Verabschieden Sie sich vom Perfektionismus

… aus der Kolumne „Anders denken“ von und mit Nicola Fritze.

Sind Sie auch so jemand? Sie machen alles immer wahnsinnig gut? Sie sind immer besser und sorgfältiger, fleißiger und schneller als die Anderen? Bei Ihnen stimmt auch das letzte Komma, auch das kleinste Detail ist bis ins Letzte durchdacht?

Dann machen Sie was falsch. Was? Ja, richtig: Denn Perfektionismus hält uns auf. Perfektionisten tendieren dazu, von Beginn an stark auf Details zu achten und übergroße Sorgfalt walten zu lassen, wo vielleicht auch Lösungen gefragt sind, die nicht perfekt sein müssen, sondern schlicht und ergreifend funktionieren. Diese Haltung macht es manchmal unmöglich, eine Sache einfach erst mal zu erledigen, und sei es grob und nur in den grundsätzlichen Linien durchdacht. Das aber ist eine ganz gute Taktik, wenn man es eilig hat. Denn dann kommt es darauf an, so schnell wie möglich etwas auf die Beine zu stellen. Und zwar etwas, das gut genug ist. Und funktionieren tun im Alltag häufig auch die Lösungen, die nicht perfekt sind, sondern schlicht gut genug.

Perfektionisten haben einen hohen Anspruch an sich selbst – und setzen sich damit oft wahnsinnig unter Druck. Dieser Druck verhindert, dass man etwas erst mal einfach macht, ungeachtet des Ergebnisses. Denn bevor ein Perfektionist etwas beginnt, muss er erst mal genau planen, wie er es bestmöglich hinkriegt – und dann auch noch die Kapazitäten dafür freischaufeln. Perfektionismus hindert deshalb vielleicht sogar daran, schnell mit etwas anzufangen. Denn Perfektionisten haben ja von Anfang an den Anspruch, etwas Perfektes zu schaffen. Das muss dann durchgeplant sein, ins Detail durchdacht. Bis der Perfektionist so weit ist, haben andere schon längst etwas umgesetzt, das auch funktioniert.

Perfektionismus sorgt dafür, dass wir uns zu früh auf Details konzentrieren, die für das große Ganze aber nur geringe Bedeutung haben. Dabei verrennen wir uns unter Umständen und kommen schließlich nicht mehr vom Fleck. Deshalb gilt: lieber erst mal machen. Der Perfektionismus mit seinem Hang zur Feinjustierung kann dann in der Schlussphase einsetzen, wenn das Fertigstellen der Aufgabe schon in nächste Nähe gerückt ist und wir noch Zeit, Kapazitäten und Energie über haben. Dann sehen wir auch, ob Feinschliff tatsächlich notwendig ist, oder ob man ihn in diesem Fall nicht getrost weglassen kann.

Also weg mit der Alles-oder-Nichts-Haltung! Machen Sie mal Urlaub von Ihrem Anspruch an Perfektion und fangen Sie einfach an – in dem Wissen, dass auch 60 bis 80 Prozent oft völlig ausreichend sind und Sie ihr Ergebnis immer noch verbessern können, wenn Sie den Großteil erst mal erledigt haben. Denn die Erfahrung besagt, dass es schlussendlich zumeist nur darum geht, die Dinge fertig zu kriegen. Ob die nun zu 60, 80 oder 120 Prozent gelungen sind, ist erst mal gar nicht so wichtig. Wichtig ist, dass sie den Alltagsansprüchen genügen – seien es Ihre, oder die Ihres Vorgesetzten.

Dieser Ratschlag hat übrigens noch zwei Aspekte, die Sie verinnerlichen sollten: Wenn Sie immer alles supertoll machen, wird auch immer nur Supertolles von Ihnen erwartet. Viel mehr als von den Anderen. Das ist unfair, aber hausgemacht. Gewöhnen Sie sich also an, Ihr Umfeld an ein menschlicheres Maß zu gewöhnen. Das nimmt Ihnen nicht nur Leistungsdruck. Dann werden Ihre nur noch ausnahmsweise gelieferten perfekten Ergebnisse auch viel mehr Beachtung und Applaus finden. Und Energie und Lebenszeit sparen Sie auch. Im Zweifel für die Momente, wo es wirklich wichtig ist, perfektionistisch zu sein. Und dann können Sie ja mal so richtig auf die Perfektionistenpauke hauen und die anderen blass aussehen lassen …

Ihre Nicola Fritze

Zur Autorin:

Nicola Fritze ist Deutschlands Motivationsfrau. Mit ihrem Motto „Anders denken – anders handeln“ begeistert die Trainerin und Rednerin jährlich tausende von Menschen.

Ihre zwei Podcasts „Das Abenteuer Motivation“ und „Der Fritze-Blitz“ zählen zu den erfolgreichsten Podcasts zum Thema Motivation und Persönlichkeitsbildung. Ihre Hörsendungen erreichen mehr als 30000 Hörerinnen und Hörer.

Anfang 2011 erschien ihr neues Buch „Raus aus der Grübelfalle Wie Sie Ihre Denkgewohnheiten ändern und Ihre Persönlichkeit gezielt weiter entwickeln“. Hierin zeigt Nicola Fritze augenzwinkernd auf, wie wir mit Hilfe des Konzepts der inneren Stimmen handeln, statt immer nur zu grübeln.

Mehr über die Motivationsfrau erfahren Sie unter www.nicolafritze.de.

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