich gestiegen. Laut der Studie hat dabei nun vor allem der Hochfrequenzhandel innerhalb der Spekulation einen großen Anteil. Mittlerweile werden rund 70% der Börsengeschäfte in den USA und bis zu 40% der Geschäfte in der EU nur noch von Computern gesteuert. (Zur vollständigen Studie der UNCTAD; siehe auch weitere Details und Hintergrundinformationen in dem längeren Artikel zu dieser Studie, "UN-Studie belegt: Hochfrequenzhandel der Börsenspekulanten verzerrt Rohstoffmarkt und ist Preistreiber zulasten der Realwirtschaft".)

(mb)

 

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