Vom richtigen Umgang mit Skeptikern

… aus der aktuellen Kolumne von Andreas Buhr.

Eine der anspruchsvollsten Aufgaben einer Führungskraft ist wohl die Kritik. Wobei Kritik den negativen Beigeschmack, den das Wort für viele hat, meiner Ansicht nach nicht verdient: Denn Kritik bringt – wenn sie konstruktiv ist – den Kritisierten zumeist weiter.

Anders verhält es sich bei Skeptikern: Denn der Skeptiker misstraut den Worten und Handlungen seiner Mitarbeiter oder Vorgesetzten – und gar nicht so selten auch sich selbst. Zudem ist der Skeptiker immer auch Zweifler: In ihm liegen mindestens zwei Meinungen, zwei Tendenzen im Widerstreit. Darum wirken Menschen, denen das Zweifeln zur zweiten Natur geworden ist, immer auch etwas kränklich. Der andauernde innere Kampf zermürbt sie. Der Zweifler schwankt hin und her, stets beschleicht ihn nach einem Entschluss das Gefühl, er hätte sich vielleicht doch besser anders entscheiden sollen.

Skeptiker sind keine glücklichen Menschen, vielleicht ist das auch der Grund, warum sie so schlecht ertragen können, wenn andere ihr Glück gefunden haben. Können Sie sich einen solchen Zweifler als gute Führungskraft vorstellen? Wohl kaum. Umgekehrt ist es für Sie als Führungskraft aber auch nicht einfach, mit skeptischen Mitarbeitern umzugehen. Nicht zuletzt, weil Skepsis konstruktive Kritik schwierig macht. Doch niemand wird als Skeptiker geboren. Vielleicht hilft es Ihnen, wenn Sie sich klar machen, wie ein Mensch zum Skeptiker wird.

Erfahrung macht klüger – und skeptischer

Die Wurzeln werden früh gelegt – bereits in der Kindheit: Kinder sind in der Regel erst einmal vertrauensvoll. Doch werden sie größer, machen sie in der Regel auch Erfahrungen, die Ihnen das Gegenteil implizieren. Da gibt ihnen ein Händler auf der Kirmes wissentlich zu wenig Wechselgeld heraus, da stehen sie im Geschäft brav in der Warteschlange und erleben wie sich ein Erwachsener rücksichtslos vordrängelt, oder da wird ihnen von Anderen die Schuld an etwas zugeschoben mit dem sie nichts zu tun hatten. Erfahrung macht klüger und eben auch skeptischer.

Entscheidend ist, welche Grundeinstellung aus diesen Erfahrungen abgeleitet und in das Erwachsenenleben mitgenommen werden. Welche Weisheiten und Bewertungen wurden von Eltern und Lehrern mitgegeben? „Sei immer vorsichtig?“ oder „Trau dich nicht, wage nichts?“ Treffen solche Aussagen zu, passiert es leicht, das aus gesunder Vorsicht steter Zweifel oder auch Selbstzweifel wird. Das ist schade. Schließlich erfährt eder, der sich auf den Weg macht, sein Leben zu meistern, Kränkungen, Enttäuschungen, Zurückweisungen, Misserfolge.

Es ist Teil eines Lernprozesses, den jeder Mensch durchläuft. Denn wir lernen ja nicht nur aus Dingen, die besonders gut laufen, sondern immer auch, und wahrscheinlich besonders nachhaltig, aus unseren Fehlern. Womit wir wieder bei der konstruktiven Kritik wären: Nicht jeder Fehler ist sofort als solcher erkennbar, nicht immer wissen wir, was wir eigentlich genau falsch gemacht haben. Da ist ein Hinweis von außen hilfreich – besonders, wenn er von einer Vertrauensperson kommt.

Mit Skeptikern muss vertrauensvoll umgegangen werden!

Ohne Vertrauen geht es nicht. Das zeigt schon unser Alltag: Wer denkt schon darüber nach, ob der Brief auch ankommt, den man in einen gelben Kunststoffkasten an der Straße steckt? Woher weiß man eigentlich, dass der Arbeitgeber am Ende des Monats den Lohn, das Gehalt wirklich zahlen wird, den er zugesagt hat? Weiß man wirklich, ob die Person, die vorne am Führerstand des Zuges oder in der Pilotenkanzel des Flugzeugs sitzt auch fahren oder fliegen kann und nicht etwa betrunken ist? Warum ist man so sicher, dass die Überweisung, die man bei der Bank einreicht, auch durchgeführt wird und das Geld damit den Empfänger erreicht?

Fragen Sie Skeptiker, die Ihnen als Führungskraft nicht mit dem nötigen Vertrauen begegnen, warum sie an Ihrem Urteil zweifeln, und führen Sie ihnen die angesprochenen Beispiele vor Augen. Vielleicht ändert der Mitarbeiter seinen Blickwinke und: nicht „falsch oder richtig“, „gut oder schlecht“, sondern „warum eigentlich?“ rückt in den Fokus seiner Gedanken.

Am meisten aber helfen Sie Skeptikern, indem Sie vertrauensvoll mit ihnen umgehen. So trennen diese sich leichter von ihren Zweifeln und sind empfänglicher für konstruktive Kritik. Kein kurzer Weg. Aber auch hier gilt: Es ist immer noch besser unvollkommen zu beginnen, als perfekt zu zögern.

Ihr Andreas Buhr

Zur Person:

Andreas Buhr, CSP, ist einer der bekanntesten Speaker im Bereich Führung und Vertrieb.

Der Experte für Führung im Vertrieb ist Vollblutunternehmer und erfolgreicher Trainer, Buchautor, Referent und Vorstand der go! Akademie für Führung und Vertrieb AG.

Näheres zu seiner Person erfahren Sie unter: www.andreas-buhr.com, www.go-akademie.com und www.youtube.com/user/goakademie.

Neues Buch:

Das neue Buch von Andreas Buhr mit dem Titel „Vertrieb geht heute anders: Wie Sie den Kunden 3.0 begeistern“ erschien im September 2011 im Gabal-Verlag (ISBN 978-3-86936-230-4, € 29,90).

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